Beim Festakt im kommenden Mai soll Kleidung aus den vergangenen neun Jahrhunderten präsentiert werden.

Bützfleth. Die Nähmaschine rattert gleichmäßig, Scheren klappern, Stoffe werden ausgerollt, ein Buch mit Kleidung aus den vergangenen Jahrhunderten wird inspiziert. Marianne Thom, Gerda Schmidt, Elke Rust und Elli Horwege sitzen zusammen und lassen die Nadeln schwingen. Die Bützfletherinnen treffen sich bereits seit Monaten, um 16 Kostüme zu schneidern. Grund für das Handarbeiten ist das Jubiläum 900 Jahre Bützfleth im kommenden Jahr. "Bei unserem Festakt am 8. Mai gibt es eine Modenschau mit Kleidern von 1110 bis heute", sagt Schmidt.

Ein Bildband gibt die Schnitte vor. So gibt es wallende Barockkleider, Schürzen für Bäuerinnen und einen Frack für Herren. "Das ist alles ganz einfach", sagt Rust, die die Organisation der Modenschau übernommen hat. Ihre Mitstreiterinnen, die alle nur in der Freizeit zu Zwirn und Nadel greifen, bezweifeln das. "So einfach wird das nicht. Da kommen noch einige Stunden auf uns zu", sagt Thom. Während die weiblichen Models für die Schau schon zugesagt haben, suchen die Frauen noch Männer für die Vorführung.

Wolfgang Rust muss derweil noch andere Sachen organisieren. Der Bürgermeister von Bützfleth ist fürs große Ganze zuständig: "Bei mir landet alles auf dem Tisch." 35 Bürger gehören zum Festkomitee. Im Jubiläumsjahr 2010 soll mindestens 14-mal gefeiert werden. Allein neun Volksfeste, Märkte und Festgottesdienste sind geplant. "Wir kommen aus dem Feiern gar nicht mehr raus, wollten den Bützflethern aber auch nicht zu viel zumuten", so Rust.

15 Vereine, Organisationen und Einrichtungen aus der 5000-Einwohner-Ortschaft beteiligen sich beim Festjahr. Dazu zählen die Freiwillige Feuerwehr, die Kirche und der Schützenverein. Das große Engagement spiegele den Gemeinschaftsgeist des Dorfes wider, sagt der Chef-Organisator: "Wir sehen uns als Bützflether und nicht als Stader, auch wenn wir offiziell zu Stade gehören." Nicht nur die Entfernung von acht Kilometern zur Hansestadt, sondern auch die gelebten Traditionen und vielen Vereine würden den Lokalpatriotismus fördern.

Der Turn- und Sportverein ist so ein Bindeglied der Gemeinschaft. Dort wird bereits fleißig für den Festakt im Mai und die Jubiläumssportschau im Februar trainiert. "Der Festakt ist ein absolutes Highlight", so Rust.

Ein weiterer Höhepunkt ist der Jubiläumsfestumzug am 15. August. "Alle Bützflether Betriebe und Vereine sollen mit eigenen Wagen mitziehen", sagt der Bürgermeister. Außerdem kämen Trachtengruppen sowie die Altländer und Kehdinger Majestäten. Bereits wenige Tage später, nämlich am 29. August, steht das Hafenkonzert auf dem Terminal des neuen Seehafens an.

Es wird im kommenden Jahr aber nicht nur gefeiert. So wird eine Mauer mit dem Bützflether Wappen aufgestellt. "Wir haben uns bewusst gegen einen Findling entschieden, den sonst andere Dörfer zu ihren Jubiläum aufstellen", sagt Rust. Weil es in Kehdingen solche Steine nicht gebe, aber vor etwa 100 Jahren rund 20 Ziegeleien gegeben habe, soll eine Mauer aus roten Klinkersteinen aufgestellt werden: "Die Ziegeleien sind typisch für Kehdingen." Um die zwei Meter hohe und vier Meter lange Mauer zu finanzieren, können Sponsoren Steine für die Rückseite kaufen und ihr Emblem in den Ton brennen lassen. Außerdem ist für September eine Großübung der Freiwilligen Feuerwehr Bützfleth geplant, an der sich auch die Freiwilligen Feuerwehren aus Stade, Hagen, Assel und Wiepenkathen sowie die Werksfeuerwehren der Dow und AOS beteiligen. Falls bei den vielen Festen etwas schief gehe, seien die Feuerwehren mit der Übung gewappnet.