Notaufnahme und Geriatrie in der kreiseigenen Klinik sind zu klein. 7,37 Millionen Euro sollen jetzt Abhilfe schaffen und die Mängel ausmerzen.

Buchholz. Ein Sechs-Seiten-Papier des Krankenhauses Buchholz spricht eine deutliche Sprache: Die Zustände im Bettenhaus West der kreiseigenen Klinik entsprechen nicht dem Status Quo, den Patienten sich wünschen, wenn sie im Jahr 2012 ein Krankenhaus aufsuchen müssen. Ganz offen spricht Geschäftsführer Norbert Böttcher von "baulichen und organisatorischen Defiziten".

Die Mängelliste ist lang im akademischen Lehrkrankenhaus der Universität Hamburg in der Nordheide. Erstens: Die internistische und neurologische Notfallaufnahme im Erdgeschoss des Bettenhauses West sei "überlastet". Zweitens: Alle Wege der Station führten über einen "unterdimensionierten Flur" - damit seien "hygienische Mängel" verbunden. Drittens: Die Wege für die Patientenaufnahme seien "lang und unübersichtlich". Viertens: Die Größe der Dreibettzimmer sei "unwirtschaftlich", wenn sie auf Zweibettzimmer umgestellt würden. Fünftens: Es fehlten Betten für Isolationspatienten. Sechstens: Es fehlten Umkleiden. Und siebtens: Es fehlten Räume für die Ärzte.

Das Bettenhaus West ist Mitte der 1980er-Jahre gebaut worden, die engen Flure mit ihrem gelben Licht bieten aber mehr eine Anmutung der 1970er-Jahre. Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende der Krankenhäuser Buchholz und Winsen, Markus Beecken, findet deutliche Worte, wenn er sich in diesen Tagen im Bettenhaus West mit seinen rund 150 Betten umschaut: "Von unseren Ärzten und Pflegern wird vor allem im Aufnahmebereich sehr viel abverlangt", sagt der examinierte Gesundheits- und Krankenpfleger. "Die baulichen Bedingungen im Aufnahmebereich sind allerdings katastrophal und erschweren das Arbeiten."

Auch der Krankenhaus-Geschäftsführer Norbert Böttcher nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn er von den beiden Kreiskrankenhäusern spricht: "Die Wettbewerbssituation unter den Krankenhäusern ist sehr groß, niemand ist mit einer zweitbesten Behandlung zufrieden. Die Krankenhäuser Buchholz und Winsen müssen den großen Hamburger Krankenhäusern standhalten können."

Die Pflegedienstleiterin des Krankenhauses Buchholz, Angelika Hutsch, kennt die Misere: "In der internistischen und neurologischen Notaufnahme stehen häufig Betten auf den Fluren herum. Diese Abteilung M ist eindeutig zu klein." Das gelte auch für die Geriatrie, gleichzeitig gebe es zu wenig Isolationsbetten. "Der derzeitige Zustand ist für die Patienten wie für die Mitarbeiter unangenehm", sagt die Pflegedienstleiterin, "derzeit können wir die Intimsphäre der Patienten nicht immer wahren, und die Mitarbeiter arbeiten sehr beengt."

Oberärztin Dr. Linda Wanke spricht von einer "belastenden Situation" in der Notaufnahme. Zwar werde jeder Kranke "sofort auf ganz hohem Niveau behandelt", aber der Platzmangel in der Aufnahmestation bleibe der "Brennpunkt" im Bettenhaus West. "Vor fünf Jahren sind noch 7000 Patienten pro Jahr in der Station M aufgenommen worden, heute sind es jährlich 11 000 Patienten", sagt Linda Wanke, die auch Hygienebeauftragte des Krankenhauses ist. "Der Platzmangel hat auch Auswirkungen auf die Arbeitsbelastung der Mitarbeiter", sagt Geschäftsführer Norbert Böttcher.

Jetzt ist Abhilfe für das Krankenhaus Buchholz in Sicht: Der Landkreis Harburg will das Bettenhaus West modernisieren und anbauen lassen. Die Maßnahme kostet 7,37 Millionen Euro, die Finanzierung übernimmt zum Großteil der Landkreis Harburg und zum Minderteil das Land Niedersachsen mit 570 000 Euro. Am Montagnachmittag wird der Kreistag ab 15 Uhr im Veranstaltungszentrum Burg Seevetal in Hittfeld über die Baumaßnahme abstimmen. Die Zustimmung gilt als sicher, weil schon der Finanzausschuss in öffentlicher und der Kreisausschuss in nicht öffentlicher Sitzung grünes Licht für den finanziellen Kraftakt gegeben haben.

"Wir investieren hier in die Zukunft des Krankenhauses", sagt Norbert Böhlke, Vertreter des Landkreises im Krankenhaus und niedersächsischer Landtagsabgeordneter für die CDU. "Wenn wir nichts tun, könnte sich die Situation verschärfen. Es ist wichtig, rechtszeitig für Entspannung zu sorgen. Ich bin zuversichtlich, dass es im Kreistag eine breite Mehrheit für die Baumaßnahme geben wird."

1200 Quadratmeter Nutzfläche sollen im ersten Bauabschnitt entstehen - ein erster Schritt. "Im Jahr 2025 soll das Krankenhaus Buchholz komplett reorganisiert werden", sagt der 56 Jahre alte Geschäftsführer Böttcher, "das werde ich hier nicht mehr miterleben."