Weil ein Grünen-Politiker Flyer über Tierquälerei vor dem Zirkus verteilt hat, soll der Clown den Aktivisten ins Gesicht geschlagen haben.

Stade. Die Begegnung mit diesem Clown war für Christian Huth alles andere als lustig: Der Sprecher der Grünen Jugend in Stade hatte vor wenigen Tagen mit einer Kollegin nahe dem Eingang des "Circus Belly" in Stade Flyer zum Thema Tierhaltung in Zirkussen verteilt. Das gefiel den Zirkusmitarbeitern anscheinend gar nicht - sie nahmen den Grünen-Aktivisten die Flyer ab. Als diese protestierten, habe ihm einer der Clowns, so Huth, mit der Faust ins Gesicht geschlagen. "Wir wurden massiv beleidigt und bedroht", sagt Huth später. Als sie weggehen wollten, sei ihnen der als Harlekin kostümierte Artist gefolgt und habe ihm unvermittelt auf die Nase geschlagen.

Angeblich unter Gewaltandrohung seien die beiden Grünen-Aktivisten noch bis zum Eintreffen der Polizei festgehalten worden. Die Beamten konnten aber keine Blessuren an Huths Nase feststellen und hätten, so Huth, die Sache zunächst heruntergespielt. "Das ist aber kein Grund, es durchgehen zu lassen", sagt der 19-Jährige. Er hat Strafanzeige gegen den Clown erstattet, den er bislang nicht namentlich kennt, dessen Konterfei aber auf den Plakaten des "Circus Belly" zu sehen ist. "Wir lassen uns von derartigen Drohgebärden nicht einschüchtern", sagt der junge Mann. "Wir werden weiterhin von unserem Recht auf Meinungsfreiheit Gebrauch machen und gegen die Haltung von Tieren in Zirkussen protestieren."

Zirkusdirektor Klaus Köhler sagt, Huths Schilderungen träfen nicht zu: "Das ist alles Pille-Palle!" Sein Zirkus habe es gar nicht nötig, sich die Blöße zu geben und gegen protestierende Tierschützer vorzugehen. "Der Flyer ist albern, aber er stört uns nicht", sagt Köhler. Verärgert ist Köhler vielmehr wegen der Sachbeschädigungen, die "selbsternannte Tierschützer" begehen würden. "In der ganzen Stadt sind unsere Plakate zerschnitten und überklebt worden", klagt der Zirkusdirektor. Dies sei ein "niederträchtiges Verhalten". Aktivisten haben auf die Zirkusplakate massenhaft Zettel mit der Aufschrift "Veranstaltung fällt wegen Tierquälerei aus!" geklebt. Die Grüne Jugend will weder hierfür noch für die zerschnittenen Plakate verantwortlich sein. "Es gibt auch noch andere Zirkus-Gegner", so Christian Huth.

Die nicht nur in Stade aufkeimenden Vorwürfe, dass der Zirkus gegen Auflagen der artgerechten Tierhaltung verstoße, weist Köhler von sich. "Die Ämter schreiben genau vor, welche Richtlinien wir einhalten müssen. Wir haben uns nicht vorzuwerfen, bei uns wurde nichts beanstandet", sagt der Zirkusdirektor. Das sieht die Grüne Jugend nicht so. "Solange es kein Gesetz gibt, das das Mitführen von Tieren in einem Zirkus verbietet und die Richtlinien des Veterinäramts nur schwammig formulierte 'Zirkus-Leitlinien' sind, rufen wir zum Boykott von Zirkussen mit Tieren im Programm auf", erklärt Christian Huth.