In unserer neuen Serie “Im sicheren Hafen“ steuern wir Sportboothäfen entlang der Elbe an. Heute: der Campingplatz Stover Strand.

Philipp Köhnken ist noch jung. Und doch ist der25-Jährige bereits Juniorchef auf einem 33 Hektar großen Campingplatz. 33 Hektar - das ist schon ganz schön groß. Fünf Sterne. Die Anlage gehört seinem Schwiegervater. Und Köhnken, der Juniorchef, muss auf dem weitläufigen Gelände, auf dem sich Lauben, Caravans, Zelte und Wohnmobile dicht aneinanderreihen, täglich dafür sorgen, dass alles seinen rechten Gang geht. Von Zeit zu Zeit begibt er sich auch auf den Deich, der den Campingplatz vor der Elbe schützt, und blickt hinunter auf eine kleine Bucht, deren Form ein wenig an einen Schuh erinnert. Dort schwimmen drei Stege im Wasser, an denen Boote liegen und auf denen sich Menschen tummeln - der Sportboothafen des Campingplatzes Stover Strand.

"Camping bietet die Familie hier schon seit 60 Jahren an", sagt Köhnken. "Doch als in den 70er-Jahren der neue Elbdeich direkt am Wasser entlang gezogen wurde, konnten wir uns vergrößern und schließlich auch den Hafen ins Leben rufen."

Keiner der 30 Mitarbeiter der Anlage kümmert sich jedoch speziell um den Hafen. Insofern gibt es auch keinen Hafenmeister im klassischen Sinne. "Jeder ist für alles da", sagt Philipp Köhnken. Obwohl: Die Person, die einem Hafenmeister am nächsten kommt, ist Platzwart Jörg Walter. Er kümmert sich am Hafen um Strom- und Wasserversorgung sowie die Klampen, an denen die Schiffe festgemacht werden.

Der Hafen ist mittlerweile zu einem nicht unwichtigen Standbein der Anlage avanciert. Es gibt Dauerlieger und Gäste, die, für Skipper typisch, im Hafen für ein bis zwei Tage festmachen, um sich von einem längeren Törn zu erholen. Doch am Stover Strand gibt es noch eine weitere Art von Gästen: Wakeboarder, Jet- und Wasserskifahrer. "Etwas elbaufwärts gibt es eine Wasserski-Anlage. Vor allem am Wochenende kommen deshalb viele Gäste, die tagsüber bleiben", sagt Philipp Köhnken.

+++ 100 Liegeplätze vorhanden +++

Gäste wie Marc Schrader, 34, dessen Boot seit dem Beginn der Saison am Stover Strand liegt. Er hat sich vor kurzer Zeit ein modernes Motorboot gekauft, das speziell auf die Bedürfnisse von Wakeboardern zugeschnitten ist. Was die Snowboarder für die Skifahrer sind, das sind die Wakeboarder auf dem Wasser. Stehen auf einem Brett, lassen sich von einem Boot ziehen und machen abenteuerliche Sprünge. Schraders Boot besitzt die nötige Leistung und Wendigkeit dafür und zieht gleichzeitig eine Welle hinter sich her, von der aus Wakeboarder besonders gut ihre Tricks und Sprünge einleiten können.

"Ich habe an der Seilbahn angefangen, Wakeboard zu fahren. Dann ist es zu einem Hobby geworden", sagt Marc Schrader. "Doch von einem Boot gezogen zu werden ist noch einmal etwas ganz anderes. Man spürt die ganze Kraft des Wassers." Die Elbe sei allerdings nicht zu unterschätzen. Somit sei ihm die Tüchtigkeit seines neuen Wasserfahrzeugs sehr wichtig.

In letzter Zeit vernimmt er jedoch ein leises Klappern aus Richtung des Außenbordmotors. Daher hat er Heinz Borchhardt, Bootsmotorenmechaniker aus Hamburg, an den Steg der Campinganlage bestellt. Der 56-Jährige lauscht, gewissenhaft wie ein Arzt, mit einer Art Stethoskop am Heck das Bootes und lässt den Motor immer wieder höher- und dann niedrigtouriger laufen. Einatmen, Ausatmen, Einatmen, Ausatmen... Da bekommt so ein Wasserfahrzeug, das Ein und Alles eines Bootliebhabers, mit einem Mal eine richtig menschliche Seite. Mit Tabletten und Hustensaft ist's am Außenborder allerdings nicht getan. Stattdessen sind es schweres Werkzeug und Öl, mit denen Borchhardt den Motor kurieren will. Und tatsächlich: Die Behandlung zeigt Erfolg. Das Klappern ist weg, der Motor läuft wieder richtig rund.

Nachdem der Mechaniker Marc Schraders Wakeboard-Boot wieder auf Vordermann gebracht hat, ereilt ihn schon der nächste Hilferuf. Denn der Keilriemen des Bootes von Michael Ehnert streikt und muss ausgetauscht werden. "Da soll lieber ein Fachmann ran", sagt Ehnert. Dabei fährt der 54-Jährige Boot, solange er denken kann. Schon als kleiner Junge paddelte er übers Wasser. Nur an kleinere Arbeiten wagt er sich selbst. Etwa an die Schutzplane über dem Einstieg des Bootes, die gerissen ist. Jetzt, während seines Urlaubs, findet er Zeit, um sie auszutauschen.

+++ Pferderennen lockt +++

Am zweiten Steg der Anlage legt derweil "Snoopy" an - so heißt das Boot der Familie Hilberoth. Das Ehepaar kehrt gerade von einem dreiwöchigen Törn auf der Ostsee zurück und will den Urlaub am Stover Strand ruhig ausklingen lassen.

Wieso am Stover Strand? "Wir sind oft hier mit unserem Boot. Der Campingplatz liegt sehr zentral, man kann alles gut erreichen. Außerdem ist die Infrastruktur auf dem Platz einmalig", sagt Peter Hilberoth, 61. Einen Supermarkt, ein Restaurant, ein Bistro, eine Wasserskianlage, Animationsprogramm, drahtloses Internet und Leihfahrräder in direkter Umgebung des Anlegeplatzes gebe es sonst nur an wenigen Häfen. Auch sei ihm ein tideunabhängig befahrbarer Hafen wichtig. "Bei einem Tiefgang von 1,2 Metern bekomme ich sonst oft Probleme mit dem Schlick", sagt er. Alles in allem habe der Platz "seine Sterne verdient".

Wo bleibt eigentlich Philipp Köhnkens eigenes Boot, zumal er doch nicht nur Juniorchef eines Campingplatzes, sondern auch eines Sportboothafens ist? "Es kommt", versichert Köhnken. "Wahrscheinlich wird es ein Segelboot." Allerdings sei er noch mit dem Erwerben des Sportbootführerscheins Binnen beschäftigt. Der ist ab einer Motorleistung von fünf PS Pflicht. In einigen Bundesländern gilt auch ab einer bestimmten Segelfläche Führerscheinpflicht.

Am kommenden Montag sind wir zu Gast im Sportboothafen Drage