Der Umsatz ist in den vergangenen Wochen um 50 Prozent eingebrochen. Unternehmer setzen ihre Hoffnungen nun in den Markt für Gebrauchtwagen.

Stade. Seit dem 2. September um 10.14 Uhr ist Schluss mit lustig - Ende der Abwrackprämie! Und was viele befürchtet haben, ist jetzt tatsächlich eingetreten: Dreieinhalb Wochen lang bleiben die Autohändler im Landkreis Stade nun schon auf ihren Fahrzeugen sitzen. "Die Verkäufe von Neuwagen sind seitdem um mehr als 50 Prozent eingebrochen", sagt Hans-Hermann Vollmers, Inhaber vom Peugeot-Autohaus in Hollern-Twielenfleth. Während der Zeit der Abwrackprämie sei bei Vollmers der Ordner mit den Verkaufsverträgen voll gewesen, jetzt sind die Papiere sehr überschaubar. Mehrere Autos am Tag seien damals ausgeliefert worden. "Jetzt ist der Verkauf kurz vorm Tod", so der 43-Jährige. Seine Mitarbeiter seien dennoch nicht von der Entlassung bedroht. Bis Ende des Jahres könne das Autohaus von den Einnahmen der ersten Monate zehren.

Obwohl Vollmers wegen der Abwrackprämie deutlich mehr Autos verkauft habe, sei der Gewinn nicht überdurchschnittlich. "Es wurden fast nur Kleinwagen verkauft, bei denen die Marge sehr gering ist", sagt sein Bruder Jörg. Schuld seien die Knebelverträge mit den Herstellern. Zudem hätten die Wünsche der Kunden die Preise diktiert: "Es wurde auf Ausstattungen wie Klimaanlagen verzichte, damit der Preis gedrückt wird."

Im Stader Toyota-Autohaus Dede sieht die Lage nicht besser aus. "Es ist deutlich ruhiger geworden", sagt Inhaber Frank Dede. Und zwar nicht nur im Vergleich zu den Monaten, als die Abwrackprämie gezahlt wurde, sondern auch zum Vorjahr. Er setzt auf den Gebrauchtwagenmarkt: "Der ist während der Prämie eingebrochen, weil sich Kunden für einen neuen Kleinwagen statt für einen großen Gebrauchtwagen entschieden haben." Der Gebrauchtwagenmarkt müsse wieder in Gang kommen. Bislang ist er es nicht.

Auf den Parkplätzen der Händler stehe ungenutztes Kapital, sagt Jörg Vollmers: "Wir haben 2008 die Wagen in Zahlung genommen und seitdem nicht verkaufen können." Das belaste die Bilanz. Die Folgen der Umweltprämie seien noch in Jahren zu spüren: "Die Neuwagen werden mit ihren Reparaturen anfangs zu den Vertragshändlern kommen, weil es Garantien auf Neuwagen gibt. Aber danach fahren sie zu den freien Werkstätten." Und wieder gehe Umsatz verloren, da alte Autos häufig kostenintensivere Reparaturen bräuchten. Das Loch sei noch lange zu spüren: "Die Idee der Prämie war gut, aber die Umsetzung schlecht."

Verkaufseinbrüche gebe es auch beim Stader VW-Autohaus Reeder, so Verkaufsleiter Marcus Ahrend.

Um den Markt wieder anzukurbeln würden sich die Autohändler einen Rabattwettbewerb liefern: "Die Nachlässe sind groß und der Wettbewerb wird weiter angestachelt." Die Händler würden sich in den kommenden Monaten mit Aktionen unterbieten. Ahrend hofft, dass sich der Markt in einigen Wochen wieder einpendelt. Nachdem die Mehrwertsteuer auf 19 Prozent erhöht wurde, seien die Verkaufszahlen ebenfalls deutlich gesunken: "Die Geschäfte wurden vorgezogen. Das wird hoffentlich auch bei der Abwrackprämie der Fall sein."