Der größte Wunsch der Freunde von Wind und Wellen hat sich aber bislang nicht erfüllt: die Öffnung des Stader Hansehafens.

Stade. Das Küstenmotorschiff "Greundiek", die beiden Fleetkähne "Aurora" und "August" sowie die Info-Stelle im alten Holzkran auf dem Fischmarkt - das alles haben die Stader dem Verein "Alter Hafen Stade" zu verdanken. Jetzt feiert er sein 25-jähriges Bestehen. Seit einem Vierteljahrhundert setzen sich die Vereinsmitglieder für das maritime Erbe ein. Das Gründungsziel haben sie allerdings noch nicht erreicht.

"Gründungszweck war die Öffnung des historischen Hansehafens", sagt der erste Vorsitzende, Dieter-Theodor Bohlmann. Seit den 70er-Jahren versperrt die Hansestraße die Zufahrt zum Hafen. Um das zu ändern, wurde der Verein 1984 gegründet. Weil eine Brücke etwa vier Millionen Euro kostet, konnten die Pläne bislang nicht umgesetzt werden. "Anfang der 90-er hatten wir deswegen eine echte Existenzkrise. Viele Mitglieder sind ausgetreten", sagt Bohlmann. Der Verein stand kurz vor dem Aus. Doch eine Mehrheit schloss sich zusammen und erweiterte die Aufgaben: Die "Greundiek" wurde für 10 000 Euro gekauft. "Die war in einem jämmerlichen Zustand und schrottreif", sagt Josef Jungmann, der für die Elektrik zuständig ist. Der Verein habe sich einige Kritik gefallen lassen müssen, so der Vorsitzende: "Einige Stader sagten, die 'Greundiek' sei ein Schrotteimer und eine Beleidigung für das Stadtbild."

Doch sie belehrten die Kritiker eines Besseren. In Hunderten von ehrenamtlichen Arbeitsstunden wurde das Schiff wieder fahrtüchtig gemacht. Im Jahr 2000 war dann der große Tag: Die "Greundiek" lief zu ihrer zweiten Jungfernfahrt aus. Seitdem werde sie der "Grüne Schwan der Unterelbe" genannt. Das weiteste Ziel war bislang Stades Partnerstadt Karlshamn in Schweden. Mittlerweile ist das Küstenmotorschiff ein beliebter Veranstaltungsort: Hochzeiten und Gottesdienste werden auf der Ladenfläche gefeiert. Auch Konzerte, Theaterstücke und Tagungen finden dort statt. Im Sommer lief die "Greundiek" 17 Häfen zwischen Husum und Emden an, um mit einer Ausstellung für Offshore-Windanlagen zu werben.

Möglich machten das die Mitglieder. 25 Aktive arbeiten mittwochs auf dem Schiff, reparieren die Maschinen, planen Veranstaltungen und Touren. "Zu tun gibt es immer etwas", sagt Kassenwart Wolfram Schmidt. Der Verein sei wie eine große Familie. Allerdings eine männlich geprägte: "Die meisten Mitglieder sind Männer und im Ruhestand." Die Ehefrauen müssten verständnisvoll sein, weil das Ehrenamt sehr zeitintensiv sei. "Vielleicht haben wir deshalb auch Nachwuchsprobleme." Vor allem Kapitäne werden gesucht.

Zeitintensiv sind auch die Aufgaben des zweiten Vorsitzenden Klaus Nagel. Er organisiert die Fleetfahrten auf dem Burggraben. Seit 2004 gehört der Kahn "Aurora" zur Vereinsflotte. Im Mai 2008 kam "August" dazu. Zwölf Fahrer manövrieren ehrenamtlich Touristen auf dem Burggraben. "Im vergangenen Jahr waren es etwa 500 Fahrten mit 10 000 Gästen", so Nagel. Bohlmann denkt bereits über eine Flottenerweiterung nach.

Der Tourismus wird aber nicht nur mit den Fahrten gefördert, sondern auch mit der Informationsstelle im alten Holzkran am Fischmarkt. Seit 1999 gibt es im Kran eine Ausstellung über die Hafengeschichte. 77 000 Besucher kamen im vergangenen Jahr. Der Kran habe sich zum Touristenmagnet entwickelt. "Wir werden vom Arbeitsamt mit Ein-Euro-Jobbern unterstützt", so Bohlmann. Ohne diese Mitarbeiter wäre das Infozentrum nicht möglich.

Das Jubiläum wird am Sonnabend, 10. Oktober, mit einem Festakt im Stader Rathaus gefeiert. Der Hamburger Historiker und Professor Jörgen Bracker referiert. Bis dahin solle die Mitgliederzahl von 200 geknackt werden, wünscht sich Bohlmann. Derzeit sind es 197. Das größte Ziel ist aber nach wie vor die Öffnung des Hansehafens, in dem der Ewer "Willi" liegt. Die Pläne dafür würden bereits in den Schubladen der Stadtverwatung liegen. Die angespannte Haushaltslage lasse das Projekt derzeit aber nicht zu. Doch der Verein kämpft weiter und sammelt für die Brücke Spenden. "Unser Motto bleibt: 'Willi will wieder raus'", so Bohlmann. Wer dem Verein beitreten möchte oder für die Brücke spenden möchtet, meldet sich unter der Telefonnummer 04141/83 50.