Insgesamt 20 Studenten haben sich für das neue Angebot beworben. Janina von Spreckelsen ist als erste angenommen worden.

Buxtehude. Frauen und Technik - das geht nicht zusammen. Dieses Vorurteil hält sich immer noch hartnäckig. Janina von Spreckelsen beweist, dass es doch geht. Die 19-Jährige aus Drochtersermoor ist die erste Studentin, die sich für den Studiengang Mechatronik an der Hochschule (HS) 21 eingeschrieben hat. Insgesamt haben sich 20 junge Erwachsene an der Hochschule beworben, die im Herbstsemester 30 Studienplätze zur Verfügung stellt. Wie berichtet, hat die private Einrichtung den Studiengang Mechatronik neu in ihr Programm aufgenommen. Vorlesungsbeginn ist am 21. September.

Für von Spreckelsen ist der neue Studiengang genau das, wonach sie gesucht hat. Als sie vor einem Jahr vom neuen Angebot an der HS 21 hörte, war sie immer nah dran am Nachrichtenticker, um ja nicht den Startschuss zu verpassen.

Sobald der Studiengang freigegeben wurde, bewarb sie sich. Damit ist sie nun Nummer eins an der Hochschule. Die erste, die zum Studium zugelassen wurde. "Ich wollte auf der Basis meiner Ausbildung studieren, auf jeden Fall sollte es in Richtung Technik gehen", sagt von Spreckelsen. Zuvor hat die junge Frau eine Ausbildung als Kfz-Mechatronikerin im Autohaus Karl Meyer in Wischhafen absolviert.

Mit ihrem Mechatronik-Studium knüpft sie direkt an ihre Lehre an. Das allein gab aber nicht den Ausschlag für ihre Entscheidung. "Mir gefällt auch der kleine Rahmen, in dem das Studium stattfindet", sagt die 19-Jährige. "Mir ist es sehr wichtig, dass es keine Massenabfertigung gibt."

Bislang gibt es eine weitere Studentin. Die Frauen sind die einzigen unter vielen Männern. Aber das kennt von Spreckelsen schon. In ihrer Ausbildung war es nicht anders. "Am Anfang war es komisch, das einzige Mädchen in der Berufsschulklasse zu sein. Aber ich habe mich schnell daran gewöhnt." Vom Studiengang verspricht sich von Spreckelsen hohe Vielfalt. Die ist ihr sicher. Denn Mechatronik verknüpft die Fachrichtungen Mechanik mit Elektronik und Informatik.

Diese Kombination gewinnt auch in den Unternehmen immer mehr an Bedeutung. Kein Wunder, dass sich namhafte Unternehmen aus der Region als Praxisunternehmen für den dualen Studiengang zur Verfügung stellen. Dual heißt: Die Studenten arbeiten die Hälfte des Studiums in einer Firma. Die Liste der Unternehmen liest sich wie das Who Is Who der Wirtschaft: Dow Deutschland, Unilever, Synthopol Chemie und Rotring Engineering.

Für Michael Schmidt, Geschäftsführer von Rotring Engineering (65), war klar, dass sich sein Unternehmen im Studiengang Mechatronik engagiert. Rotring ist weltweit führender Spezialist für Brennstoffsysteme und beliefert die Kraftwerksindustrie. Auch der hohe Praxisanteil in dem Studium überzeugt Schmidt. "Es entspricht unserer Anforderung an die Praxisbezogenheit und ist ideal." Rotring baut ohnehin auf die Kooperation mit Hochschulen und hat viele Mitarbeiter auf diesem Wege gewonnen. Die HS 21 hat den Studiengang im Schnellverfahren - innerhalb von sechs Monaten - auf die Beine gestellt. Zwei Monate vor Semesterbeginn sind auch die ersten zwei Professoren unter Vertrag.

Und mit der Zulassung der Düsseldorfer Akkreditierungs-Agentur - einer Art TÜV-Stempel - hat die Hochschule auch die letzte formale Hürde genommen. "Ich kenne keine deutsche Hochschule, die zurzeit in der Lage wäre, in so kurzer Zeit die Akkreditierung zu schaffen", sagt Bodo Stange (53), Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Stade. Die Akkreditierung ist mit wenigen Auflagen verbunden. Bis Ende nächsten Jahres muss die Hochschule die Labore eingerichtet haben und bis Sommer 2010 soll die englische Übersetzung der Studiumsinhalte stehen.

Der Umbau der Labore habe bereits begonnen, sagt Professor Martin Betzler (46), Präsident der HS 21. Die ersten 100 000 Euro seien in eine hochwertige EDV-Ausstattung geflossen. Insgesamt stehen der HS 21 eine Million Euro aus dem Konjunkturprogramm der Bundesregierung für Investitionen in den neuen Studiengang zur Verfügung.