Stader Verein hat Frist zur Räumung der Halle nicht eingehalten. Stadt hat neue Pläne für das Gelände. Wohin mit 10.000 Exponaten?

Stade. Bis zuletzt hatten die Mitglieder des Technik- und Verkehrsmuseums auf eine Wende gehofft, nun kam per Gerichtsvollzieher das Aus. Und das, obwohl über die vom Vereinsanwalt Oliver Wehrs beim Landgericht Stade eingereichte Vollstreckungsabwehrklage noch nicht entschieden ist.

Die Kirchenglocken von St. Wilhadi läuteten, als die Polizei auf das Gelände des Stader Technik- und Verkehrsmuseums kam, um zwischen Museumsmitgliedern und Gerichtsvollzieher zu schlichten. "So ist das immer, wenn jemand begraben wird", sagen Erika Wiegmann und Inge Bahlke mit Tränen in den Augen. "Wir waren als Mitglieder dabei, als der Museumsverein vor 30 Jahren gegründet wurde. Und nun werden wir rausgeschmissen."

Die Zwangsvollstreckung besiegelte Gerichtsvollzieher Berthold Kück im Auftrag der Hansestadt Stade. Seit dem 1. November war die Frist abgelaufen, die Museumshalle zu räumen. Darauf hatten sich Museumsvorstand und Stadtverwaltung vor Gericht bereits Anfang dieses Jahres in einem Vergleich verständigt.

"Wir haben einen Titel und deshalb den Gerichtsvollzieher mit der Zwangsvollstreckung beauftragt", verwies Stades Erster Stadtrat Dirk Kraska auf die Rechtslage. Der Vergleich wurde geschlossen, nachdem bereits die Räumungsfrist zum 31. Dezember 2011 verstrichen war, weil der Museumsverein kein Ausweichgebäude für seine etwa 10 000 Exponate hatte finden können. Die Stadt hatte dem Verein seit 1983 die Halle kostenlos zur Verfügung gestellt, aber als Eigentümerin der Halle und des umgebenden Areals neue Pläne für die Stadtentwicklung entwickelt. Das einst gute Verhältnis zwischen Hansestadt und Museumsverein wandelte sich zu einem Streit, seit der damalige Bürgermeister Andreas Rieckhof 2009 Pläne vorlegte, das etwa 35 000 Quadratmeter große Gelände für rund zwei Millionen Euro zu vermarkten.

"Für einen Möbel-Abholmarkt samt Großparkplatz sollen wir nun weichen, wir könnten doch ebenso gut am Rande des Parkplatzes bleiben", sagt Walter Müller, Vorsitzender des Museumsvereins. Der 74-Jährige ringt um Fassung. "Wir haben in 29 Jahren ehrenamtlicher Arbeit die Museumssammlung zusammengetragen. Vieles wie die historische Druckerei oder der alte Kleinbahnhof samt Gleisbett ist baulich fest in der Halle verankert. Wir sehen unsere Exponate als ein Stück Kulturgut aus der Region, das kann die Stadt nicht auseinanderreißen, verscherbeln oder verschrotten."

Sein Stellvertreter Edmund Hänel sieht die ehrenamtliche Arbeit mit Füßen getreten, obwohl der Vereinsvorstand stets eine Einigung mit der Stadt angestrebt habe, weil dieses Museum nicht zerstört werden soll.

Doch Stadtrat Kraska argumentiert, dass seit 2010, als der Nutzungsvertrag mit dem Museum gekündigt wurde, genug Zeit war, ein neues Domizil zu suchen. Museumschef Walter Müller sieht in den ausstehenden Gerichtsentscheidungen den "rettenden Strohhalm, an den wir uns klammern".