Der Verwaltung liegt ein Kaufangebot für das Gelände an der Freiburger Straße vor. Das Geld soll helfen, das Haushaltsloch zu stopfen.

Stade. Jetzt geht es ans Tafelsilber: Der Rat der Stadt Stade stimmt am kommenden Montag über den Verkauf der Grundstücke des Technik- und Verkehrsmuseums und des Festplatzes "Harburger Straße" ab. Bürgermeister Andreas Rieckhof ist sich "hundertprozentig" sicher, dass der Rat dem Verkauf zustimmen wird.

Der Erlös aus den Verkäufen würde den Stader Haushalt deutlich entlasten. Der Schuldenberg der Stadt beträgt derzeit rund 71,4 Millionen Euro. Dem Haushalt für das nächste Jahr fehlen bisher zehn Millionen Euro, die Stadt wird Kredite über etwa 8,2 Millionen Euro aufnehmen müssen.

Wie aus Verwaltungskreisen bekannt wurde, gibt es einen Kaufinteressenten für das Gelände des Technik- und Verkehrsmuseums und für das anliegende Grundstück der Kommunalen Betriebe Stade. Für die beiden Grundstücke habe der Interessent eine siebenstellige Summe geboten. Die insgesamt 21 000 Quadratmeter könnten der Stadt nach aktuellen Marktpreisen rund zwei Millionen einbringen.

Doch gegen den Verkauf regt sich Widerstand. Walter Müller, Vorsitzender des Trägervereins des Technik- und Verkehrsmuseums, will das Grundstück nicht kampflos aufgeben. "Wir haben bereits 400 Unterschriften für den Erhalt des Museums an dem Standort "Freiburger Straße" gesammelt. Verständnis für die Notwendigkeit des Verkaufes hat Müller nicht. "Erst kürzlich wurde uns zugesagt, dass wir das Grundstück noch bis 2020 nutzen dürfen."

Anstelle des drohenden Zwangsumzuges fordert Müller vielmehr eine Erhöhung des städtischen Zuschusses von derzeit 5 000 auf 15 000 Euro pro Jahr. Seine Begründung: "Es ist für Ehrenamtler im Rentenalter nicht mehr machbar, die Jahreskosten von fast 48 000 Euro zu erwirtschaften." Ihr Engagement sollte von der Stadt honoriert werden.

Viel Arbeit hätten Müller und seine Vereinskollegen in die Museumshalle und in die Restauration der Exponate gesteckt, so der Vorsitzende. "Ich würde weinen, wenn das hier platt gemacht wird", sagt Walter Müller.

"Prinzipiell" hält er einen Umzug des Museums für denkbar. Allerdings nicht, wie im Rathaus angedacht, in die Festung "Grauerort" bei Bützfleth. "Das ist unmöglich, überhaupt nicht durchführbar", sagt Müller. Die Festung liege "zu weit außerhalb". Die guten Besucherzahlen von rund 18 000 Gästen im vergangenen Jahr könne das Museum bei Bützfleth nicht erreichen. Außerdem würden die größeren Exponate nicht in die Festung passen und müssten dann "bei Wind und Wetter draußen stehen".

Hans-Hermann Ott, Vorsitzender des Fördervereins "Festung Grauerort", wäre indes bereit, dem Museum Unterschlupf zu gewähren. "Wir streben das nicht an, würden uns aber nicht verschließen, wenn unsere Hilfe benötigt wird", so Ott. Zudem sei der Bau einer Halle für die größeren Ausstellungsstücke auf dem Festungsgelände möglich, so Ott weiter.

Auch Andreas Rieckhof sagt, dass er dem Technik- und Verkehrsmuseum helfen will. Der Verein aber müsse sich aber auch verhandlungsbereit zeigen. "Es geht uns schließlich nicht darum, dass Museum abzuschaffen. Es hat eine große Bedeutung für Stade und soll erhalten bleiben." Die Stadt müsse aber auch ihr Haushaltsloch schließen.

Der Verein nutzt das Grundstück an der Freiburger Straße 60 seit dem Jahr 1983. Damals wurde das Technik- und Verkehrsmuseum als Ergänzung zum Schwedenspeichermuseum gegründet, das viele archäologische Fundstücke beherbergt. Mittlerweile haben die Verantwortlichen mehr als 3000 Exponate aus der Technikgeschichte des 19. und 20. Jahrhundert gesammelt und restauriert. Darunter sind regionale Ausstellungsstücke wie die "Kehdinger Kreisbahn".

Die Stadt Stade hat dem Verein das Grundstück im Jahr 1983 auf Zeit bereit gestellt.