Die sportliche Seite des Trabrennens ist ein wichtiger Aspekt, aber viel relevanter ist: Die Veranstaltung stellt ein gesellschaftliches Ereignis dar.

Krautsand. Noch herrscht idyllische Ruhe auf der Elbhalbinsel Krautsand. Möwen ziehen kreischend Kreise in der Luft, große Pötte ziehen auf der Elbe vorbei, einige Badegäste sonnen sich am Strand. Doch diese Beschaulichkeit wird sich in wenigen Tagen ändern. Am Sonntag, 16. August, werden mehrere Tausende Schaulustige und Wettfreudige auf die Insel pilgern, Hufgetrampel wird zu hören sein, das Elbwasser wird in alle Richtungen spritzen: Das 16. Elbstrandrennen lockt nach Kehdingen. "Wir erwarten 3000 bis 4000 Zuschauer", sagt Dieter Baukloh, Vorsitzender des Vereins für Pferderennen, der das Turnier veranstaltet. Wie viele Gäste es tatsächlich werden, hänge vom Wetter ab.

Rund 35 Fahrer werden am Sonntag in sieben Rennen mit ihren Sulkys über den Elbstrand heizen. Dafür wurde vor zwei Wochen tonnenweise Sand auf den Strand geschüttet. Die Strecke ist rund 350 Meter lang und 40 Meter breit. "51 Stunden waren Bagger und Planierwagen unterwegs. Das geht ziemlich ins Geld", sagt Georg von Borstel, zweiter Vereinsvorsitzende. Die Gemeinde Drochtersen hat von den Kosten 4000 Euro übernommen.

Grund für die teuren Arbeiten, die jedes Jahr anfallen, sind die Gezeiten. Ebbe und Flut würden den Sand wegspülen. "Ohne den aufgeschütteten Sand wäre die Bahn nicht befahrbar", sagt von Borstel. Die Tide bestimmt zudem den Start der Rennen. Weil die Sulkys ausschließlich bei Ebbe fahren können, beginnt das erste Rennen um 15 Uhr.

Das bunte Treiben geht bereits um 12 Uhr los. Bunt und kreativ werden auch einige Kopfbedeckungen der Damen sein. Die Frauen flanieren vor einmaliger Kulisse mit Flair", sagt Baukloh schmunzelnd. Und so weht ein Hauch von "Royal Ascot", dem berühmten Pferderennen Englands, über den Elbstrand. Denn: Etwa 30 Frauen machen jedes Jahr beim Hutwettbewerb mit und präsentieren stolz ihre ausgefallenen Kreationen. "Schleifen, Sonnenblumen und Stickereien - die Damen sind sehr kreativ. Das meiste basteln sie selbst", so von Borstel. Die Jury ist das Team des Essenzeltes. Dort müssen sich die Teilnehmerinnen ihre Startnummer abholen, die Helferinnen machen sich derweil ein Bild von den Hüten. Die Siegerin wird um 18.15 Uhr gekürt.

Für die Unterhaltung der Männer ist ebenfalls gesorgt. Erstmals präsentieren sich etwa 40 Oldtimerautos und -trecker zwischen Deich und Elbe. Kinder können beim Ponyreiten auf Tuchfühlung mit den Vierbeinern gehen oder einige Runden im Kinderkarussell drehen. Bier, Würstchen- und Süßigkeitenbuden stehen zwischen den Pappeln am Strand bereit.

Zocker kommen ebenso auf ihre Kosten. Beim Pferderennen dürften Wetten keinesfalls fehlen, so Baukloh. Bereits mit 50 Cent können die Zuschauer ihr Glück versuchen. Im vergangenen Jahr wurden mehr als 35 000 Euro umgesetzt. "Der Höchste Umsatz lag bei 120 000 D-Mark und der höchste Gewinn waren 15 000 D-Mark", sagt Drochtersens Bürgermeister und Schirmherr Hans-Wilhelm Bösch. Er wird sich um die Ehrengäste und Sponsoren kümmern, die immerhin 12 000 Euro an Preisgeldern gestiftet haben. Trotz Wirtschaftskrise und der Absage einiger Sponsoren konnte Baukloh neue Geldgeber finden: "Das war zwar Arbeit, aber es war doch leichter Sponsoren zu finden, als gedacht."

Bis die Hufe klappern ist noch einiges zu tun. Die letzten Banner müssen aufgehängt, Halteverbotsschilder aufgestellt und die Starterliste koordiniert werden. "Das sind noch einige Stunden Arbeit", sagt der Vereinsvorsitzende, der seit Monaten das Rennen ehrenamtlich organisiert, zuvor jedoch nichts mit dem Pferdesport zu tun hatte: "Ich bin auf dem Bauernhof groß geworden, dort hatten wir einen Ackergaul. Das ist mein Bezug zu Pferden." Nun sind sie der Mittelpunkt von Bauklohs Tagesablauf, ebenso wie im Veranstaltungskalender der Krautsander.