Kleinkunst in historischer Kulisse: Regisseur Peter Kühn will aus dem 149 Jahre alten Gebäude einen kulturellen Treffpunkt machen.

Stade. Filmvorführungen, Kabarett und Jazzfrühstücke - all das soll es künftig in der 149 Jahre alten Seminarturnhalle in der Stader Altstadt geben. Regisseur Peter Kühn will aus der historischen Turnhalle ein Event- und Veranstaltungshaus machen. Mit seinem Konzept überzeugte der Stader die Mitglieder des Kulturausschusses - außer Dieter-Theodor Bohlmann (CDU), der gegen das Projekt stimmte. Die Politiker haben Kühn beauftragt, bis Ende März ein belastbares und tragfähiges Finanzierungskonzept zu erstellen. Der Verein "Die Schlaraffenburg - Kleinkunstbühne der Hansestadt Stade" hingegen konnte die Politiker mit seinem Plan zur Nutzung der Halle nicht überzeugen.

Peter Kühn hat viel mit Norddeutschlands ältester Turnhalle vor: Unterschiedlichste Veranstaltungen sollen angeboten werden. Jugendbandwettbewerbe, Lesungen, Ausstellungen, klassische Konzerte, Theatervorführungen, Discoabende und Kabarett schweben dem Regisseur vor. Zwei Veranstaltungen pro Woche seien das Ziel. 199 Gäste könnten in die Halle kommen. Diese Grenze wird von der kleinen Versammlungsstättenverordnung vorgeschrieben. Zudem sollen auch weiterhin Vereine und Verbände sowie Privatpersonen die Halle mieten können.

Trotz des umfangreichen Angebots solle die Seminarturnhalle keine Konkurrenz zum Stadeum sein. "Konkurrenz in der Kultur ist unsinnig", so Kühn, der die Geschäftsführung für die neue Spielstätte übernehmen will. Stattdessen sollen sich die Spielstätten ergänzen. Veranstaltungen sollen aufeinander abgestimmt werden. Allerdings sei die Seminarturnhalle eine eigenständige Spielstätte und keineswegs eine Zweigstelle des Stadeums, betont Kühn. Zudem gebe es eine andere Zielgruppe. Stade brauche eine zweite, alternative Spielstätte. "Die kulturelle Versorgung im Landkreis Stade soll künftig nicht mehr im Wesentlichen vom Stadeum geleistet werden", so Kühn.

Erste Gespräche hat der 52-Jährige bereits geführt. So sollen dank einer Kooperation mit dem Stader Kino "Cinestar" besondere Filme in der Seminarturnhalle gezeigt werden. Seine Kontakte als Regisseur will Kühn ebenfalls nutzen. Das Kabarett-Festival im Hamburger St.-Pauli-Theater könnte etwa in Stade in die Verlängerung gehen. Zudem will der freischaffende Regisseur den NDR für die Seminarturnhalle gewinnen und gemeinsam mit dem Sender Veranstaltungen organisieren.

Bevor allerdings die Spielstätte öffnen kann, ist einiges zu tun. Schließlich wurde die Seminarturnhalle lediglich von außen saniert. Im Inneren gleicht sie eher einer Baustelle. Etwa 400 000 Euro müssten investiert werde, so die Rechnung von Kühn. Eine Heizung, Küche, Künstlergarderobe und Toiletten müssen unter anderem eingebaut werden. Zudem müssen Licht- und Tonanlagen, eine bewegliche Bühne und Stühle angeschafft werden. Die Technik solle für Fernsehübertragungen geeignet sein. "Die professionelle Ausstattung der Halle ist eine Voraussetzung für das Gelingen des Projekt."

Genau daran könnte die Planung scheitern. Denn bislang gibt es noch kein sicheres Finanzierungskonzept. Sponsoren sollen die die Umbaukosten übernehmen. "Derzeit führe ich viele Gespräche und habe positive Signale bekommen", sagt der Stader. Ein Förderverein als Träger der Seminarturnhalle ist bereits gegründet. Möglichst viele Mitglieder sollen mit einem geringen Jahresbeitrag die Kleinkunstbühne unterstützen. Zudem sollen sieben Unternehmen mit jeweils 10 000 Euro den Jahresetat finanzieren.

Bereits im Sommer könnte die Seminarturnhalle mit dem Programm beginnen. Für die Umbaumaßnahmen sind etwa drei Monate angesetzt. Doch zunächst muss die Politik dem Projekt endgültig zustimmen.