Es sollte die große Blues-Party werden, wurde aber nur eine kleinere Feier. Nach der erfolgreichen ersten Aufführung von “Blues am Deich“ im vergangenen Jahr wurde das Festival diesmal als Open-Air im Gewerbepark Grünendeich veranstaltet, direkt an der Elbe.

Grünendeich. Rund 2000 Fans wurden am Freitagabend erwartet, um dem Blues zu frönen, aber nur 900 kamen bei kühlem und leicht stürmischen Winden an das Ufer der Elbe. Die Wettervorhersage - Regenschauer waren angekündigt - hatte den Veranstaltern einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Dennoch: Die Musiker ließen sich von den nicht ganz optimalen Rahmenbedingungen des Festivals nicht entmutigen und zeigten eine gute musikalische Mischung, die merkwürdigerweise zusammenpasste, obgleich sie unterschiedlicher kaum sein könnte.

Die Kölner Truppe von "Fleur Earth Experiment" überzeugte mit exzellent groovigen Blues-Rhythmen, einem Anklang von Reggae und Funk-Pop - und das alles in für Blues ungewohnter deutscher Sprache. Ein sehr viel ursprünglicheres Element war da der gebürtige Amerikaner "Big Daddy" Wilson. Der Pfundskerl aus den USA bot eine gelungene Mischung aus Gospel, Blues und Funk, der es an nichts fehlte: Energiegeladen, dynamisch und individuell, so rauchig und emotionsschwanger wie die urigen Blues-Clubs der Südstaaten.

Doch der, auf den die meisten Gäste an diesem Abend gewartet hatten, war Sivan Perwer. Der nicht unumstrittene kurdisch-stämmige Musiker verbindet in seinen Kompositionen die Landschaft seiner Heimat und vor allem das Schicksal seiner Landsleute mit einem eindrucksvollem Gesang, der Zuhörer immer wieder in den Bann zieht. Auch wenn Sivan Perwers Musik auf der kompositorischen Ebene wenig Gemeinsamkeiten mit dem klassischen Südstaatenblues aufzeigt - die thematische Nähe zum US-Blues ist nicht zu leugnen: Leid, Trauer, Hoffnung. Seine Fans waren jedenfalls begeistert und feierten ihn mit lang anhaltendem Beifall.