Das Gebäude ist zu klein für die knapp 2000 Schüler. Sie verbringen einen Großteil der Sportstunde im Sitzen.

Buxtehude. Eigentlich ist der Sportunterricht dazu da, dass sich die Schüler austoben und frei entfalten können. Doch am Schulzentrum Süd sieht der Alltag anders aus. Sportunterricht findet auf engstem Raum statt. Die Jugendlichen verbringen einen Großteil der Sportstunde im Sitzen. Auspowern? Fehlanzeige. Der Hallenraum am Schulzentrum Süd reicht bei weitem nicht aus für die insgesamt knapp 2000 Schüler. Die Gymnasiasten müssen sich mit den Haupt- und Realschülern eine Dreifachturnhalle und einen Hallenanbau teilen.

Das Ergebnis: Manche Kurse müssen zusammengelegt oder im Freien unterrichtet werden. Die Lehrer bemängeln, dass der gewünschte Lerneffekt wegen des Platzmangels oft ausbleibe. Und das ist besonders für das Gymnasium Süd bedenklich. Denn die Einrichtung bietet einen Sportschwerpunkt in der Oberstufe an. Das heißt: Die Jugendlichen können ihr Abitur in Sport machen. Die Situation verschärft sich noch in der Einrichtung, da 2011 zwei Jahrgänge gleichzeitig ihr Abitur ablegen werden.

Unterrichtsbeginn in der fünften Stunde des Gymnasiums Süd: Rund 50 Schüler strömen in die Sporthalle am Schulzentrum Süd, die mit zwei Vorhängen in drei Hallenteile zerteilt wurde. Kurze Zeit später ziehen sich in einem der drei Hallendrittel einige Jugendliche an der Kletterwand hoch, während ein paar Meter dahinter andere Schüler Tischtennisbälle über die Netze feuern.

Das ist keine Ausnahme. Sonst sind es die Baseballer, die gemeinsam mit den Kletterern trainieren. So mancher Schüler verliert im gemeinsamen Unterricht die Lust am Sport. "Es stört sehr, wenn zwei Klassen in einer Halle sind", sagt Svenja Zadow (19) aus Horneburg. "Bei der Lautstärke ist es kaum möglich, sich zu verständigen." Und gerade darauf komme es beim Klettersport an, erklärt Jörg Eiringhaus (18) aus Buxtehude. Schließlich müsse man sich beim Sichern absprechen.

Unzufriedenheit auch bei den Tischtennisspielern: "Wir spielen oft zu dritt und zu viert Tischtennis, damit keiner sitzen muss", sagt Torben Schwope (19) aus Buxtehude. Der geringe Platz lasse es nicht zu, mehr Platten aufzustellen.

Besonders problematisch ist der Unterricht von Ballspielen. "Fußball in einem Hallendrittel zu spielen, ist eine Zumutung", sagt Andreas Kiehl, Oberstufenkoordinator und Sportlehrer. Also müssen sich die Lehrer etwas einfallen lassen, wie sie die Sportarten trotzdem anbieten können. Und das bedeutet meist, dass sie die Mannschaften verkleinern. Einige Schüler spielen, die anderen sitzen auf der Bank. Das hat dann nicht mehr viel mit der Wirklichkeit des Sports zu tun.

Das gilt auch für das Regelwerk. "Beim Handball laufen die Schüler in einem Hallendrittel von einem Kreis bis zum nächsten gerade mal zehn Meter. Das wird dem Spiel nicht gerecht und den Schülern schon gar nicht", sagt Karsten Lentz, Sportlehrer am Gymnasium Süd. Auch bei den Jugendlichen kommt inzwischen Frust auf. "Für die Ballspiele sind die Hallen viel zu klein", sagt Jannik Lücking (18) aus Buxtehude. "Immer wenn wir Pausen machen müssen, damit andere zum Zug kommen, kommen wir aus dem Spielrhythmus", sagt Malte Bösch (18) aus Hedendorf. Auch im Fitnesskursus mit 20 Schülern ist es an der Tagesordnung, dass sich die Schüler unbeabsichtigt an den Schultern rempeln.

Am meisten leidet der Schwimmkursus in der Oberstufe. 22 Schüler müssen sich eine 25-Meter-Bahn teilen. Die Schüler können lediglich eine Bahn schwimmen, müssen dann wieder raus aus dem Wasser, um zurückzulaufen und wieder eine Bahn zu schwimmen. "Der Trainingseffekt ist gleich null", sagt Sportlehrer Lentz.

Auch Ruprecht Eysholdt, Leiter des Gymnasiums Süd, würde es begrüßen, wenn eine zusätzliche Halle gebaut würde. "Theoretisch könnten wir die Hallen auch nachmittags belegen. Aber dann schreien die Vereine auf." Das Hallenangebot mit zwölf Hallen in Buxtehude sei insgesamt zu knapp.

Die Stadt weiß, dass die Schüler unter dem Platzmangel leiden. "Wir kennen das Problem", sagt Schulamtsleiter Jürgen Grimm. Es sei auch Wunsch der Stadtverwaltung, eine weitere Halle auf dem Schulgelände zu bauen. Doch der Landkreis Stade müsse den Löwenanteil der Kosten dafür tragen und habe deshalb das letzte Wort. Die Stadtverwaltung stimme sich mit dem Landkreis ab, wann ein Hallenanbau möglich sei.

Inzwischen versucht sich das Gymnasium Süd selbst zu helfen und geht dazu über, den Unterricht auszulagern. Oder es geht nach draußen. Sportlehrer Kiehl hat den Fußballspielern schon gesagt, dass sie nun dicke Socken mitbringen müssen.