Gewerkschaft Ver.di fordert bessere Arbeitsbedingungen für die 300 Beschäftigten der Klinik Dr. Hancken

Stade. Die Gewerkschaft Ver.di verlangt einen Tarifvertrag für die Beschäftigten der privaten Klinik Dr. Hancken und fordert die Geschäftsführung dazu auf, sich im Januar 2011 an Tarifgesprächen zu beteiligen. Die Gespräche werden aber wohl nicht stattfinden. Gegenüber dem Abendblatt erklärte Christoph Hancken, Geschäftsführer der Privatklinik, dass er sich an derartigen Gesprächen nicht beteiligen werde. "Ich sehe keinen triftigen Grund dafür, mit der Gewerkschaft hierzu ein Gespräch zu führen", so Hancken.

Die Gewerkschaft will nach eigenen Angaben mit ihrer Forderung nach einem Tarifvertrag einen besseren Schutz für die 300 Beschäftigten der Klinik erreichen. Die vielen unterschiedlichen Bedingungen in den Arbeitsverträgen der Angestellten würden laut der Gewerkschaft zu einer entsprechend unterschiedlichen Behandlung der Mitarbeiter führen, für gleiche Arbeit werde zum Teil sehr unterschiedlich bezahlt.

Hancken gibt zu, dass die Bezahlung nicht immer identisch ist, er weist aber zugleich darauf hin, dass in der Klinik viele Mitarbeiter übertariflich bezahlt würden. "Wir sind darauf angewiesen, unsere Mitarbeiter gut zu bezahlen. Der Konkurrenzdruck im Gesundheitswesen ist so hoch, dass wir qualifiziertes Fachpersonal nur dann bekommen können, wenn wir eine entsprechend gute Entlohnung bieten", so der Klinik-Chef. Eine untertarifliche Bezahlung sei für die Klinik nur kontraproduktiv und werde deshalb auch nicht verfolgt.

Dennoch hat die Gewerkschaft kürzlich eine Tarifkommission gewählt. Hilde Sacharow, Gewerkschaftssekretärin der Ver.di-Geschäftsstelle Stade, hat die Klinik-Geschäftsführung hierüber bereits informiert. Die Gewerkschaft beruft sich in diesem Zusammenhang auf eine im Sommer 2010 unternommene, anonyme Umfrage unter den Beschäftigten.

Laut Ver.di hätten sich demnach "mehr als 90 Prozent der Beschäftigten eine tarifvertragliche Absicherung ihrer Arbeitsbedingungen gewünscht". Hancken bezweifelt den Wert dieser Umfrage. "Da wurde ja nicht gefragt, ob die Mitarbeiter einen Tarifvertrag wollen, sondern es war eine Suggestivfrage der Art, ob die Mitarbeiter es begrüßen würden, wenn es bei Tarifverträgen jährlich geregelte Gehaltszuwächse gäbe. So etwas begrüßt natürlich jeder", sagt Hancken. Davon aber einen Wunsch nach einem Tarifvertrag abzuleiten, sei nicht legitim.

Ganz anders sieht dies die Gewerkschaft. "Die Selbstverständlichkeit mit der die Geschäftsführung in hochmoderne Technik investiert, muss auch in die Beschäftigten investiert werden", so Sacharow. Die gute Arbeit der Beschäftigten an den Standorten in Cuxhaven, Stade, Buxtehude und Bremervörde müsse auch mit guten Löhnen honoriert werden. Gunnar Wegener, stellvertretender Ver.di-Geschäftsführer für den Bezirk Bremen-Nordniedersachsen weist dem Jahr 2011 sogar eine zentrale Bedeutung für die Zukunft der Klinik zu.

"Wir hoffen, dass die Geschäftsführung auch aus anderen Auseinandersetzungen gelernt hat und sich mit der Tarifkommission und der Gewerkschaft Ver.di an einen Tisch setzen wird, um tarifliche Bedingungen auszuhandeln", so Wegener. Damit könnten Arbeitsplätze gesichert und gute Arbeit sowie gute Löhne angeboten werden, damit der Betrieb auch künftig konkurrenzfähig bleibe.

Hancken dagegen sieht die Konkurrenzfähigkeit der Klinik dagegen gerade deshalb gesichert, weil der Betrieb nicht tarifgebunden ist. "Ein Tarifvertrag wäre für uns kontraproduktiv, er würde unsere finanzielle Flexibilität, die wir brauchen, gefährden und damit auch die bestehenden Arbeitsplätze", so der Klinik-Chef, der sich sehr erstaunt über das Vorgehen der Gewerkschaft äußert. "Wir haben ein gutes Betriebsklima, die Angestellten werden adäquat entlohnt, ich weiß wirklich nicht, was das jetzt soll", sagt Hancken. Er vermutet, dass die Gewerkschaft einfach nur einen erneuten Anlauf unternehme, um in der Klinik endlich Fuß zu fassen, um ihren Einfluss auszuweiten und politischen Druck ausüben zu können.

Die Privatklinik wurde 1949 von dem Mediziner Wilhelm Hancken, der seit 1923 als Arzt in Stade tätig war, in den Räumen über seiner Praxis für Röntgen und Strahlentherapie an der Harsefelder Straße als Acht-Betten-Klinik gegründet. Der Betrieb wurde mehrfach ausgebaut und verfügt inzwischen über 60 Betten. Die Klinik und das dazugehörige Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) bieten seit mehr als 60 Jahren eine integrierte ambulante und stationäre Versorgung. Die Spezialgebiete der Klinik sind die radiologische Diagnostik, die Strahlentherapie sowie Onkologie, Palliativmedizin und Nuklearmedizin.