Der geplante Neubau soll zusätzlichen Schallschutz erhalten. Politiker und Anwohner sind dennoch skeptisch

Stade. Jetzt beginnt der Ernst des Lebens. Das jedenfalls findet Stades Stadtbaurat Kersten Schröder-Doms. Die Pläne für den Bau eines neuen Luxushotels beim Stadeum wurden am Donnerstag in der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung konkretisiert und mehrheitlich verabschiedet. Es geht dabei um ein Projekt, das Stades Stadtbild nachhaltig verändern wird und das Stadeum, so die Hoffnung der Verwaltung, als Tagungszentrum stärken wird. Unumstritten ist der Hotelneubau aber trotz der inzwischen weit gereiften Pläne immer noch nicht.

Die Idee des kanadischen AOS-Eigners und Multimillionärs Victor Dadaleh, neben dem Stadeum in unmittelbarer Nähe zum Hotel "Stader Hof" ein weiteres Luxushotel zu errichten, um Manager, Tagungsgäste, Wissenschaftler und anspruchsvolle Reisende zu beherbergen, war von Anfang an umstritten. Zwar wird vom Stader Rat mehrheitlich der Bau eines Luxushotels begrüßt, doch drei Aspekte waren dabei immer wieder Stein des Anstoßes: die ungewöhnliche Form des Gebäudes, die Lage des etwa 12 400 Quadratmeter großen Hotels und die erwartete Lärmbelästigung der Anwohner.

Die ersten Pläne für den Hotelneubau wurden vor allem wegen der massiven Form des Entwurfes im Mai harsch kritisiert. Die Fraktionsführer von CDU und SPD, Karsten Behr und Klaus Quiatkowsky, zeigten sich wenig begeistert von dem Gestaltungsentwurf, als dem Rat hinter verschlossenen Türen ein Volumenmodell des Hotels präsentiert wurde. Die Grünen bezeichneten das Modell als hässlich und städtebaulich unpassend.

Bürgermeister Andreas Rieckhof erklärte, dass die Geschmäcker halt verschieden seien. Für viele passe das Schiffsrumpf-Konzept des Entwurfes nicht in das architektonische Bild der Hansestadt. Der Hotelentwurf wurde als zu wuchtig, schwer und erdrückend für das Stader Stadtbild empfunden. Da das neue Luxushotel, so die Vorgabe der Stadt, niedriger als das angrenzende Stadeum sein muss, zugleich aber nach den Plänen Dadalehs von der Zimmerzahl deutlich aufgestockt werden soll, änderte Architekt Gerhard Buttge das Aussehen der Anlage.

Das Hotel, das zu einer Wellness-Anlage ausgebaut werden soll, um es vom benachbarten Hotel "Stader Hof" auch inhaltlich abzugrenzen, wurde in einem später dem Rat präsentierten Entwurf in die Länge und in die Breite gezogen. Damit wird aber die Grünfläche rund um das Gebäude deutlich beschnitten.

Das flachere und breitere Hotel soll über etwa 140 statt der ursprünglich anvisierten 90 Zimmer verfügen und mit einem frei schwebenden Glastunnel mit dem Stadeum verbunden werden. Die Größe des Baus wurde von Vinco Topic, Chef des Hotels "Stader Hof" noch im Oktober heftig kritisiert, er fürchtete bei einer Aufstockung des neuen Hotels auf 140 Zimmer um die wirtschaftliche Stabilität seines eigenen Betriebes, eine Befürchtung die Dehoga-Geschäftsführer Rolf Knetemann teilte.

Er sah die Gefahr eines Verdrängungswettbewerbs, sollte das Hotel tatsächlich in dieser Größe gebaut werden. Diese Ansicht teilte die Verwaltung wiederum nicht, sie sah dies, wenn überhaupt, nur für maximal zehn Prozent der Übernachtungen in Stade.

Auch andere Gastronomen und Bürger störten sich an dem Projekt. Vor allem die Anwohner befürchten Lärmbelästigungen, die von den Anlieferdiensten und von der Tiefgarage herrühren könnten. Im Oktober wurden daher Bürger zu ihren Bedenken gehört und Nachbesserungen versprochen. Ein Gutachten wurde beim Ingenieurbüro für Akustik und Schallschutz Rosenheinrich in Auftrag gegeben. Das Ergebnis sind nun zusätzliche Schallschutzmaßnahmen, um die Anwohner entsprechend zu schützen.

Wegen der Wohngebiete an der Wetternstraße sollen nun Lärmschutzwände, die teilweise bis zu 3,2 Meter Höhe erreichen, errichtet werden. Zudem soll auch die Tiefgarage mit einer 3,2 Meter hohen Schallwand versehen und auch die Verladerampe gegen Lärm abgeschirmt werden. Die Bäume an der Wetternstraße sollen nun ebenfalls stehen bleiben. Das absorbiere weiteren Schall und sei zudem optisch sinnvoll.

Ob diese Maßnahmen aber ausreichen, wird bezweifelt. Während die SPD dem Vorhaben zustimmte, erklärte Andreas Schwander (CDU), dass es noch zahlreiche, kritisch zu beleuchtende Aspekte bei dem Hotelbau gebe und die CDU der Auslegung der neuen Pläne daher nur mit gewissen Bauchschmerzen zustimmen könne. Uwe Merckens (Grüne) wurde bei der Äußerung von Kritik konkreter: "Die Fläche beim Stadeum ist für solch ein Hotel schlicht viel zu klein", so der Grünen-Politiker.

Er hätte einen Bau des Hotels beim Bahnhofsumfeld, das komplett umgestaltet werden soll, begrüßt. Dort wäre ausreichend Platz vorhanden gewesen und auch eine gute Verkehrsanbindung. Die Pläne seien aber wohl zu weit fortgeschritten, als dass eine Verlagerung des Gebäudes noch erfolgen könnte.

Zudem wolle der Investor wohl, so Merckens, aus nicht weiter bekannten Gründen unbedingt direkt neben dem Stadeum bauen und zum Hotel "Stader Hof" in Konkurrenz stehen. "Sinnvoll ist es jedenfalls nicht, zwei Luxushotels in direkter Nachbarschaft zu haben".

Das Thema der Lärmbelästigung , so schätzt Merckens, werde die Stadtverwaltung trotz der Maßnahmen, die jetzt ergriffen werden sollen, weiter beschäftigen. "Es wird bestimmt es zusätzlichen Lärm in der Umgebung geben, darauf müssen wir uns einstellen", so der Grünen-Politiker.