Keine Massen von Touristen, sondern entspannte Stunden mit Leckereien: Auf der “Wriede II“ können die Passagiere die Seele baumeln lassen.

Buxtehude/Hamburg. Käpt'n "Eddy" hat Humor. Via Lautsprecher teilt er den 50 Passagieren mit: "Da wir uns auf einem schnellen und modernen Schiff befinden, werden wir zunächst einen Abstecher durch die Speicherstadt machen." Das Gelächter der Passagiere ist groß. Schließlich hat das Schiff seine besten Jahre bereits deutlich sichtbar hinter sich. Immerhin: Die "Wriede II" beförderte bereits im Jahr 1936 Passagiere über das Wasser. Sein primäres Ziel hat der Kapitän und Entertainer "Eddy" zugleich aber erreicht: Die Stimmung ist gut an Bord - und nur darum geht es während der dreistündigen Bootstour auf dem Weg von den Hamburger Landungsbrücken bis nach Buxtehude.

Kaum ist die Barkasse auf der Elbe unterwegs, öffnet Peter Wittke schon die erste Sektflasche. Der Genuss der prickelnden Flüssigkeit ist der Anfang eines Menüs, das sich bis zum Ende der Fahrt hinzieht. Seine Frau und Hobbyköchin Sabine Wittke hat dafür am Tag zuvor acht Stunden in der Küche alles vorbereitet. Grund des Ausflugs der sechsköpfigen Familie war ein Geburtstagsgeschenk der Wittkes aus Hamburg an Liane Bertling und Manfred Mielke. So werden Frikadellen, Limonenscheiben, Kasseler, Brötchen, Spieße, Kartoffelsalat und Weine gereicht. Den Abschluss des Mahles: Aprikosen-Mousse mit einem Schuss Tequila.

"Wir haben uns für diese Barkassenfahrt entschieden, da wir hier unser Picknick mitnehmen und gleich essen können", sagt Sabine Wittke, die aufgrund der Zubereitung und Verteilung der Speisen kaum etwas von der Hafenpromenade mitbekommt. Ganz im Gegensatz zu ihrem Vater Peter Meyer. Er genießt die Aussicht. "Der Hafen ist einfach herrlich", schwärmt der Pensionär, der sich gern auf große und kleine Bootstouren begibt. Gemeinsam mit seiner Familie fährt er immer wieder raus aufs Wasser, mal auf der Ostsee, mal auf dem Mittelmeer - diesmal auf der Elbe.

Den Museumshafen und vor allem die prächtigen Villen in Blankenese beobachten derweil die 13 Männer der Wandergruppe "Alles ewe", wobei "ewe" nicht etwa für den Namen eines Sponsors der Mannschaft sondern als pfälzische Mundart für "eben" steht. Schließlich stammt die durstige Männertruppe aus der Nähe von Kaiserslautern und ist vier Tage lang in Hamburg und Umgebung zu Gast. Später soll es noch weiter nach Stade gehen. Dem Pfälzer Thomas Egelhof gefällt die Barkassenfahrt. "Es ist prima hier", sagt er, der mit seinen Kumpels früher auch zusammen Fußball spielte und jetzt regelmäßig Ausflüge unternimmt. Ausgearbeitet hat das aktuelle Programm Paul Wagner, der sich Tipps von einer Bekannten aus Buxtehude holte. "Unsere Frauen haben wir zu Hause gelassen. Die nehmen wir demnächst mit an die Mosel", so der Reiseleiter.

Die Barkasse setzt unterdessen ihre Fahrt von der Elbe in Richtung der Este vorbei am Airbus-Werk und der Sietas-Werft fort. "Gut Holz, gut Holz", hallt es aus einer Ecke des Schiffes. Die zwölf Mitglieder des Harburger Kegelclubs "Gut Holz von 1967" löschen ihren Durst bei sommerlichen Temperaturen erst nach Ausrufen des bewährten Vereinsspruchs. Zweimal im Jahr unternehmen die Sportler einen Ausflug - diesmal fiel die Wahl auf diese Barkassenfahrt. In Buxtehude stehen später noch eine Stadt- und Museumsführung an. Ein Päuschen ist in einem Café geplant, und das Abendessen soll es im Buxtehuder Brauhaus geben.

Bei gerade einmal sechs Stundenkilometern schippert die "Wriede II" auf der Este in Richtung Buxtehude weiter, vorbei an Häusergärten und Obstbäumen. Christa und Horst Karsten genießen die Sonne unter freiem Himmel. Obwohl sie bereits seit 1956 in Buxtehude wohnen, ist es das erste Mal, dass sie solch eine Tour machen. Die Gegend entlang der Este kannten sie zuvor nur vom Land aus, wo sie regelmäßig mit Fahrrädern unterwegs sind. Auch Hannelore und Ernst Kleeblatt stammen aus Buxtehude und sind erstmalig an Bord der "Wriede II". Hannelore Kleeblatt ist begeistert: "Es ist wirklich schön hier. Ich finde es toll, dass wir uns für diese Tour entschieden haben."

Als sich der Buxtehuder Hafen allmählich in Sichtnähe befindet, greift "Eddy" noch einmal zum Mikrofon: "Jetzt ist Schluss. Tschüss. Hummel, Hummel..." Während dich die Pfälzer bereits in Gedanken beim Bummel durch die Stadt befinden, entgegen die Hamburger schlachtruferprobt: "Mors, Mors!"