Revival-Party am Sonnabend, 11. September, im Buxtehuder Kulturforum am Hafen

Buxtehude. Gewellte Föhnfrisuren, kurztaillierte Lederjacken, neonfarbige Oberteile und Röhrenjeans markierten ein Jahrzehnt des schlechten Geschmacks. Doch der Jugend von damals gefiel's. Die kultigen 80er-Jahre reanimiert das Buxtehuder Kulturforum am Hafen, Hafenbrücke 1, am Sonnabend, 11. September, von 20 Uhr an mit einer Revival-Party für die ehemalige Buxtehuder Diskothek Hoheluft. Eintrittskarten gibt es für acht Euro ausschließlich an der Abendkasse.

Noch bevor es anfing, richtig Spaß zu machen, endete im März 1990 der Traum von einem Leben voller Partys. Nach nur fünf Jahren Betriebszeit schloss die Diskothek Hoheluft an der Stader Straße 15 endgültig ihre Türen. Heute wird das Haus von der Stadt Buxtehude als Senioren-Begegnungsstätte und Mehrgenerationenhaus genutzt.

Zu laute Musik, zu viele Drogen und zu viel Alkohol

Das ehrgeizige Projekt scheiterte, weil es Anwohnern und Politikern nicht gefiel. Zu laut war die Musik, das Publikum zu extrovertiert, zu viele Drogen und zu viel Alkohol sollen im Spiel gewesen sein. "Und weil wir nicht mehr erwünscht waren, wurde unser Mietvertrag nicht verlängert", erzählt der ehemalige Betreiber Jörg "Jockel" Wohlert. "Für uns und unsere Gäste war das damals eine echt traurige Angelegenheit", sagt er. "Wir hatten Lust auf diese Sache. Denn in Buxtehude gab es keine andere Diskothek."

Wir, das waren Heribert Schwarzl, Heinz-Wolfgang Ahrens, Christoph Riebesehl und Jörg Wohlert. Die vier Freunde, deren Hinterteile auf einem überdimensionalen Poster über dem Eingang bis zum Schluss die Gäste begrüßten, machten aus dem ehemaligen Vereinslokal einen angesagten Kult-Musik-Tempel. Im Mietvertrag wurde die Hoheluft als "Bar-Galerie-Café" tituliert, weil an der Stader Straße offiziell gar keine Diskothek betrieben werden durfte.

Doch das Ganze entwickelte schnell Eigendynamik. Die Gäste tanzten nicht selten barfuß zu elektronischer Musik, zu Industrial, Wave und Pop, genehmigten sich ein paar Tequilas an der Bar, schauten sich die ausgestellten Bilder verschiedener Künstler an oder nutzen die Zeit anderweitig zur Kontaktaufnahme mit dem anderen Geschlecht.

Doch einigen Bürgern der Stadt Buxtehude war das bunte Treiben vor ihrer Haustür nicht ganz geheuer. "Man hat uns Knüppel zwischen die Beine geworfen, wo es nur ging", erinnert sich Wohlert. Dieter Klar, Präsident des Kulturforums am Hafen, fügt hinzu: "Viele Kommunalbeamte hatten damals einfach kein Gespür dafür, wie wichtig so ein Laden für Buxtehude ist." Echte Sozialarbeit sei dort geleistet worden. Sogar die Jugendgangs "Teddys" und "Psycho-Billys" hätten sich integriert. "Die konnten sich eigentlich überhaupt nicht leiden. Aber bei uns haben sie sich immer bestens vertragen", so Wohlert.

Jeder hatte noch Requisiten von damals in seinem Keller

30 Jahre nach dem Aus soll nun eine große Revival-Party im Kulturforum stattfinden. Die Idee dazu lieferte der Fotograf Jan-Iso Jörgens. "Er half mir beim Umzug und da sind ihm die Bilder von Karl-Heinz Rohlefs aufgefallen, die damals in der Diskothek hingen", erzählt Wohlert. Als Dieter Klar dann mit der Recherche für die Party anfing, traute er seinen Ohren und Augen kaum. "Jeder, den ich auf das Thema ansprach, hatte irgendeine Requisite aus der Zeit in seinem Keller. Sogar das originale Eingangsschild ist wieder aufgetaucht."

Auf der Hoheluft-Revival-Party blinkt, flimmert, blitzt und nebelt es also wie früher - und auch das Ambiente soll an die alten Zeiten erinnern. Dekoration sowie Frequenzweichen, Hochtöner und Bass-Endstufen werden im Originalzustand zum Einsatz kommen. Der ehemalige Chef persönlich legt übrigens auch die Hits der 80er-Jahre auf. Unterstützt wird er dabei von DJane Maike, Monsieur LeCacque (Carsten van der Lieth) und Larry the Legend (Erik Gerdau).

Die Gäste können sich außerdem somit auf eigentümliche Getränke-Kreationen wie "Tauchretter", "Trockendock", "Kujampelwasser" und "Fangschuss" freuen. "Für die meisten Leute war die Hoheluft die absolute Szene-Disco, viele von ihnen horten heute noch Schilder und Preislisten von damals", sagt Klar. Nicht nur die Jugend ging in der damals einzigen Disco im Ort ein und aus, auch der Bürgermeister und der Kulturdezernent zählten zu den Stammgästen. "Wie man hört, soll es noch einige Überlebende von damals geben. Wir würden uns freuen, wenn sie zu unseren Gästen gehören."