Die Betreiber wollen 150 Meter hohe Anlagen im Landkreis Stade bauen. Erlaubt sind derzeit aber nur 100 Meter.

Harsefeld. Die Windkraft-Unternehmen PNE Wind AG aus Cuxhaven und die Windkraft Nord AG wollen den nördlich von Ruschwedel bestehenden Windpark ausbauen und dort acht weitere, 150 Meter hohe Windgeneratoren errichten, davon jeweils zwei auf dem Gebiet des Flecken Harsefeld und der Gemeinde Bliedersdorf.

Der Ausschuss für Bau, Umwelt und Verkehr des Flecken Harsefeld begrüßt das Engagement der beiden Unternehmen - doch ob eine Erweiterung des Windparks erfolgen wird, hängt vom Willen der Bürger und vom Landkreis Stade ab. Für die neuen Windkraftanlagen wäre die Erstellung eines neues Regionalen Raumordnungsprogramms (RROP) nötig, welches den Bau von 150 Meter hohen Anlagen erlaubt. Bisher sind im Landkreis - bis auf zwei Ausnahmen - nur 100 Meter hohe Windgeneratoren erlaubt.

Der Landkreis will sich nicht gegen die Überarbeitung des RROP stellen. "Wir sind gehalten, Anpassungen vorzunehmen, wenn die Gemeinden dies wünschen", sagt Lothar Giesler vom Bauordnungsamt des Landkreis Stade. Wenn also der Flecken Harsefeld ein entsprechendes Signal an den Kreis sendet, dann wolle die Behörde tätig werden. Bereits Anfang November will der Landkreis entsprechende Anpassungen des RROP beratschlagen. Dabei gehe es, so Giesler, auch um die Höhenfestsetzung für die Windparks in der Region.

"Unser Ziel ist es, dass wir 2012 mit dem Verfahren fertig sind", sagt er. Ob der Zeitrahmen aber eingehalten werden könne, hänge vor allem vom Umfang der nötigen Beratschlagungen und Neubewertungen sowie dem öffentlichen Diskussionsbedarf ab. Erst im Anschluss an die Erstellung des neuen Raumordnungsprogramms könnte in den Gemeinden über eine Anpassung der kommunalen Bauleitplanung, also dem Flächennutzungsplan und dem Bebauungsplan, entschieden werden.

Neue Gebiete für Windparks soll es nach Aussage des Kreisbauordnungsamtes zunächst nicht geben. 14 Standorte gibt es derzeit im Landkreis. Das reiche aus, so Giesler. Außerdem seien nicht unendlich viele Flächen verfügbar. Es gebe auch Tabuzonen. Dazu zählen sowohl das Alte Land als auch die "Natura 2000"-Gebiete. Eine gewisse Arrondierung bestehender Flächen sei aber vorstellbar - so wie bei Ruschwedel. Dort wäre für den Bau der neuen Drei-Megawatt-Generatoren, so die Unternehmen, eine geringfügige Erweiterung der bestehenden Anlagenfläche zwischen den Kreisstraßen K 26 und der K 49 nötig.

Diese Erweiterung wird aber nicht von allen Bürgern gewünscht. In der Sitzung des Ausschusses des Flecken Harsefeld wurde jedenfalls deutlich, dass einigen Anwohnern die Zahl der Windkraftanlagen bereits jetzt reicht, weil sie sich optisch und akustisch an den Generatoren stören. Die Befürchtung, dass größere Anlagen die Gegend verschandeln könnten und die Lärmbelastungen steigen würde, wurde mehrfach während der Ausschusssitzung geäußert. Optisch seien aber nach Aussagen der PNE Wind AG und der Windkraft Nord AG keine spürbaren Änderungen bemerkbar.

Akustisch greife das Bundesemissionsschutzgesetz. Dieses sieht vor, dass der Lärm nicht mehr als 40 Dezibel betragen darf. Der Ausschuss selbst entschied einstimmig bei einer Enthaltung dafür, an den Landkreis das Signal zu senden: Das soll RROP überarbeitet werden.

Sollte die Erweiterung umgesetzt werden, kann sich die Gemeinde auf zusätzliche Gewerbesteuereinnahmen freuen. Ein 100 Meter hoher Windgenerator mit einer Betriebsdauer von 20 Jahren, würde der Kommune 70 Prozent der rund 320 000 Euro Gewerbesteuereinnahmen garantieren, also 224 000 Euro.

Bei einer 150 Meter hohen Anlage würde die Gewerbesteuereinnahme dagegen bei rund 480 000 Euro liegen und somit etwa 336 000 Euro in die Gemeindekasse fließen, ein Plus von 112 000 Euro. Einen weiteren Anstieg würde das sogenannte Repowering der Anlagen mit sich bringen. Der Austausch der bestehenden 21 Anlagen des Windparks mit neuen, 150 Meter hohen Anlagen könnte den Gemeinden innerhalb von 20 Jahren rein Mehreinnahmen von 2,35 Millionen Euro bescheren.