Die CDU-Politikerin gewinnt deutlich. Margrit Wetzel (SPD) scheitert - Serkan Tören (FDP) zieht ins Parlament. Die Sozialdemokraten setzen jetzt auf einen neuen Kandidaten für die Wahl 2013.

Stade/Buxtehude. Schwarz-gelb sind nicht nur die politischen Farben in Berlin, sondern auch die im Wahlkreis 31 Stade I - Rotenburg II. Martina Krogmann von der CDU und der FDP-Kandidat Serkan Tören ziehen in den 17. Bundestag ein. Der Landkreis Stade wird künftig mit drei Abgeordneten in der Regierungskoalition vertreten sein, weil Enak Ferlemann (CDU) das Direktmandat im Wahlkreis Cuxhaven - Stade II holte. Thurid Küber (SPD) geht hingegen leer aus, da sie nicht über die Landesliste abgesichert ist.

Für Tören und Krogmann sind es Premieren. Er zieht erstmals in den deutschen Bundestag ein. Sie gewann zum ersten Mal das Direktmandat. Dreimal schaffte sie es nur über die Landesliste. Und das CDU-Ergebnis ist mit 44,2 Prozent der Erststimmen überraschend eindeutig. In den vorherigen Wahlen unterlag die Politikern ihrer Konkurrentin Margrit Wetzel (SPD). Die muss wiederum ihr Berliner Büro räumen. Wetzel kam nur auf 33,4 Prozent der Erststimmen und ist nicht über die niedersächsische Landesliste abgesichert.

Die Sozialdemokratin konnte keinen einzigen Wahlbezirk im Landkreis Stade für sich sichern. Sie gewann nicht einmal in ihrem Heimatort Horneburg die Mehrheit. Krogmann bekam in diesem Wahlbezirk 2,7 Prozentpunkte mehr Erststimmen. Besonders deutlich war auch die Niederlage in Buxtehude: 2005 holte Wetzel 50,8 Prozent der Erststimmen, jetzt waren es 35,9 Prozent.

Während die CDU marginale Zuwächse bei den Zweitstimmen hatte, legte die FDP deutlich zu. Das Plus der Zweitstimmen beträgt 14,25 Prozent. Obwohl sich der Stader FDP-Chef Thomas Schalksi-Seehann über das Wahlergebnis freute, sah er es auch differenziert: "Wenn man die parteipolitische Brille abnimmt, wäre es für die Region besser gewesen, wenn auch Margrit Wetzel gewählt worden wäre."

Krogmann freut sich auf die Zusammenarbeit mit der FDP und mit Tören: "Mit Serkan Tören werde ich auch gut zusammenarbeiten." Die Chemie zwischen den beiden Politikern, die sich duzen, stimme, so Krogmann. Zwischen ihr und Wetzel war das Verhältnis offenkundig angespannter. Krogmann hat Tören allerdings erst im Wahlkampf kennengelernt.

Auch wenn Schwarz-Gelb die Wunschkoalition sei, gebe es durchaus inhaltliche Differenzen: "Ich bin bei den Koalitionsverhandlungen dabei und werde mich für die Inhalte der Union einsetzen." Derzeit ist sie Parlamentarische Geschäftsführerin. Weitere Posten strebe sie im Moment nicht an. Es gehe um Inhalte, nicht um Posten.

Um Posten wird sich auch Margrit Wetzel nicht bemühen. Sie wolle künftig lediglich auf kommunaler Ebene politisch aktiv sein. Wer in vier Jahren für die SPD bei der Bundestagswahl antreten wird, ist noch offen, sagt Petra Tiemann, Vorsitzende des SPD-Unterbezirks Stade: "Klar, nach der Wahl ist vor der Wahl. Aber wir haben noch Zeit." An Nachwuchs mangele es nicht: "Wir haben Politiker mit Profil, mehr als die anderen Parteien." Der Bezirksvorstand wird heute zunächst die Wahl analysieren und eine Strategie erarbeiten, wie die Ziele der Kreis-SPD in Berlin durchgesetzt werden können.

Vor der Wahl heißt auch: vor der Kommunalwahl 2011. Das schlechte Ergebnis habe aber keinerlei Auswirkungen, ist sich Tiemann sicher: "Diese Vermutung entbehrt jeder Realität. Wer das glaubt, hat seine kommunalpolitische Fibel nicht richtig gelesen." Die Kommunalwahlen seien deutlich von Personen geprägt und nicht so sehr von Parteien. Somit seien die Sozialdemokraten gut aufgestellt.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende im Stader Rat, Klaus Quiatkowsky, sieht auch Chancen in der Opposition: "Die SPD kann sich regenerieren und sich für die nächste Wahl profilieren." Wichtig sei es, die Linke zu schwächen. Die Wähler hätten nicht erkannt, dass die Große Koalition sozialdemokratisch gearbeitet habe und die SPD deutlich mehr habe durchsetzen können.

Das sieht der Wunschpartner der Genossen anders. Die SPD habe ihre sozialdemokratischen Wurzel vernachlässigt und sei zu sehr in die Mitte gerückt, so die Buxtehuder Grünen-Ratsfrau Heike Vollmers: "Die Grünen sind erneut in der Opposition, weil die SPD so schlecht abgeschnitten hat."

Die Wahlbeteiligung im Wahlkreis 31 kann sich im Vergleich zum Bundesdurchschnitt sehen lassen: 73,65 Prozent machten ihre Kreuze. Bundesweit waren es nur 72,2 Prozent. 0,83 Prozent der Erstimmen und 0,98 Prozent der Zweitstimmen waren ungültig. "Die Wähler lassen sich teilweise einiges einfallen. Einige streichen die Liste komplett durch, andere schreiben Hassparolen auf die Zettel", sagt Wahlkreisleiter Michael Roesberg. Auf einem Zettel stand sogar: "Ich wähle Horst Schlämmer".