Beckdorf legt Wanderpfad an und ein Landwirt pflügt ihn wieder um. Gemeinde erteilte Bauauftrag. Doch das Grundstück gehört ihr nicht.

Beckdorf. Wer in Beckdorf mit seinem Hund spazieren gehen will, hat es nicht leicht, denn in dem Dorf bei Apensen verschwindet gerne mal ein Weg. Was sich zunächst unglaublich anhört, ist bei der Straße "Waldfrieden" geschehen. Plötzlich war der Weg weg. Spaziergänger standen vor einem Acker mit Rüben und kamen bei dem Waldstück am Schneckenberg nicht mehr weiter. Mehr noch - der Landkreis sagt, das dies auch noch vollkommen in Ordnung ist.

Ein Blick zurück: An der Straße "Waldfrieden" befindet sich der Schulwald, wo früher gerne Passanten über die Felder spazieren gingen. Ende der 70er-Jahre wurden Teile der dortigen Flächen im Flächennutzungsplan als Bodenabbauflächen ausgewiesen. Als das Gebiet nördlich des Waldes zu einer Kiesgrube umfunktioniert wurde, gab es für Spaziergänger kein Durchkommen mehr.

Der in Beckdorf lebende ehemalige Samtgemeindedirektor von Sittensen, Frank Wallin, hatte sich daraufhin in seiner Funktion als Beckdorfer Ratsmitglied für einen Ersatzweg westlich des Waldes stark gemacht, der um die Kiesgrube herumführt. Sein erklärtes Ziel war es, das lückenhafte Wanderwegenetz nach Apensen zu schließen. Und er wollte den Hundehaltern im Dorfe die Mühe zu ersparen, mit ihren Vierbeinern einen Umweg von 1,5 Kilometern in Kauf zu nehmen, damit die Hunde ihre Haufen nicht auf den Gehwegen des Dorfes setzen müssen. Die Idee wurde begrüßt und im Mai 2008 wurde für knapp 5000 Euro der neue Wanderweg angelegt.

Das Problem: Allem Anschein nach hat die Gemeinde vorher die Eigentumsverhältnisse nicht geprüft und den Weg blindlings auf dem Grundstück eines Landwirtes gebaut. Bürgermeister Siegfried Stresow (SPD) gibt gegenüber dem Abendblatt zu: "Der Weg wurde auf privatem Grund errichtet, aber es hatte sich ja keiner um das Stück Acker gekümmert". Doch der Landwirt, dem die Fläche gehört, forderte umgehend einen Rückbau von der Gemeinde, als er von dem Weg erfuhr. Die gab sich einsichtig und ruderte zurück. Zufrieden pflügte der Landwirt den Weg wieder um und pflanzte bis zum Waldrand seine Rüben. Spazierengehen war somit am Schulwald nicht mehr möglich. Die Bürger wandern seitdem auf einem Mini-Trampelpfad zwischen Wald und Acker entlang oder gehen wieder quer durch den Ort - ein Zustand, der etliche Bürger verärgert.

Für die Gemeinde war die Angelegenheit offenbar vom Tisch - nicht aber für Frank Wallin. Der intervenierte beim Landkreis, um die Gemeinde in die Pflicht zu nehmen - schließlich wurden hier Steuergelder regelrecht umgepflügt. Und wandern ist, so Wallin, auf der Holperstrecke nicht möglich. Sein Einspruch wurde beim Kreis abgewiesen.

Der Kiesgrubenbetreiber Dallmann, der laut Stresow verpflichtet ist, einen Weg vorzuhalten, hat zumindest einen Teilweg geschaffen - um einen Teil der Kiesgrube. Doch dorthin zu gelangen, ist praktisch unmöglich und vom Ende des Weges zurück zum Schulwald gibt es auch keinen Weg. Stresow: "Wenn es zutrifft, dass der Weg nicht erreichbar ist, dann müssen wir nachbessern und eine Lösung finden".

Wie die aussehen könnte, ist völlig unklar. Ein Wanderweg entlang des Waldes ist wegen der Eigentumsverhältnisse offenbar nicht realisierbar. Ein Weg durch den Wald gilt aus Sicherheitsgründen als wenig sinnvoll. Bleibt die Frage: Wie kommen die Beckdorfer jetzt zu dem Wanderweg an der Kiesgrube ohne einen Weg, der dort hinführt? Ob der Rat hierfür eine Lösung finden wird, ist offen - aber das Geld der ersten Wanderweg-Baumaßnahme ist definitiv futsch.