Etliche Menschen haben sich in Abendkursen zusätzliches Wissen angeeignet. Das Abendblatt wirft einen Blick zurück.

Stade

Der Rathaussaal platze aus allen Nähten. Die Stühle standen eng zusammen. Wo heute 250 Menschen Platz finden, drängten sich am 2. November 1919 über 300 Personen, um ein historisches Ereignis mitzuerleben. An jenem Sonntag wurde die Volkshochschule Stade um 11 Uhr feierlich eröffnet.

Schulrat Hermann Otto hatte sich noch während des Ersten Weltkrieges für die Schaffung einer VHS in Stade eingesetzt. Ihm hat es die heutige Hansestadt zu verdanken, dass aus seinem Traum Ende 1919 Realität wurde. Otto war zudem bis 1933 auch Direktor der Weiterbildungseinrichtung.

Die VHS ging mit 17 nebenamtlichen Dozenten an den Start. Pastor Fritz Starcke, ein Stabsarzt sowie 15 Lehrer bildeten das erste Bildungsteam, das zunächst an vier Veranstaltungsorten unterrichtete. Neben dem Festsaal des Rathauses fanden die Kurse auch in der Aula des Gymnasiums an der Bahnhofstraße (dem heutigen Carl-Diercke-Haus), in der Winterschule (heute Kreisjugendmusikschule) und in der Knaben-Mittelschule statt.

Inhaltlich verfügte die Volkshochschule mit Arbeitsgemeinschaften an Abenden, Vortragsveranstaltungen und der sogenannten Tagesvolksshochschule (ab 1921) in den Winterhalbjahren über drei Standbeine.

Eine VHS-Richtlinie aus dem Jahr 1919 besagte: "Die Stader Volkshochschule ist eine freie Bildungsstätte für jedermann." Daran hat sich bis heute nichts ändert. Auch 90 Jahre später steht die Weiterbildungsstätte jedem offen. Das runde Jubiläum steht bei der VHS an diesem Sonnabend von 10 Uhr an im Rahmen einer Feierstunde und einem Tag der Offenen Tür auf dem Programm.

Zum Festprogramm gehört auch ein Auftritt des künstlerischen Musikerduos LYSAX. Die VHS stellt zudem ihr vielfältiges Leistungsangebot von 12 bis 16 Uhr vor. Besucher können sich schminken, trommeln und sogar Pralinen herstellen. Auch für Kinder wird ein abwechslungsreiches Programm geboten. So findet ein Luftballonwettbewerb statt, die Kleinen können spezielle Lieder zum Mitmachen ausprobieren. "Wir bieten am Sonnabend ein buntes Leistungsprogramm, das man sicht entgehen lassen darf", sagt Hans Ulrich Maldener, Pädagogischer Leiter der Volkshochschule.

Die Feierstunde findet im VHS-Haus an der Wallstraße 17 statt. Erst seit 1989 verfügt die Fortbildungsstätte über ein eigenes Gebäude. Zuvor waren die Veranstaltungen an verschiedenen Orten über die Stadt verteilt. Genau genommen gibt es die Volkshochschule auch noch nicht 90 Jahre in Stade, da zwischen zwischen der Machtergreifung des Nazi-Regimes im Jahre 1933 und 1947 keine Weiterbildungseinrichtung in der Kreisstadt existierte.

Träger der VHS, die seit 1970 über eine eigene Satzung verfügt, ist seit dem Jahr 1979 der eingetragene Verein Volkshochschule Stade.

Heute verfügt die VHS Stade über Schwerpunkte in den Bereichen Gesundheit/Ernährung, berufliche Bildung und (insgesamt 14) Sprachen. Zudem ist der zweite Bildungsweg ein wichtiges Standbein der Weiterbildungseinrichtung. 250 aktive (insgesamt 500) Dozenten stehen der VHS, die für etwa 100 000 Einwohner im nördlichen Kreis zuständig sind, zur Verfügung.

Insgesamt existieren derzeit 69 Volkshochschulen in Niedersachsen. Neben Stade ist Buxtehude der zweite Standort im Landkreis. Dem Hauptsitz in der Kreisstadt gehören außerdem noch Zweigstellen in Himmelpforten, Drochtersen, Fredenbeck, Freiburg und Oldendorf an. Das aktuelle Programm liegt im Gebäude an der Wallstraße aus und ist im Internet verfügbar. Die Broschüre für die kommenden Angebote der Volkshochschule erscheint nach der Sommerpause am 22. August.

www.vhs-stade.de