Die Vorbereitungen für die Buxtehuder Gesamtschule laufen auf Hochtouren. Die Anmeldefrist beginnt am 20. Juni

Buxtehude. Es sind zwar noch einige Monate bis zum Start der Integrierten Gesamtschule (IGS) in Buxtehude, doch die Planungen für das Schulkonzept und die notwendigen Umbauarbeiten am Schulzentrum Nord, wo die IGS im kommenden Schuljahr entstehen soll, haben jetzt begonnen. Wie vergrößern wir die Mensa? Welche Fremdsprachen bieten wir an, und bis zu welchem Jahrgang sollen die Schüler gemeinsam lernen? Auf all diese Fragen wird die elfköpfige Planungsgruppe, die sich aus Vertretern aller Schulformen, einem Vertreter der Stadtverwaltung und zusätzlich zwei Eltern zusammensetzt, bei ihren wöchentlichen Treffen eine Antwort finden müssen.

Leiterin der Planungsgruppe und voraussichtlich auch Schulleiterin der neuen IGS ist Claudia Seidler. Die Pädagogin ist derzeit stellvertretende Direktorin der Kooperativen Gesamtschule (KGS) Tarmstedt und deshalb bereits einigermaßen vertraut mit der für die Stadt Buxtehude neuen Schulform.

Sie weiß, was bei den Planungen bedacht werden muss und wie man seine Ideen am besten umsetzt. Sie weiß aber auch, welch einmalige Chance die IGS für die Buxtehuder Kinder darstellt, und dass man diese Chance mit viel Umsicht nutzen muss. "In der Schullandschaft muss sich etwas ändern", sagt sie. Und da sei es einfacher, eine neue Schule aufzubauen als eine bestehende Schule umzukrempeln.

Denn wie genau der Unterricht in der IGS Buxtehude aussehen soll, kann die Planungsgruppe in weiten Teilen selbst festlegen. Sie entscheidet zum Beispiel darüber, ob die Schüler der drei Schulformen Gymnasium, Haupt- und Realschule bis zur achten Klasse gemeinsam in Mathematik unterrichtet werden sollen oder lediglich bis zur sechsten Klasse. Zugleich müssen die Planer klären, wie der Unterricht im Detail ablaufen soll.

Gewisse Vorgaben gibt das Modell IGS dabei vor. "Typisch für diese Schulform sind etwa sogenannte Lernbüros", sagt Claudia Seidler. Das heißt, dass sich die Schüler zur Vorbereitung von bestimmten Aufgaben oder Referaten in einen separaten Raum zurückziehen können. Auch der Projektunterricht bekommt viel mehr Platz. Möglich sei, dass die Schüler in Musik oder Kunst drei Stunden lang an einem Projekt arbeiten.

Vor dem Unterricht sind "offene Phasen" denkbar, damit die Kinder am Morgen einen sanften Übergang in den Schultag erleben und sich langsam auf das Lernen einstimmen können. In den Naturwissenschaften könnte fächerübergreifend unterrichtet werden. Und von der klassischen 45-minütigen Schulstunde werden sich Lehrer und Schüler wohl verabschieden müssen. "Wir wollen das Doppelstunden-Modell einführen", sagt Claudia Seidler. Weitere Anregungen wollen sich die Mitglieder der Planungsgruppe vor allem mit Hilfe von Hospitationen in anderen Gesamtschulen holen.

Eines der wichtigsten Elemente der IGS wird das eigenverantwortliche Lernen sein. Die Lehrer sollen die Funktion des Lernbegleiters einnehmen, denn es sei klar, dass schwächere Kinder mehr Hilfestellung brauchen als bessere, sagt Claudia Seidler.

Das könne jedoch je nach Unterrichtsfach differieren, fügt Josephine Friede ein, Konrektorin der Hauptschule Nord und ebenfalls Mitglied der Planungsgruppe. Wenn der eine in Mathe gut ist, könne er in Englisch schlechter sein, sagt sie. Beim kooperativen Lernen, das die IGS zudem stärken will, helfen sich die Kinder gegenseitig und steigern so auch ihre Motivation allgemein. "Im klassischen Schulsystem gibt es häufig nur eine Durchlässigkeit nach unten", sagt Gunter Maslok, der ebenfalls an der Hauptschule Nord unterrichtet. Die IGS stehe für ein gerechteres Schulsystem. Eines, bei dem die Schüler nicht im Alter von zehn Jahren in eine Schublade gesteckt werden, aus der sie nicht mehr herauskommen, ergänzt Josephine Friede.

Die Buxtehuder IGS soll ein Spiegel aller drei Schulformen werden. Zu welchem Anteil Schüler mit einer Empfehlung für ein Gymnasium oder eine Haupt- und Realschule in den Jahrgängen sind, wird per Quote festgelegt. Einzugsbereich der Schule soll die Stadt Buxtehude werden, das heißt, Kinder aus Buxtehude haben bei der Anmeldung Vorrang vor Kindern aus den umgebenden Kommunen.

Mit maximal 150 Kindern der fünften Klasse, aufgeteilt in fünf Züge, soll der Betrieb im kommenden Schuljahr starten. Wie viele es genau werden, ist für die Planungsgruppe noch eine unbekannte Größe. Nur so viel steht fest: Sollten es zu viele Anträge sein, wird gelost. "In den Buxtehuder Grundschulen gibt es in den vierten Klassen in diesem Jahr nur 343 Kinder", sagt Claudia Seidler. Das seien relativ wenige, weshalb die Chancen gut stehen, dass alle, die zur IGS wollen, auch tatsächlich berücksichtigt werden. Das Anmeldeverfahren wird voraussichtlich vom 20. bis 22. Juni laufen.

Damit sich die Eltern früh genug ein Bild von der IGS machen können, arbeitet die Planungsgruppe jetzt mit Hochdruck an ihrem Konzept. Voraussichtlich um Ostern herum soll es druckreif sein.