Das SL-Autohaus in Dollern macht im Dezember dicht. Schuld seien das Ende der Abwrackprämie - aber auch die neue Autobahn 26.

Stade/Buxtehude. Das Ende der Abwrackprämie hat das erste Opfer im Landkreis Stade gefordert. Die SL-Automobile GmbH in Dollern stellt Ende Dezember ihren Betrieb ein. "Ich sehe für uns keine Perspektive mehr", sagt Geschäftsführer Manfred Lemme.

Seitdem die Abwrackprämie Anfang September eingestellt wurde, sei sein Verkaufsgeschäft um mehr als 90 Prozent eingebrochen. Zwar führt der Autohändler auch noch eine Werkstatt, "aber hauptsächlich haben wir unseren Umsatz mit dem Autoverkauf bestritten", sagt Lemme. "Und da geht überhaupt nichts mehr." Zuvor konnte sich Lemme noch viele Monate über ein florierendes Geschäft freuen - der Abwrackprämie sei Dank.



Aber nicht nur wegen der ausbleibenden Prämie hat Lemme drastische Umsatzeinbußen. Auch die neue Autobahn 26 sei schuld daran, dass der Geschäftsführer jetzt seinen Betrieb schließen muss. Seitdem das Teilstück der A 26 von Stade bis Horneburg fertig ist, fehlen dem Autohändler angeblich die Kunden, die sonst auf der Bundesstraße 73 am Geschäft entlang fuhren und sich von den ausgestellten Modellen zum Spontankauf hinreißen ließen.

Die zehn angestellten Mitarbeiter in dem Betrieb stehen Anfang nächsten Jahres auf der Straße. Zwei Auszubildenden wurden Auflösungsverträge vorgelegt. Lemme hat bereits Galgenhumor entwickelt: "Ich kann ja mal Frau Merkel anschreiben", sagt er. "Vielleicht überweist sie mir was auf das Konto. Sie greift ja auch anderen mit Staatshilfen unter die Arme."

In Buxtehude kämpft derzeit ein weiteres Autohaus ums Überleben. "Das Geschäft ist bedeutend weniger geworden", sagt der Autohändler, der nicht namentlich genannt werden möchte. Um mehr als 50 Prozent seien seine Verkaufszahlen zurückgegangen, seit es die Umweltprämie nicht mehr gebe.

Der Händler geht davon aus, dass er auch im nächsten Jahr nur wenige Verkaufsgeschäfte abschließen wird. "Dann geht es noch mal an die Substanz. Aber ich hoffe, dass es danach besser wird." Für die einbrechenden Verkaufszahlen macht der Buxtehuder vor allem die Finanz- und Wirtschaftskrise verantwortlich. "Die Leute haben kein Geld mehr. Die Prämie hat nur dafür gesorgt, dass der Umsatz später eingeknickt ist."

Auch die Gebrauchtwagenhändler haben das Nachsehen. Beim Stader Händler Klaus Laurus ist es sehr ruhig geworden: "Es gibt ja kaum noch Gebrauchtwagen, da die meisten verschrottet wurden."

Andere Autohändler im Landkreis Stade trifft das Aus der Prämie bisher nicht so hart. Zwar verkauft das Autohaus Cordes in Stade jetzt weniger Fahrzeuge als zu Zeiten der Prämie. "Aber das böse Ende ist bei uns glücklicherweise ausgeblieben", sagt Geschäftsführer Bodo Cordes. Der Händler konnte im Oktober immerhin fast ebenso viele Fahrzeuge an den Mann bringen wie im Oktober vorigen Jahres, als es die Staatshilfe noch nicht gab.

Ähnliches weiß Friedrich Spreckelsen, Geschäftsführer des gleichnamigen Autohauses in Stade, zu berichten. Im Oktober hat er 30 Prozent weniger Verkaufsverträge als im Oktober 2008 abgeschlossen. "Aber im November hat sich die Lage schon wieder stabilisiert." Das Gebrauchtwagengeschäft, das zu Zeiten der Abwrackprämie gelitten habe, habe ebenfalls -wider Erwarten - zugelegt.

Auch bei den Zulassungsstellen hat sich der Einbruch der Verkaufszahlen noch nicht bemerkbar gemacht. Im Gegenteil: Bis jetzt hat Thomas Sick, Leiter des Straßenverkehrsamtes im Landkreis Stade, noch keinen Rückgang bei den Zulassungszahlen festgestellt. Im Oktober gab es 775 Fahrzeuganmeldungen, 160 mehr als im Oktober 2008. Seitdem die Abwrackprämie eingeführt wurde, hätten durchschnittlich 150 bis 200 Autofahrer mehr als im Vorjahr ihre Autos registrieren lassen. Sick: "Die Abwrackprämie greift noch, weil einige Wagen jetzt erst ausgeliefert werden.