Hinter dem provisorischen Altar auf der Wiese am Fliegenberger Deich türmen sich graue Gewitterwolken auf. Zu Beginn der Veranstaltung bricht ein starker Regenschauer los.

Fliegenberg. - Andächtig verfolgt die Gemeinde in der Freiluftkirche die Predigt der Superintendentin Ingrid Sobottka-Wermke unter einem Meer von bunten Regenschirmen. Doch zur Segnung bricht die Wolkendecke auf, und die 100 Täuflinge werden bei strahlendem Sonnenschein mit Elbwasser gesegnet.

In der Fliegenberger Kirchengemeinde ist der Taufgottesdienst an der Elbe schon Tradition, doch in diesem Jahr schlossen sich sechs weitere Gemeinden aus dem Kirchenkreis Winsen dem unkonventionellen Taufgottesdienst am Elbstrand an. "Das Elbwasser ist vielleicht nicht das sauberste", sagte Sobottka-Wermke, "aber dennoch kann es als geweihtes Taufwasser alle Sünde und Schuld von den Täuflingen abwaschen." Rund 1500 Erwachsene und über 300 Kinder waren zum Gottesdienst gekommen, um bei der Segnung von Verwandten und Freunden dabei zu sein. Zum Teil in festlicher Kleidung, aber auch mit aufgekrempelter Jeans und Gummistiefeln hörten die Freiluft-Kirchgänger auf provisorischen Holzbänken die Predigt. Danach wurde die Taufe von den Pastoren der verschiedenen Gemeinden in kleinen Elbbuchten durchgeführt. Hauptsächlich wurden Kinder gesegnet, aber auch einige Erwachsene ließen sich nach dem Fliegenberger Brauch taufen.

Auch das Ehepaar Melanie-Mandy und Boris Micheel hatten sich dafür entschiedene, ihre 18 Monate alte Tochter Angelina mit Elbwasser segnen zu lassen. Unter den Augen vieler Familienmitglieder und Freunden schritten die Eltern gemeinsam mit Pastor Markus Krause etwa kniehoch in die Fluten der Elbe. "Wir wollten, dass dieser Tag für unsere Tochter als einzigartig in Erinnerung bleibt", sagte die Mutter des Täuflings.