Der Fußgängerweg unter der Hafenbrücke sorgt für Diskussionen. Viele Buxtehuder Bürger halten ihn für eine Fehlplanung.

Buxtehude. Noch sind metallene Absperrgitter vor dem neuen Schwimmsteg unter der Buxtehuder Hafenbrücke aufgebaut. Er ist noch nicht einmal eingeweiht - doch bereits jetzt sorgt der Ponton, der erst im Frühjahr offiziell der Öffentlichkeit übergeben werden soll, für hitzige Debatten. Denn das 36 Meter lange Metallbauwerk, das eigentlich unterbrechungsfreie Spaziergänge von der Altstadt bis zur Malerinsel ermöglichen soll, ist nur wenige Stunden am Tag nutzbar. Schuld daran ist der Tidehub der Este: Wenn in dem Elbnebenarm Flut herrscht, wird es für Fußgänger zu eng, um unter dem Brückenbogen hindurch zu gehen.

Für den Buxtehuder Jörn Stelling (37) ist der Fall klar: "Dieses Bauwerk ist ein Witz. Die 70 000 Euro, die der Steg gekostet hat, hätte die Verwaltung lieber spenden können. Zum Beispiel für die Erdbebenopfer in Haiti." Ziemlich enttäuscht ist auch die 23-jährige Lina Sperver, die in der nahe gelegenen Malerschule eine Ausbildung macht. "Ich finde es traurig, dass dafür so viel Geld investiert wurde", sagt die angehende Malermeisterin.

Der Buxtehuderin Stefanie Delfs macht besonders die Sicherheit auf dem Bauwerk Sorgen. Denn wegen des Tidehubs, der den Ponton bei Flut bis auf 70 Zentimeter an die Unterseite des Brückenbogens heranrücken lässt, mussten die Planer weitgehend auf seitliche Geländer verzichten. "Das kommt mir ziemlich gefährlich vor. Ich habe eine vierjährige Tochter, die würde ich nicht über den Steg gehen lassen", sagt die 38-jährige. Auch für noch kleinere Kinder sei der Steg völlig ungeeignet - das meint zumindest Doreen Schirk, Altenpflegerin aus Jork. Ihre Tochter Josephine liegt noch im Kinderwagen. Und mit diesem ist der Gang über den Schwimmsteg nicht möglich, sagt die 29-Jährige: "Ich würde mich mit dem Wagen nicht über den Steg trauen. Dafür ist der Ponton auch viel zu schmal. Meiner Meinung nach ist das eine klare Fehlplanung", sagt sie. Dass der Gang über den Steg ein Risiko darstellt, ist offenbar auch der Verwaltung klar - an beiden Seiten des Stegs hat diese daher Warnschilder mit dem Hinweis "Betreten auf eigene Gefahr" aufstellen lassen.

Der neue Schwimmsteg - ungeliebt, noch bevor er überhaupt eröffnet wurde? Nicht alle Buxtehuder sehen das so. "Optisch finde ich den Steg gut. Und Gefahren gibt es nun mal fast überall", sagt etwa Katja Rackow (30), die sich allerdings fragt, ob das Projekt nicht "etwas teuer" geworden ist. "Differenziert" sieht es Dieter Born (69). "Probleme gibt es auch bei anderen Fußwegen. Und die Landungsbrücken in Hamburg haben schließlich auch keine Geländer", sagt der Buxtehuder. Als Mitglied des städtischen Kanuvereins freut er sich, dass der Steg auch die Möglichkeit bietet, Boote zu Wasser zu lassen oder dort anzulegen. Hier sieht er allerdings Mängel: "Zum Anlegen ist der Steg etwas hoch geraten. Aber das kann man vielleicht noch korrigieren", sagt Born.

Auch in der Buxtehuder Politik sorgt der Ponton für Diskussionen. Den Bau des Steges, der in die Gesamtplanung zur Aufwertung des Hafengeländes eingebettet ist, haben der Rat und mehrere Fachausschüsse mit beschlossen. Dennoch distanzieren sich mittlerweile viele Politiker von dem Projekt. Arnhild Biesenbach, Vorsitzende der CDU-Fraktion, sieht den Steg als "verbesserungswürdig" an. Als Mitglied des Bauausschusses hatte sie zwar im August 2009 für das Projekt gestimmt. Wie Ausschussmitglied Michael Lemke von den Grünen bemängelt Biesenbach jedoch, von Stadtbaurat Rolf Suttmann, der für das Projekt verantwortlich ist, nicht über Details wie das fehlende Geländer informiert worden zu sein. Kritik kommt jetzt auch von der FDP: "Der Steg ist schön, aber nicht zu gebrauchen", sagt Fraktionsmitglied Marianne Eule.

SPD-Fraktionschef Hans-Uwe Hansen, der als Mitglied des Stadtplanungsausschusses ebenfalls an den Entscheidungen beteiligt war, ist weniger kritisch: "Es ist besser, als dort gar keine Fußgängeranbindung zu haben. Wir sollten abwarten, wie die Bevölkerung den Steg annimmt", sagt Hansen.

Er nimmt Stadtbaurat Rolf Suttmann in Schutz, der auch deshalb in der Kritik steht, weil er eine notwendige Genehmigung des Wasser- und Schifffahrtsamtes Hamburg (WSA) erst nach der Fertigstellung des Steges beantragt hat. Hansen sagt dazu: "Das WSA sollte lieber erst einmal die Este ausbaggern. Ich glaube nicht, das uns das Amt jetzt eine Genehmigung verweigert."