Initiatoren hoffen auf Nominierungsvorschlag im Jahr 2010. Neue Ausstellung im Jorker Museum Altes Land.

Jork. Sie verfolgen das Ziel, die Kulturlandschaft des Alten Landes zu erhalten und zukunftssicher weiterzuentwickeln. Deshalb sind 50 Menschen aus Jork und Umgebung Mitglieder im "Verein für die Anerkennung des Alten Landes zum Welterbe der Unesco."



Zudem könnten nach Meinung der Vereinsmitglieder durch den Welterbe-Status mehr Touristen für die Region gewonnen werden. Über den aktuellen Stand ihrer Bemühungen wollen die Initiatoren bei der Ausstellung "Einzig - nicht artig, eine Tochter wird erwachsen - die Hollerkolonie Altes Land" im Museum Altes Land in Jork (Westerjork 49) informieren. Beginn der Ausstellung ist am Sonnabend, 27. Juni, von 11 Uhr an.

"Das Alte Land ist eine Herzensangelegenheit und vielmehr als nur eine Obstregion. Wir müssen zukunftsfähig bleiben", so Kerstin Hintz (44) aus Mittelnkirchen, ehrenamtliche 1. Vorsitzende des Altländer Welterbe-Vereins. Auch Heinrich Stölken (48) aus Jork-Königreich ist Mitglied im Verein und sagt: "Solch eine Baukunst wie im Alten Land gibt es nirgendwo sonst."

Seit 2000 bemühen sich Hintz und die anderen Vereinsmitglieder darum, eine Bewerbung des Alten Landes zum Welterbe durchzusetzen - doch bislang vergebens. "Es ist ein langer Weg bis hin zum Welterbe", sagt Stölken. Neben dem nicht unerheblichen Kostenfaktor einer Bewerbung, den Hintz auf etwa 100 000 Euro schätzt, ginge die Unterstützung auf der politischen Ebene nicht weit genug. Die Gemeinde Jork ist Mitglied des Altländer Welterbe-Vereins, die Samtgemeinde Lühe jedoch nicht. Die Verantwortlichen aus Lühe argumentieren, dass die Samtgemeinde nirgends einem Verein angehöre. Hintz kritisiert: "Ich höre von einigen Politikerin noch immer dieselben Fragen."

Damit das Alte Land auf die Anwärter-Liste der Unesco zum Welterbe gesetzt wird, bedarf es einer Nominierung durch ein Bundesland. Dr. Klaus Püttmann vom Niedersächsischen Amt für Denkmalpflege sagt: "Ich sehe das Ziel, eine Bewerbung des Alten Landes zum Welterbe vorzuschlagen, nicht in greifbarer Nähe. Das Alte Land hat keine Priorität in Deutschland." Auch aus Hamburg erhalten die Initiatoren derzeit keine Unterstützung. Björn Marzahn, Sprecher der Hamburger Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, sagt, dass sich der Hamburger Senat bislang noch nicht mit einer Bewerbung des Alten Lands beschäftigt habe. Eine Initiative müsse aus Niedersachsen kommen. Dennoch lässt sich Kerstin Hintz nicht entmutigen und hofft, dass das Alte Land 2010 auf der Nominierungsliste zum Welterbe bei der Unesco erscheint. Sie setzt seit einiger Zeit auf eine andere Strategie. Die zahnmedizinische Fachassistentin und Mutter dreier Kinder, die nebenbei einen kleinen Obsthof betreibt, intensiviert eine transnationale, grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit Welterbe-Vereinen in den Niederlanden sowie in Polen und strebt eine Bewerbung in der Kategorie "dynamische Kulturlandschaft" an, die die Unesco erst seit 2002 führt. Hierbei seien auch wirtschaftliche Anliegen von Obstbauern berücksichtigt und deren Fortbestand sichergestellt. Bei vielen betroffenen Obstbauern herrscht dagegen weiter Verunsicherung darüber, ob der Status Welterbe zusätzliche Vorgaben für ihren beruflichen Alltag einschlössen.

"Grundbesitzer sind misstrauisch und haben Vorbehalte gegenüber neuen Bestimmungen. Das Thema kommt nicht weiter und ich fürchte, die Idee des Welterbes geht baden. Persönlich hab ich nichts gegen eine Bewerbung", so Gerd Beckmann, Vorsitzender der Fachgruppe Obstbau des Kreisbauernverbandes. Jens Stechmann, Vorsitzender des Obstbauversuchsrings des Alten Landes, sagt: "Wir leben in einer besonderen Landschaft und ich bin grundsätzlich für eine Bewerbung als Welterbe."

Die Befürworter einer Welterbe-Bewerbung des Alten Landes argumentieren zudem mit dem Beispiel des Mittelrheintals. Nach der Anerkennung der Region im Jahr 2002 nahm der Tourismus um 40 Prozent entlang des Rheins zu. Gleiches erhofft sich Hintze auch für das Alte Land, da ihre Region so einer breiten Weltöffentlichkeit präsentiert werden könnte. Allerdings habe die Anerkennung der Unesco bereits unmittelbar großen Erfolg. Hintze: "Die A 26 wäre nicht durch das Alte Land gelaufen, wenn es den Status eines Welterbes hätte."

Mut macht den Mitgliedern des Altländer Welterbevereins eine Kulturlandschaftsanalyse des Alten Landes vom 20. November 2007. Die Autoren der Studie kommen zum Schluss, dass die Region über eine "unverwechselbare und besondere Eigenart" verfüge, die "sehr gut erhalten" sei. Gefährdungen durch Vergrößerungsdruck in der Landwirtschaft müsse entgegen gewirkt werden, um die "historische Kulturlandschaft zu erhalten". Auftraggeber der Analyse waren übrigens die Hamburger Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt und das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege.

www.welterbe-altes-land.de