Werner Fiebig, Pilzberater aus Buxtehude, hat die Erklärung: “Der Sommer war einfach viel zu trocken.“

Stade/Buxtehude. Zur traditionellen Hochsaison von Ende August bis Ende Oktober hatten Pilzsammler in diesem Jahr nur wenig Erfolg - und kaum etwas im Korb. Doch wer jetzt im Wald auf die Suche geht, kann sich über spätes Sammlerglück freuen. Der häufige Regen und die anhaltenden milden Temperaturen sorgen jetzt in den Wäldern des Landkreises Stade für ein Phänomen: üppiges Pilzwachstum mitten im Dezember!

"Der Sommer war einfach viel zu trocken", erklärt Werner Fiebig, Pilzberater aus Buxtehude, die karge Ausbeute in der Pilzsaison. "Normalerweise bringen mir die Sammler Körbe randvoll mit Pilzen zum genauen Bestimmen. Doch in diesem Jahr gab es einfach kaum etwas zu finden in den Wäldern", so das Fazit des Pilzexperten.

Tatsächlich war im Spätsommer rund einen Spatenstich tief kaum Feuchtigkeit im Waldboden. Wer den Test gemacht hat, konnte die staubtrockene Erde rieseln sehen. Nach den ergiebigen Regenfällen und der anhaltenden Wärme im November spielen nun auch die Myzele, die Zellen der Pilze, verrückt. Statt in die Winterruhe zu gehen, schießen sie was das Zeug hält und bescheren Sammlern noch leckere Mahlzeiten.

Sie heißen Heideschleimfuß, Hallimasch, Nebelgrauer Trichterling, Parasolpilz oder Krause Glucke und sind genau wie die allgemein bekannteren Maronen, Steinpilze oder Pfifferlinge ein echter Gaumenschmaus. Allerdings ist bei Pilzen stets Vorsicht geboten, und wer sich nicht hundertprozentig sicher ist, sollte immer einen Pilzberater - wie Werner Fiebig in Buxtehude - zu Rate ziehen, damit am Ende nicht die falschen Pilze in der Pfanne schmurgeln. Als alte Sammlerregel gilt: Nur junge, kernige Exemplare gehören in den Korb. Überreife und alte Pilze sollten als Sporenstreuer an Ort und Stelle belassen werden. Einige Pilzarten lassen sich auch hervorragend trocknen und veredeln so bei Bedarf Rouladen oder Gulasch aufs Feinste.

Pilze wachsen besonders gut in lichten Nadel- und Mischwäldern. Voraussetzungen dafür sind ein aus organischen Substanzen - etwa Totholz, oder verrottetem Blatt- und Nadelwerk - bestehender Nährboden, in dem sich das unterirdische Pilz-Myzel entfalten kann, sowie Feuchtigkeit und milde Temperaturen. Nur so entwickeln sich aus dem Myzel die Fruchtkörper - also die Pilze, die dann im Moos, auf Holzstubben oder auf nadelbepolsterten Waldboden sichtbar werden. Oft lassen sie sich über Jahre hinweg immer wieder an den gleichen Stellen finden, die passionierte Pilzsammler meist kennen.

Klassische Spätherbstdelikatessen aus dem Reich der begehrten Markt- und Speisepilze sind der Nebelgraue Trichterling, Hallimasch (roh giftig!), der Violette Rötelritterling, Frostschneckling und Schneepilz.

Es gibt zudem auch Pilzarten, etwa der Winterrübling oder der Austernseitling, denen selbst anhaltender Frost nichts anhaben kann. Sobald Tauwetter bei milden Temperaturen einsetzt, wachsen sie weiter. Und das Beste: Sie lassen sich im Winter selbst in hartgefrorenem Zustand ernten und zu einem köstlichen Mahl zubereiten.

Von diesen Pilzen ernähren sich Waldtiere ebenso gern wie Menschen. Doch wichtig zu wissen ist dabei, dass Pilze, die von Wildkaninchen, Mäusen, Rehen oder Eichhörnchen angeknabbert werden, nicht in jedem Fall ungiftig sind. Rehe und Wildkaninchen haben eine Vorliebe für Fliegenpilze, die für Menschen gefährlich giftig sind. Auch der für Menschen tödlich giftige Grüne Knollenblätterpilz ist ein gefundenes Fressen für Wildschweine und Wildkaninchen, über das sie sich genüsslich hermachen, ohne dabei Schaden zu nehmen.