Nach langem Tauziehen wird die Umgehungsstraße gebaut, die Ortsmitte soll im Gegenzug verkehrsberuhigt werden.

Harsefeld. Wenn möglich, wollen die Samtgemeinde Harsefeld und der Landkreis noch in diesem Jahr mit dem Bau der Südumgehung, der Kreisstraße 26neu, beginnen. Die Trasse soll den Verkehr, der derzeit durch das Harsefelder Zentrum läuft, weiträumig umleiten (das Abendblatt berichtete). Der Bau der Südumgehung wird von vielen Bürgern begrüßt, die Vorbehalte einiger Harsefelder bleiben jedoch bestehen.

Die Befürworter der Südumgehung gehen davon aus, dass der Attraktivitätsgewinn des Fleckens deutlich sein wird und, wenn die Marktstraße zur verkehrsberuhigten Zone umgebaut werden kann, letztlich mehr Kunden ins Zentrum kommen werden. Viele Gegner der Südumgehung befürchten, dass die Geschäfte im Harsefelder Zentrum einen Großteil der Kundschaft verlieren könnten.

Egbert von Hein (66) begrüßt den Bau der Südumgehung. Der Inhaber eines Uhrengeschäfts hofft, dass er nun endlich sein Geschäft in der Marktstraße mit einem barrierefreien Eingang versehen kann. "Für meine älteren Kunden ist es oftmals schwer, das Geschäft zu betreten, und für den Bau eines barrierefreien Eingangs fehlte bisher immer der Platz vor dem Haus", sagt von Hein. Dass weniger Kunden ins Zentrum kommen würden, wenn der Verkehr über die neue K 26n umgeleitet wird, glaubt er nicht. "Was hier jetzt bereits durchbrettert, würde auch weiterhin einfach durch die Straße fahren", urteilt er.

Manuela Läufer begrüßt ebenfalls, dass jetzt die Südumgehung gebaut werden kann. "Ich finde es wirklich gut, wenn die Straße kommt und die Marktstraße dann verkehrsberuhigt wird. Das Zentrum ist durch die vielen Laster, die hier täglich durchfahren, einfach zu laut", urteilt die 24-Jährige.

Die 42-jährige Sabine Schütte glaubt, dass Aktionen wie das "Midnight-Shopping" deutlich an Attraktivität gewinnen werden, wenn erst einmal die Südumgehung fertig ist, denn dann würden die Passanten auch endlich Platz zum Bummeln haben. Sie glaubt, dass das Zentrum insgesamt belebter sein wird, wenn die Südumgehung da ist.

Auch Heinrich Quast (68) findet es gut, dass es endlich zu einer Einigung gekommen ist. "Der Schwerlastverkehr war hier im Zentrum immer ein Problem", sagt er. Die Südumgehung sei die "richtige Maßnahme", obgleich er davon ausgeht, dass der erhoffte Effekt durch die Baumaßnahmen - eine Verkehrsberuhigung der Ortsmitte bei gleichzeitiger Stärkung des Einzelhandels - geringer ausfallen könnte, als allgemein erwartet.

Viele Autofahrer würden, so glaubt er, durchaus auch weiterhin den Weg durch die zukünftig verkehrsberuhigte Zone nehmen, anstatt über die Südumgehung auszuweichen. Für den Einzelhandel würde die K 26n sowie die daran geknüpfte Umgestaltung der Marktstraße dennoch einen Glücksfall darstellen. "Dann können die Bürger endlich im Zentrum flanieren und die Geschäfte ihre Produkte vernünftig präsentieren", meint Quast.

Den 68-jährigen Rudolf Hillert wundert es, dass sich die Konfliktparteien so lange nicht einig geworden sind. "Da wurde ja über 20 Jahre lang erbittert gestritten", sagt er. Dabei habe jeder im Ort gewusst, dass es so wie bisher eigentlich nicht weitergehen könne. Eine noch weiter führende Umleitung des Verkehrs um den Flecken, als derzeit geplant, hätte er zwar begrüßt,. Aber das sei, so glaubt er, finanziell wohl nicht machbar gewesen.

Die Gegner der K 26n wollen bei der Umfrage des Abendblatts lieber namentlich ungenannt bleiben - sie befürchten, dass sie sonst Ärger bekommen könnten. Eine jüngere Frau kann dem Bauvorhaben nichts Positives abgewinnen.

"Die Umgehungsstraße wird hier den Publikumsverkehr wegnehmen. Für die Geschäfte wird sich das jedenfalls nicht positiv auswirken," glaubt sie.

Eine ältere Dame findet die Südumgehung auch unnötig. "Wenn die Umgehungsstraße gebaut wird, ist die Marktstraße tot", ist sie überzeugt. "Hier sind zu wenig Geschäfte, als dass eine Art Fußgängerzone sinnvoll ist".

Auch ein Rentner findet die Planung nicht glücklich. "Das ist mal wieder nichts Halbes und nichts Ganzes." Wenn, dann solle die Umgehungsstraße komplett um Harsefeld herumführen, anstatt am Bahnhof zu enden, urteilt der ehemalige Landwirt mit kritischem Blick auf die Planung.