Unfalldrama in Guderhandviertel: Ein Mercedes ist am Sonntag in die Lühe gestürzt und versunken. Zwei polnische Erntehelfer, 21 und 56 Jahre alt, starben.

Guderhandviertel - Einer der drei Insassen wurde gerettet - von einem Polizisten aus Hamburg.

Das Grundstück von Roswitha F. liegt direkt an der Lühe, nur wenige Meter von der Unfallstelle entfernt. Am Sonntagabend feiert die 54-jährige Lehrerin mit Schülern ihrer Abschlussklasse eine kleine Party, als sie gegen 20 Uhr plötzlich das Quietschen von Autoreifen hört, dann einen lauten Knall. "Wir haben gesehen, dass da ein Wagen in der Lühe versinkt." Der 48-jährige Polizist, Vater eines Schülers, zögert keine Sekunde, springt in die Lühe und schwimmt zum Mercedes, der drei Meter tief gesunken ist und bereits komplett unter Wasser liegt. Aus dem Wrack zieht er einen 20-jährigen Polen, bringt ihn zum rettenden Ufer. Zwei Schüler springen ebenfalls in den Fluss, wollen einen weiteren Insassen retten, der aus dem Wagen geschleudert worden ist. Doch sie haben kein Glück: Von der extrem starken Strömung erfasst, treibt er in Richtung Horneburg ab. Unklar ist, ob der Mann noch gelebt hat. "Er bewegte sich noch", so Roswitha F.. Polizeisprecher Rainer Bohmbach hingegen hat andere Erkenntnisse. "Unseren Ermittlungen zufolge war der Mann tot, trieb mit dem Kopf nach unten in der Lühe."

Als die Rettungskräfte eintreffen, fehlt von dem Mann jede Spur. Ein Hubschrauber sucht den Fluss nach ihm ab. Das Lühe-Sperrwerk wird geschlossen, um die Strömung zu verringern. Doch die Rettungstaucher haben noch andere Probleme: "Das Wasser war so trüb, wir haben die Hand vor Augen nicht gesehen", sagt Stefan Braun, Einsatzleiter der Feuerwehrtaucher. Gegen 22.30 Uhr birgt ein Rettungstrupp der DLRG die Leiche des Vermissten vom Grund der Lühe - gerade 20 Meter vom Unfallort entfernt. Zuvor hatten Taucher einen auf der Rückbank sitzenden Mann aus dem Wrack gezogen. Für ihn kam jede Hilfe zu spät.

Wie die Polizei mitteilt, war der Mercedes zuvor mit mindestens 80 Stundenkilometer deutlich zu schnell. Zeugen war der Wagen bereits auf der L 125 durch "waghalsige Überholmanöver" aufgefallen. Möglicherweise war auch Alkohol im Spiel. Der gerettete 20-Jährige, der nur leichte Verletzungen davontrug, hatte einen Atemalkoholwert von 1,6 Promille. "Ob er der Fahrer war, ist noch unklar", so Bohmbach. Am Ortseingang von Guderhandviertel kam der Raser nach Angaben der Polizei in einer Linkskurve nach rechts von der Straße ab, schoss auf die Lühe-Brücke zu und durchbrach ein Brückengeländer. Mehr als 150 Helfer von DLRG und Feuerwehr waren im Einsatz. Der Mercedes konnte per Kran geborgen werden. (dah)