Ute Latendorf ist krebskrank. Ihre Gedichte über das Sterben sind jetzt als Buch erschienen.

Buxtehude. An Ute Latendorf ist der Tod schon nah herangerückt. So nah, dass sie sich bereits eine Grabstätte auf dem Buxtehuder Friedhof gekauft hat und sogar ihre eigenen Beerdigungskarte entworfen hat. Auch ihre Urne hat sie schon ausgesucht. "Ich lebe zwar gerne weiter", sagt die 58-Jährige. "Aber sollte der Tod bald kommen, habe ich alles erledigt. Ich möchte mein Leben aufgeräumt haben."

Die Buxtehuderin ist krebskrank. Die Diagnose Brustkrebs bekam sie im Frühjahr dieses Jahres. Just in der Zeit sagte der Verlag "ewigedition" zu, ihr Buch "Am Ende des Weges geht es weiter" zu veröffentlichen. "Es sollte wohl so sein, dass es zeitlich zusammenfällt", sagt Latendorf.

Das Buch ist gerade erschienen. Auch darin setzt sich die Lyrikerin mit dem Tod auseinander. Latendorf gehört nicht zu den Menschen, die das Thema weit von sich weisen. Sie redet so selbstverständlich über das Sterben wie andere über ihre abendlichen Ausgehpläne. "Irgendwann trifft es jeden. Nicht an das Sterben zu denken, finde ich nicht richtig", sagt sie.

In ihren Gedichten hat Latendorf etwa den Tod eines Freundes und ihrer Eltern verarbeitet. "Ein Freund geht fort" hat sie ein Gedicht betitelt. Ein anderes trägt die Überschrift "Mutter, ich habe deine Seele tanzen sehen." Die Verse in "Späte Erkenntnis" bringen ihre eigene Lebenssituation zum Ausdruck: "Ich brauche so wenig, seitdem ich weiß, wie nahe ich immer, dem Tode bin. Nichts kann ich mitnehmen, wenn meine Stunde kommt, nur die Gewissheit: Ich habe gelebt."

Seit die gebürtige Hamburgerin zwölf Jahre alt ist, verfasst sie Gedichte. Die Lyrik war der Frau, die lange unter ihrem gewalttätigen Vater leiden musste, immer ein Trost.

Aus ihrer Feder stammen auch fröhliche Worte. Lebensbejahende Lyrik gibt es zum Beispiel in dem Buch "So ist mein Leben", erschienen beim Thomas Verlag im Jahr 2004.

Und im Frühjahr 2010 gibt der Matthias-Grünewald-Verlag, ein katholischer Fachverlag, den nächsten Band heraus. Die Gedichte darin widmete die Lyrikerin ihren zwei Töchtern, die ausgezogen sind. "Proviant fürs Leben" ist der Untertitel des Buches. "Ich will mich ja nicht ausschließlich mit dem Tod beschäftigen", sagt Ute Latendorf.

Aber die Krankheit hat sie bereits gezeichnet. Ihre Haare sind ausgefallen. Sie muss eine Perücke tragen. "Der Krebs ist wie eine Bombe, die in einem tickt. Man weiß nicht, ob und wann sie hoch geht."

Um Kraft zu tanken und Ruhe zu finden, fährt die Buxtehuderin regelmäßig zum Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg. "Der Friedhof ist keine traurige, sondern eine tröstende Stätte, ein Ort des Friedens - für die Lebenden und die Toten", sagt sie.

Die Leidenschaft für diesen Ort findet sich auch in dem Buch "Am Ende des Weges geht es weiter" wieder. Optischer Schwerpunkt des Werkes sind Aufnahmen vom Ohlsdorfer Friedhof. Die Kamera hat die 58-Jährige immer dabei, wenn sie in den Park geht. Dann erfreut sie sich an der "Kunst in der Natur" und geht auf Entdeckungsreise nach interessanten Motiven.

Es sind Aufnahmen aus ungewöhnlichen Perspektiven, die auch mit ihren Gedichten korrespondieren. Im Ohlsdorfer Friedhof hat die 58-Jährige auch die Angst vor dem Sterben verloren. "Da liegen so viele Menschen und haben ihren Frieden gefunden. Ich werde ihn auch finden."

Das Buch "Am Ende des Weges geht es weiter" von Ute Latendorf ist im Verlag "ewigedition" in München erschienen. Es kann in jeder Buchhandlung bestellt werden und kostet 9,80 Euro.