Vor etwa eineinhalb Jahren gewann Apotheker Hans-Martin Schulze bei “Schlag den Raab“ 500.000 Euro und lebt mittlerweile in Himmelpforten.

Himmelpforten. Als Hans-Martin Schulze vor knapp eineinhalb Jahren einen Koffer mit 500 000 Euro in die Höhe reckte, hatte er noch gar nicht richtig realisiert, was dort gerade mit ihm geschehen war. Am 12. September 2009 gewann Schulze das Duell gegen Entertainer Stefan Raab in der Pro 7-Show "Schlag den Raab". Von seinem Gewinn hat sich der mittlerweile 26-Jährige jetzt eine Apotheke in Himmelpforten gekauft.

Wer die "Mühlen-Apotheke" an der Bahnhofstraße betritt, dem nickt seit kurzer Zeit meist ein groß gewachsener, schlanker junger Mann mit Brille zu und grüßt mit einem Lächeln. Dass dieser 26-jährige Apotheker vor knapp eineinhalb Jahren bundesweit für Ärger sorgte, ist kaum zu glauben. Doch Hans-Martin Schulze war nicht einfach irgendein Kandidat der erfolgreichen Fernsehshow "Schlag den Raab", die seit 2006 mittlerweile 27-mal am Sonnabendabend zur besten Sendezeit von 20.15 Uhr an lief.

Als 24-jähriger Pharmaziestudent im praktischen Jahr brachte Schulze während der Sendung das Publikum im Studio und viele Fernsehzuschauer gegen sich auf. Sein Verhalten und seine Sprüche wirkten so arrogant, dass sich im Internet eine ganze Bewegung gegen den jungen Mann formierte. Ein Beispiel: Als es darum ging, einen Diskus möglichst weit zu werfen, fragte Schulze vor seinem letzten Wurf, ob er überhaupt noch antreten solle. Schließlich hatte Stefan Raab zuvor keinen ordentlichen Versuch zustande bekommen und der Kandidat durchaus ansprechende Weiten vorgelegt.

Spätestens zu diesem Zeitpunkt des insgesamt viereinhalb Stunden langen Fernsehabends hatte er zumindest das Studiopublikum gegen sich aufgebracht. Die Zuschauer jubelten vor Begeisterung, als Stefan Raab seinen letzten Diskus-Versuch auf eine Weite von 33 Metern brachte und dieses Spiel damit für sich entschied. Der Zorn des Publikums gegen den Kandidaten äußerte sich bei den Folgespielen in ständigen Buhrufen. Hans-Martin Schulze nahm diese Reaktionen sportlich.

"Die Buhrufe haben mich nur noch mehr angespornt", sagt Schulze heute. Es sei wie bei einem Auswärtsspiel beim Fußball, das man wegen der Anfeindungen der gegnerischen Fans besonders gern gewinne. Für seinen Auftritt vor dem Millionenpublikum schämt er sich auch heute nicht. "Es ist ein Spiel. Und da gehören solche Sprüche dazu, um den Kontrahenten zu verunsichern", sagt Schulze. Für ein derartiges Verhalten ist sonst eher Entertainer Raab bekannt. Doch am besagten Abend war von Beginn an einiges anders. Grund dafür war das Ergebnis eines Intelligenztestes, den Schulze während des Bewerbungsverfahrens eigentlich eher beiläufig erwähnte.

Während der Show wurde dieses Ergebnis mehrfach aufgegriffen. Zum Ärger von Kandidat Schulze äußerte Moderator Matthias Opdenhövel folgenden Satz: "Ein IQ von 143, kriegst du damit ein Bier umsonst in der Kneipe?" Moderator Opdenhövel und Kommentator Frank Buschmann haben nach Ansicht Schulzes mit ihren Äußerungen dafür gesorgt, dass Stefan Raab die Rolle des Außenseiters zugeschoben und das Publikum auf dessen Seite gedrängt wurde. "Ich habe diese Rolle dann angenommen", sagt Schulze und grinst.

Allerdings räumt er mittlerweile ein, dass er teilweise ein wenig übermotiviert war. Außerdem weiß er, dass er sich mit seiner Taktik und dem dazugehörigen forschen Auftreten blamiert hätte, wenn er nicht als Sieger aus dem Duell hervorgegangen wäre.

Beinahe wäre es sogar schief gegangen. Im 13. von insgesamt 15 Spielen hatte Schulze bereits die Möglichkeit, das gesamte Duell für sich zu entscheiden. "Zu diesem Zeitpunkt war ich mir eigentlich sicher und dachte, das Ding ist durch", sagt Schulze. Falsch gedacht. Er verlor zwei Spiele in Folge, und es kam zum entscheidenden 15. Spiel: Münzen werfen. "Ich hatte schon Angst, wir werfen jetzt eine Münze um den Sieg", sagt der 26-Jährige. Es ging allerdings darum, Münzen in ein Glas zu schnipsen. Schulze gewann, was dem Publikum gar nicht passte.

Doch darüber denkt der 26-Jährige heute nicht mehr nach. Der Gewinn von 500 000 Euro gibt ihm Recht. Mittlerweile hat der gebürtige Pinneberger alle Prüfungen seines Studiums erfolgreich absolviert und darf sich seit Juli 2010 offiziell Apotheker nennen. Sein Weg schien früh gezeichnet. Seine Eltern sind beide Apotheker. Ein Berufstest in der zehnten Klasse sorgte für Klarheit. Pharmazie stand in seinem Ergebnis an erster Stelle. Zielstrebig hat er diesen Weg eingeschlagen.

Dass er sich von seinem Gewinn aus der Fernsehsendung eine Apotheke kaufen würde, sei ihm sofort klar gewesen, sagt Schulze. Eine große Einkaufstour nach seinem Gewinn habe es nicht gegeben. Warum es ihn jetzt ausgerechnet nach Himmelpforten gezogen hat, kann er schnell beantworten.

Sein Vater kannte die ehemalige Besitzerin der Apotheke und vermittelte den Kontakt. Nach seinem praktischen Jahr, das er in Oldenburg und in Stelle absolviert hat, war Schulze klar, dass er lieber in eine ländlichere Region ziehen möchte. "Die Menschen sind einfach freundlicher und dann macht es viel mehr Spaß", sagt er. Bislang hat Hans-Martin Schulze seine Entscheidung nicht bereut.

Beruflich ist er mit dem Kauf der "Mühlen-Apotheke" bereits angekommen, jetzt möchte er auch privat Fuß fassen. Beim örtlichen Fußballverein, dem MTV Himmelpforten, ist der leidenschaftliche Kicker schon angemeldet. Der Schützenverein hat es ihm auch angetan. "Da hatte ich schon immer mal Bock drauf", sagt er. Einen Schützenverein habe es in seinen bisherigen Wohnorten nicht gegeben.