Viele Spaziergänger flüchten vom Deich. Die Gastronomen beklagen erhebliche Umsatzeinbußen. Doch die Tiere bleiben noch einige Tage.

Stade. Spaziergänger wedeln hektisch mit ihren Händen durch die Luft, die Terrassen der Cafés sind trotz Sonnenschein wie leer gefegt, Ausflügler machen auf den Parkplätzen kehrt. Grund für die seltsame Szenerie entlang der Elbküste wie etwa in Twielenfleth und Stadersand ist eine regelrechte Invasion von Marienkäfern. Seit wenigen Tagen belagern Millionen der rot-schwarzen Tiere die Elbküste im Landkreis Stade und sorgen für einigen Unmut.

Alush Mursa vom "Twielenflether Fährhaus" ist verärgert über die Marienkäfer: "Auf meiner Terrasse hat trotz guten Wetters niemand gesessen." Die meisten Gäste hätten Verständnis gehabt und wären in das Restaurant gekommen. "Einige haben aber schon auf dem Absatz kehrt gemacht", so Mursa. Der Gastronom schätzt seine Umsatzeinbußen auf bis zu 50 Prozent. "Auch wenn das die Natur ist, ist es schon ärgerlich. Hoffentlich ist das bald vorbei."

Dem stimmt Robert Dikers vom "Elbblick" in Stadersand zu: "Das ist eine Plage, die heftig auf meine Einnahmen schlägt." Der Pächter ist doppelt gebeutelt. Nicht nur seine Terrasse konnte wegen der Käfer nicht benutzt werden, sondern auch im Innenraum des Cafés waren die Folgen der Krabbel- Invasion zu spüren: "Das Café ist ein Glashaus. Zum einen waren die Käfer außen auf den Scheiben, zum anderen konnten wir die Lüftung nicht benutzen, weil die Käfer sonst herein gekommen wären." Daher sei es sehr heiß geworden, was weitere Gäste vertrieben habe.

Noch sind ein Ende der Plage und damit auch ein Ende der Umsatzeinbußen nicht in Sicht. "Das wird noch einige Tage andauern", sagt Achim Stolz vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz. Nicht nur im Landkreis Stade, sondern auch in Lüneburg und Cuxhaven würden Millionen Marienkäfer entlang der Küsten vorkommen: "Die Tiere halten sich gerne in Gewässer- und Küstennähe auf." Solche Plagen würden regelmäßig in den Gebieten vorkommen.

In diesem Jahr hätten sich die Käfer allerdings besonders heftig vermehrt, weil das Nahrungsangebot im Frühjahr ausgesprochen groß gewesen sei. Marienkäfer ernähren sich vornehmlich von Blattläusen, die im Frühjahr in großer Zahl vorgekommen seien.

Mit dem Wetter habe die Marienkäferplage nichts zu tun, sagt Stolz: "Marienkäfer überwintern und können kalte Temperaturen vertragen." Außergewöhnlich sei lediglich, dass die Anhäufung der Käfer bereits im Juli sei: "Sonst sind die Tiere eher im August unterwegs. Im Spätsommer suchen sie sich Überwinterungsplätze." Die Verstecke seien in der Regel an Waldränder, Felsen in den Bergen, Küsten und Gewässerufern. Sollten die Tiere entlang der Elbe keine geeigneten Überwinterungsplätze finden, würden sie sterben: "Die Kraftreserven reichen dann nicht mehr aus."

Gefährlich seien die Tiere trotz Ekelfaktor ohnehin nicht, so Stolz: "Marienkäfer sind harmlos für den Menschen. Lediglich das gelbe Sekret riecht unangenehm, das die Tiere ausscheiden, wenn sie sich bedroht fühlen." Die Plage sei ein natürliches Problem, das sich von selbst löse.