Der Direktor des Amtsgerichts ist Jurist - und seit 2007 auch promovierter Geisteswissenschaftler. Der 57-Jährige weiß fast alles über die Filmstars.

Buxtehude. "Dick und Doof" hört Norbert Aping gar nicht gern. Der 57-Jährige nennt die großen Komiker der Filmgeschichte lieber bei ihrem richtigen Namen: Stan Laurel und Oliver Hardy. Die Bezeichnung "Dick und Doof", unter der die Schauspieler in Deutschland bekannt wurden, treffe die Charaktere nicht, sagt Aping: "Stan war der Kopf der beiden und war keinesfalls doof. Und die Filme von Laurel und Hardy sind alles andere als billiger Klamauk."

Der Direktor des Buxtehuder Amtsgerichts muss es wissen. Er hat sich deutschlandweit einen Namen als Dick-und-Doof-Forscher gemacht. 2007 hat der Buxtehuder über den letzten Film des Duos ("Atoll K") an der Universität Hamburg als Sprachwissenschaftler promoviert und das Buch "Laurel und Hardy auf dem Atoll" herausgebracht.

Drei Jahre zuvor hatte der Buxtehuder bereits das "Das Dick-und-Doof-Buch" über das berühmte Komiker-Duo veröffentlicht. Den Titel hatte Aping nur widerwillig gewählt. Aber die Krux sei, dass die Deutschen Laurel und Hardy nur als "Dick-und-Doof" kennen, also musste der Name auch auf den Buchdeckel. Das Werk ist mittlerweile zu einem der Standardwerke über Stan und Ollie avanciert.

Aping arbeitet bereits an einem dritten Buch. Darin beschäftigt er sich allerdings mit einer ganz anderen Größe der Filmgeschichte - mit Charlie Chaplin. Der Arbeitstitel lautet: "Chaplin und die Nationalsozialisten". Das Buch soll nächstes Jahr im Frühling erscheinen.

Norbert Aping war gerade mal sieben Jahre alt, als er in einem Kino in seiner Heimatstadt Lüneburg erstmals mit Stan Laurel und Oliver Hardy in Berührung kam. Völlig neu war es für ihn zudem, dass man über Erwachsene lachen durfte. "Es war zum Brüllen komisch", sagt er. Später besorgte sich Aping alles, was es über Laurel und Hardy zu kaufen gab und schaute sich natürlich all ihre Filme an. Selbst der Stress beim Lernen im Jura-Studium war kein Grund, eine Dick-und-Doof-Folge ausfallen zu lassen.

Irgendwann stolperte Aping über die Tatsache, dass es "nur" rund 120 Filme von Laurel und Hardy gibt, dafür aber 500 unterschiedliche deutsche Fassungen. Aping wollte es genau wissen. Akribisch erforschte der Buxtehuder die Geschichte von Laurel und Hardy in Deutschland in all ihren Facetten, darunter Aspekte wie die Synchronisation, den Filmverleih und die Vermarktung von Stan und Ollie im Fernsehen. Seine Erkenntnisse hat Aping in einem 600 Seiten starken Buch zusammengefasst.

Dabei hat der Jurist auch herausgefunden, warum die Komiker in Deutschland über Jahrzehnte so beliebt waren: Sie zeigten in ihren Filmen den Alltag. "Die Zuschauer erkennen sich darin wieder", sagt Aping. "Es war die künstlerische Leistung von Laurel und Hardy, Alltagssituationen auf die Spitze zu treiben." So zum Beispiel im Film "Helpmades", dem Lieblingsfilm von Aping, der harmlos beginnt und in einem Fiasko endet: Stan will die Hausarbeit erledigen. Die Situation gerät außer Kontrolle, und am Ende liegt das Haus in Trümmern.

Ein Jahr nach dem Erscheinen des Dick-und-Doof-Buches wollte sich der Jurist und zweifache Vater eigentlich um ganz andere Dinge kümmern. Doch dann erfuhr er über einen Freund, dass es noch Überlebende der Crew des Films "Laurel und Hardy auf dem Atoll" von 1951 gab. Er setzte sich unter anderem mit der weiblichen Hauptdarstellerin Suzy Delair und der Drehbuchmitarbeiterin Sylvette Baudrot zusammen.

Denn gerade über diesen jüngsten Film wusste man am wenigsten, noch dazu war er mit einem schlechten Ruf behaftet. Geradezu detailversessen machte sich Aping an die Arbeit und forschte in Archiven in Italien und Frankreich. Er rekonstruierte die schwierigen Produktionsbedingungen des Films, der unter italienisch-französisch-britischer Gemeinschaftsproduktion entstand. Aping fand auch heraus, wann Laurel krank wurde. Beiden - Stan und Ollie - ging es in dem Film gesundheitlich sehr schlecht.

Für den Buxtehuder hingegen wurde die Beschäftigung mit diesem Film zum Glücksfall. Seine Arbeit wurde im Sommer 2007 vom Fachbereich Geisteswissenschaften der Universität Hamburg als Dissertation angenommen. Seither darf sich Norbert Aping mit einem Doktortitel schmücken. Zudem hat er die Aufzeichnungen zu einem gut lesbaren, 170 Seiten starken Werk für das breite Publikum umgeschrieben.

Dieses Buch wurde sogar ins Englische übersetzt und erschien 2008 in den USA. So ein Buch zu veröffentlichen, sei nur mit Unterstützung anderer möglich gewesen, sagt Aping. "Ich bin auf ganz viele hilfsbereite Menschen gestoßen." Vermutlich trug aber auch Apings disziplinierte Arbeitsweise zum Erfolg bei: "Ich betreibe genauso gründlich Filmforschung, wie ich meine Prozessakten durcharbeite."

"Das Dick-und-Doof-Buch - die Geschichte von Laurel und Hardy in Deutschland" und "Laurel und Hardy auf dem Atoll" sind beim Schüren-Verlag in Marburg erschienen. "Das Dick-und-Doof-Buch" ist für 38 Euro erhältlich. Das Buch "Laurel und Hardy auf dem Atoll" kostet 24,90 Euro. Beide Werke können im Buchhandel erworben werden.