Samtgemeinde Lühe übernimmt das Freibad Hollern-Twielenfleth vom Förderverein. Energiekonzept soll Geld sparen

Hollern-Twielenfleth. Es ist einmalig schön und sehr beliebt, bei Badefreunden aus der Region und Urlaubern gleichermaßen. Aber zugleich ist es auch ein Fass ohne Boden, das dem Kämmerer der Samtgemeinde Lühe, Kai Schulz, Sorgenfalten auf die Stirn zeichnet: Das Freibad Hollern-Twielenfleth, direkt an der Elbe gelegen. Denn so schön das Schwimmbad mit dem einmaligen Panoramablick auf die maritime Elblandschaft ist - es bleibt, wie fast alle Schwimmbäder, wegen hoher finanzieller Defizite ein Sorgenfaktor der Betreiber.

Energie-Experte hat nach Optimierungsmöglichkeiten gesucht

Noch vor einigen Jahren stand deshalb die Schließung des Bades zur Debatte. Um das zu verhindern, übernahm der Förderverein Freibad Hollern-Twielenfleth (FFHT) im Jahr 2006 die Sportanlage von der Samtgemeinde. Im März vergangenen Jahres hatte der FFHT dann beschlossen, das Bad in Zukunft nicht mehr zu betreiben und es zum 1. Januar 2011 an die Samtgemeinde zurückzugeben.

Nun steht fest, dass die Pools den Wasserfreunden auch in der kommenden Saison wieder zur Verfügung stehen werden. Und zwar mit interessanten Neuerungen, wie etwa einer Riesenrutsche.

Nach einem Ratsbeschluss wird die Samtgemeinde Lühe das Freibad wieder übernehmen und mit Sparkonzepten schrittweise die hohen Energiekosten senken.

"Allein für so genannte energetische Maßnahmen wurden 100 000 Euro im Etat eingeplant", sagt Samtgemeindebürgermeister Hans Jarck.

Gemeinsam mit einem Energie-Experten und dem Förderverein wurde nach sinnvollen und realisierbaren Einsparungsmöglichkeiten gesucht, die nun technisch umgesetzt werden sollen, so Jarck. Denn in jedem Fall wolle man das attraktive Freibad für Einheimische und die vielen Sommergäste erhalten.

Wie dieses Energiekonzept über mehrere Jahre umgesetzt werden kann, wird der Bauausschuss der Samtgemeinde Lühe im Februar entscheiden. Einer der Spareffekte soll mit Solaranlagen auf dem Gebäude, zum Beispiel für die Warmwasserversorgung, erzielt werden.

"Wir sind natürlich glücklich, dass wir mit dem Förderverein weiterhin Hand in Hand zusammenarbeiten", sagt Jarck. Von dort bekäme die Samtgemeinde jede Menge ehrenamtlicher Hilfe und gute Ideen.

"Von der guten Zusammenarbeit zwischen Verein und Samtgemeinde profitierten im vergangenen Jahr rund 50 000 Badegäste", sagt FFHT-Mitglied Johann Frese.

Im Frühjahr soll das Freibad eine neue Riesenrutsche bekommen

Dabei müsse man die vergangene Badesaison als nur durchschnittlich bezeichnen, so der Vorsitzende des Fördervereins Freibad Hollern-Twielenfleth Thorsten Bardenhagen. "Während es im superheißen Juni und Juli optimal lief und wir maximale Besucherzahlen hatten, kam mit dem durchwachsenen Wetter im August ein deutlicher Einbruch der Besucherzahlen", berichtet Bardenhagen.

Dennoch haben der Vereinsvorsitzende und die rund 300 Mitglieder allen Grund zur Freude auf die neue Badesaison. Denn mit vereinten Kräften gelang es, 50 000 Euro aus Spenden zusammenzusparen, die nun schon in diesem Jahr den Bau einer Riesenspaßrutsche ermöglichen. "Es waren ausschließlich Spenden von Privatleuten, den Landfrauen, Unternehmen aus der Region und Vereinen", sagt Bardenhagen. "Wir freuen uns natürlich riesig, dass wir das Freibad damit für die Badegäste aufwerten können, zumal Skeptiker uns immer sagten, dass es so schnell nicht zu schaffen ist", sagt Bardenhagen. "Im Jahr 2009 haben wir mit den Spendensammlungen begonnen, nun kann es losgehen mit dem Bau."

Wenn alles planmäßig verläuft, gibt es in den nächsten Wochen einen Ortstermin im Schwimmbad mit den Experten des Tüv und einer Spezialfirma. Dort soll dann entschieden werden, wo genau die Rutsche ihren Platz bekommen wird. "Bis Februar soll der Auftrag raus", gibt Bardenhagen das Zeitfenster vor. Das Aufbauen selbst sei in etwa vier Tagen zu realisieren, so der Vereinsvorsitzende.

Auch Bardenhagen betont, dass es für die Zukunft des Bades wichtig ist, dass der Verein und die Samtgemeinde sich "Hand in Hand für den Erhalt stark machen". Bewährtes, wie etwa die Aqua-Fit-Kurse, werden beibehalten, das Schwimmbadfest mit dem "Spiel ohne Grenzen" und die Arbeitseinsätze der Vereinsmitglieder werden vom Verein organisiert.

Die Personalkosten für Schwimmmeister und Kassiererinnen hingegen werden von der Samtgemeinde übernommen.

"Eine Freibad-Saison kostete bislang rund 230 000 Euro. Soviel kann allein aus den Eintrittsgeldern der Badegäste nicht in die Kasse kommen, wenn die Eintrittspreise erschwinglich bleiben sollen", rechnet der Kämmerer der Samtgemeinde Lühe Kai Schulz vor. "Die Samtgemeinde butterte bisher für den Betrieb fast 150 000 Euro pro Saison dazu. Das ergab beträchtliche Defizite im Samtgemeinde-Etat", so Schulz. "Allein die jährlichen Heizkosten schlugen mit rund 40 000 Euro zu Buche. Wie sich dies mit dem neuen Energiekonzept reduzieren lässt, wird die Saison 2011 zeigen, dann lassen sich neue Kalkulationen erstellen", sagt Kai Schulz.

Als Belastung werden etwa 85 000 Euro an Personalkosten für die Mitarbeiter bleiben, die von der Samtgemeinde und vom Förderverein eingesetzt werden.

Enorm ist auch der Wasserverbrauch eines solchen Schwimmbades. Um die Schwimmbecken zu füllen, sowie für Dusch- und Reinigungswasser werden rund 2150 Kubikmeter Wasser pro Saison benötigt. Das sind 2 150 000 Liter. Diese Menge entspricht etwa dem wöchentlichen Trinkwasserverbrauch der 3310 Einwohner von Hollern-Twielenfleths, wenn man den statistischen Tagesverbrauch einer Person in Deutschland mit knapp 100 Litern zugrunde legt.