Als gebürtiger Niedersachse, zur Welt gekommen zwischen Hannover und dem Deister, könnte ich mich darauf berufen, aus jener Gegend zu kommen, in der angeblich das reinste Hochdeutsch gesprochen wird.

Jahrzehnte in und um Hamburg jedoch haben mir in meine vermeintlich reine Aussprache gepfuscht - wie mir Verwandte und Freunde von südlich der norddeutschen Tiefebene immer wieder bescheinigen. Jüngst erklärte ich einer Tante aus dem Ruhrgebiet beim gemeinsamen Frühstück, dass mein einer Sohn beim Essen so "krüsch" sei, und immer wieder "muksch" werde, wenn wir ihn anhielten, neue Dinge zu probieren. Tante signalisierte, diesem Schnack durchsetzt mit Hamburgisch-Vokabular nicht folgen zu können. Ich vertellte ihr also, dass "krüsch" bedeutet, beim Essen sehr wählerisch zu sein; "muksch" indes stehe für mürrisch. Woraufhin mein Sohn mit einem abfälligen "Ach Papa, tüddel nich rum" das interkulturelle Palaver zu beenden suchte. Ich solle "de Blagen ma ins eigene Kabäusken pesen" lassen, forderte meine Tante. Sie habe sich angesichts unseres Gesprächs "echt beömmelt". Was für'n Kauderwelsch manche Leute reden.