Günter Poppe bringt fast alles unters Volk. Einst hat der Mann aus Kutenholz sogar Zuchtbullen versteigert.

Stade/Ruschwedel. Auktionator Günter Poppe ist in seinem Element. Der Mann mit der roten Mütze steht auf einer umgedrehten Apfelkiste, schwingt den Hammer und treibt die Gebote in die Höhe. Zwischendurch hat er immer wieder Zeit für einen lockeren Spruch. "Kauft einen Grünen, da werdet ihr nie überholt. Das verspreche ich euch", ruft der 75-Jährige. Seit zehn Jahren versteigert der Ruschwedeler im Auftrag des Landes Niedersachsen landesweit die ausgedienten Fahrzeuge der Polizei.

Heute von 13 Uhr an wird er auf einem Grundstück an der Rudolf-Diesel-Straße 12 in Stade insgesamt 50 ausgesonderte Polizeifahrzeuge an den jeweils Meistbietenden übergeben. Bereits von 10 Uhr an konnten die Fahrzeuge vorab begutachtet werden. Vorbereitet wurde die Aktion von der Polizeidirektion Hannover. Die alten Dienstwagen werden geprüft, Mängel festgestellt und ein Schätzwert ermittelt. Den erfahren die potenziellen Bieter freilich nicht. Doch Auktionator Poppe weiß: "Fachleute wissen sofort, wie viel das Auto wert ist." Viele der Käufer sind Profis. Etwa 90 Prozent seien Exportkaufleute, schätzt Poppe. Der 75-Jährige kennt seine Klientel ganz genau, ahnt schon vor der Auktion, welcher Bieter für welche Fahrzeuge bietet. Routine gibt es dennoch nicht. Die Bieter warten auf jeden noch so kleinen Fehler des Auktionators. "Jede Auktion bedarf höchster Konzentration. Schließlich habe ich auch eine gewisse Verantwortung gegenüber meinem Auftraggeber", sagt Poppe.

Mittlerweile weist er die Erfahrung von mehr als 3000 Versteigerungen in den vergangenen vier Jahrzehnten auf. Unterstützt wird er bei allen Auktionen von seiner Frau Margret, die alles Organisatorische übernimmt, und Sohn Henning. Dabei bringt Poppe nicht nur alte Polizeiautos unter die Leute: "Ich versteigere eigentlich alles." Unter anderem ist er bei Auflösungen von Haushalten und Gaststätten sowie bei Tiermärkten zu finden.

Zu Tieren hat Poppe ohnehin ein besonderes Verhältnis, denn mit ihnen hat für den gelernten Landwirtschaftsmeister alles angefangen. Etwa 20 Jahre war er als Verwalter auf Großbetrieben in der Milchviehhaltung und der Tierzucht tätig. Der Zuchtviehhandel führte ihn auch zu Viehauktionen. Viele Jahre war Poppe der Auktionator bei den Zuchtvieh-Versteigerungen in Kutenholz. Fragt man den 75-Jährigen, ob es leichter sei, Zuchtvieh oder alte Polizeiautos zu verkaufen, verweist er auf die Herausforderung, die jede Auktion mit sich bringe, betont aber, dass Rinderauktionen Fachkenntnis bedürfen: "Man muss auf Anhieb die Qualität des Tieres erkennen."

Poppe liebt den Trubel auf Auktionen. Auch privat gönnt er sich kaum Ruhe. Hinter seinem Haus in Ruschwedel hat er einen privaten Streichelzoo mit Ziegen, Schafen, einem Esel und Alpaka-Lama Horst. Direkt neben der großen Weide befindet sich eine Volière mit Vögeln. Alle vier Wochen organisiert er in seiner ehemaligen Viehverkaufshalle einen Vogel- und Kleintiermarkt, der bald schon zum 68. Mal stattfindet. Nebenbei verfügt der 75-Jährige über eine 13 Hektar große Fläche mit Weihnachtsbäumen. "Langeweile gibt es bei mir nie", sagt Poppe.