Die Tiere übertragen Krankheiten, vermehren sich explosionsartig und sind schwer wieder loszuwerden.

Buxtehude. In einigen Stadtteilen ist bislang keine Besserung in Sicht. Doch nicht nur Nager sind eine Plage. Veit Tausendpfund (46) beobachtet schon seit Jahren, wie sich Ratten auf den Brunckhorstschen Wiesen in Buxtehude tummeln. In Wassernähe fühlen sich die Nagetiere offensichtlich wohl und kommen immer wieder. Daher ist der Anblick von Ratten für Tausendpfund und seine Familie auf seinem Grundstück keine Besonderheit mehr. "Die Ratten nagen sogar an unseren Erdbeeren", so Tausendpfund.

Das Problem der Ratten in Buxtehude konnte bislang nicht nachhaltig behoben werden.

Nach Meinung von Kammerjäger Gunter Ehrhardt von der Schädlingsbekämpfungsfirma Aratox mit Sitz in Buxtehude unternehmen Städte insgesamt zu wenig, um die Tiere zu beseitigen. Gunter Ehrhardt: "Die Bekämpfung von Ratten lässt zu wünschen übrig. Bei den Kommunen stoßen die Ratten auf wenig Gegenwehr. Sie sollen wohl zum Stadtbild gehören."

Die Stadt Buxtehude geht mit einer ungewöhnlichen Aktion neue Wege und erhofft sich davon eine Besserung der Problematik. Mit Plakaten in der Innenstadt und an Bushaltestellen soll eine Quelle des Rattenbefalls bekämpft werden. So ist auf einem Plakat eine Ente zu sehen, die sich total übersättigt kaum noch bewegen kann. "Enten füttern... macht mehr Enten und mehr Dreck" steht auf einem Plakat.

Schließlich benötigen Enten einen Großteil des Futters, das ihnen von Menschen verabreicht wird, nicht zum Verzehr und lassen es liegen. "Es nützt den Enten nichts, wenn ihnen einige Bürger tütenweise altes Brot mitbringen", sagt Stadtbaurat Rolf Suttmann. Das Problem der Überfütterung von Enten und auch Vögeln bestätigen die Kammerjäger Gunter Ehrhardt und Jörg Schröder, wovon letztlich Ratten profitieren.

Die Kammerjäger haben zudem ein insgesamt untypisches Verhalten der Nager festgestellt, die es immer mehr von der Natur in den Lebensbereich der Menschen zieht. Die eigentlich ausschließlich nachtaktiven Tiere vermehren sich auch in eindrucksvoller Weise: Schließlich kann ein Rattenpärchen mit seinen Nachkommen jährlich bis zu 1000 neue Ratten produzieren.

Bei schwülwarmem Wetter sind die Nager sogar noch aktiver hinsichtlich der eigenen Nachwuchs-Produktion. Kürzlich entdeckten die beiden Kammerjäger bei einem Bauernhof in Reinfeld bis zu 3000 Ratten. Außerdem gehört jede Ratte einem Rudel an, das ihr jeweiliges Revier durch Urin und Kot kennzeichnet. Die Nagetiere können Krankheiten wie Tuberkulose, Typhus oder Salmonellen-Infizierungen auf Menschen übertragen.

Niedersachsen und Hamburg sind die einzigen Bundesländer in Deutschland, die eigene Rattenverfügungen aufweisen. Darin heißt es: "Die Gemeinden haben Entrattungen durchzuführen, wenn ein Rattenbestand festgestellt wird, der geeignet ist, die Gesundheit der Bevölkerung zu gefährden (...)."

Klaus Huhn vom Ordnungsamt Buxtehude geht allerdings davon aus, dass die ungeliebten Nagetiere nicht ganz aus der Stadt vertrieben werden können. "Einen Anteil von Ratten wird es bei den Brunckhorstschen Wiesen immer geben", so Huhn. Zu diesem Ergebnis kam auch die Schädlingsbekämpfungsstelle der Stadt Stade, die das Gebiet um die Brunckhorstschen Wiesen in einem Gutachten als "prädestiniert für Ratten" bezeichnete.

Rolf Suttmann und Buxtehudes Bürgermeister Badur erhoffen sich durch die neuen Plakate, dass auch die Entenanzahl in der Stadt Buxtehude begrenzt werden kann. Zudem solle damit die zunehmende Vermüllung und Verkotung verhindert werden. Auf einem zweiten Plakat weist ein freundlich schauender Hund darauf hin: "So'n Schiet! Hundehaufen können mit einem Bußgeld geahndet werden."

In Jork und Stade ist dagegen die Rattenproblematik aktuell kein Thema. "Mir ist zum Glück schon lange keine Ratte mehr über den Weg gelaufen", sagt Jens Stechmann, Vorsitzender des Obstbauversuchsrings (Altes Land) aus Jork. In Stade wurde ein Problem mit Ratten auf Höhe des Burggrabens (Erlengrund) im vergangenen Jahr beseitigt. Jörg Oppermann vom Ordnungsamt der Stadt Stade: "Die Ratten wurden in einer Hecke am Burggraben 2008 bekämpft und waren danach weg."