Magier fährt mit verbundenen Augen im Auto durch die Altstadt. Mit einer zauberhaften Weihnachtswette will “The Magic Sentinel“ am Sonntag Kindern in Not helfen.

Stade/Buxtehude. Die Märchenstadt Buxtehude macht ihrem Namen alle Ehre: Nicht nur der "Hund, der mit dem Schwanze bellt" und Has und Igel sind in der Stadt an der Este zu Hause. Auch ein waschechter Zauberer lebt glücklich und zufrieden mitten unter den 38 800 Einwohnern. Und weil Bodo Lorenzen nach eigener Auskunft nichts als Gutes im Schilde führt, will er am Sonntag, 13. Dezember, notleidende Kinder aus Buxtehude mit einer mental-magischen Weihnachtswette unterstützen. Los geht's um 14 Uhr im Stavenort.

Ein Besuch beim Magier höchstpersönlich macht schnell klar: Bodo Lorenzen ist kein Zauberer, wie er im Buche steht. Er sieht nicht aus wie Merlin oder Gandalf, trägt weder Bart noch Spitzhut. Mit 62 Jahren ist er noch weit von einem biblischen Alter entfernt. Und für das, was er tut, braucht er weder Stab noch Hexenbesen. Doch was tut er eigentlich? "Menschen verzaubern", lautet die knappe Antwort. Also doch. Und wie? "Mit viel Übung", sagt er und grinst. Wer daraus schlau werden will, muss dem gebürtigen Hamburger noch ein bisschen länger zuhören. Schließlich ist Lorenzen auch nicht von heute auf morgen Zauberer geworden.

Nach einer technischen Ausbildung und vier Jahren als freier Mitarbeit beim NDR lernte er auf einer Veranstaltung den Magier Toliviere kennen, der später lange Zeit mit Zirkus Knie durch Europa tourte. "Ich war so begeistert von dem, was er auf der Bühne tat, dass ich zu ihm gesagt habe: Ich will das auch können. Zeig mir, wie das geht", erinnert sich Lorenzen. Als er nicht locker ließ, gab ihm der Künstler immer mal wieder kleine Tipps an die Hand - bis er 1996 schließlich nach einjähriger Anwärterschaft Mitglied im Magischen Zirkel von Deutschland (MZVD) wurde. "Das war richtig harte Arbeit mit Theorie, Praxis und einem zehnminütigen Bühnenprogramm", erinnert sich der Buxtehuder.

Nach bestandener Aufnahmeprüfung öffneten sich für ihn bis dato verschlossen geglaubte Türen zur magischen Welt. "Ich konnte Kontakte zu echten Profis knüpfen und habe in Seminaren viel über mein Handwerk gelernt." Vor fünf Jahren stand für Lorenzen fest: "Ich bin durch und durch Mentalist."

Mit dieser Entscheidung habe er sich eine schwierige Sparte der Zauberei ausgesucht. Eine unberechenbare zuweilen, denn "The Magic Sentinel" - so sein Künstlername - arbeitet mit Menschen und Emotionen. Mentalmagie bedeutet in der Praxis, dass er sein Publikum oft fünf Minuten lang verzaubern muss, ohne dass etwas Offensichtliches passiert. Lorenzen nennt das "Einstimmen". In Fachkreisen wird die Mentalmagie auch als story-telling-magic bezeichnet, weil sie immer in eine bestimmte Geschichte eingebunden wird.

Seinem Publikum wolle er "richtiges Theater" bieten. Deshalb recherchiert Lorenzen viel in alten okkulten Ritualen, chattet im Internet mit "Hexen" und bindet vieles von dem, was er dort erfährt, in sein Bühnenprogramm ein. In seiner Show liest er scheinbar nur durch Konzentration Gedanken, lässt Computer Antworten auf Fragen geben, die nur der Befragte kennt, und hebt, wie er behauptet, mittels Telekinetik die Schwerkraft außer Kraft. "Magie der Sinne ist außergewöhnliche Unterhaltung für ein modernes Publikum", sagt er.

Dass er dabei mit faulen Tricks arbeitet, weist er entschieden zurück. "Es gibt ihn, den wahren Zauber. Er passiert in den Köpfen der Menschen", sagt Lorenzen. "Das, was ich tue, geht über simple Tricks weit hinaus."

Dass der Magier sein Handwerk versteht, hat er schon oft auf etlichen Bühnen des Landes unter Beweis gestellt. Lorenzen gehört offiziell zu Deutschlands besten Mentalmagiern.

Auf seine Sinne vertraut er auch bei seiner mental-magischen Weihnachtswette. Mit verbundenen Augen und einem undurchsichtigen Sack über dem Kopf will er in der Buxtehuder Altstadt eine Strecke von 750 Metern im Auto zurücklegen. Für jeden gefahrenen Meter spenden Sponsoren zwischen zehn Cent und einem Euro an eine Organisation für notleidende Kinder in Buxtehude. Außerdem sollen Sachpreise gestiftet werden. "Auch die Einnahmen einer Sammlung am Start und weitere Einnahmen dank des Glühweinverkaufs werden für die Kinder gespendet", sagt Lorenzen. "Wenn ich es nicht schaffe, werde ich im Weihnachtsmannkostüm mit der Sammelbüchse versuchen, möglichst viel zusammenzukriegen." Die Strecke: Stavenort, Viverstraße, Hansastraße, Westfleth, Fischerstraße, Abtstraße, Stavenort. 3500 Euro hat er bereits sicher; 5000 sollen es werden. Und wie es sich für einen Zauberer aus der Märchenstadt gehört, hofft Lorenzen auf ein schönes Happy End.

www.bodo-lorenzen.de