Der neue Verwaltungs-Vize hat viel vor. So will er Steinbecker, Mühlen- und Heideschule in Abstimmung mit Eltern und Lehrern zu Ganztagsschulen machen.

Buchholz

Wenn der Karriereschwung von Jan-Hendrik Röhse weiter anhält, kann der 45 Jahre alte Jurist in etwa sechs Jahren zum Bürgermeister von Buchholz aufsteigen. Der gebürtige Hamburger, der in Buchholz aufwuchs und dort die Schule besuchte, in Freiburg, Hamburg und Washington die Rechte studierte, trat 2002 in die CDU ein, vier Jahre später ließ er sich dann in den Stadtrat wählen, und jetzt wird Röhse am Montag die ersten 100 Tage in seiner neuen Position als Erster Stadtrat und Bürgermeister-Stellvertreter hinter sich gebracht haben.

Aber den Bürgermeisterstuhl strebt der 45-Jährige noch lange nicht an, sein Chef, Wilfried Geiger, ist noch bis 2014 im Amt und könnte sich dann sogar noch einmal wählen lassen. Vielmehr will Röhse erst einmal in seine neue Position hinein wachsen.

"Die Arbeit in der Verwaltung ist für mich nicht neu", sagt der Erste Stadtrat, "nach meinem 2. Staatsexamen war ich immerhin ein Jahr lang im Landesamt zur Regelung offener Vermögensfragen in Mecklenburg-Vorpommern tätig." Direkt darauf folgten 16 Jahre als freiberuflicher Rechtsanwalt.

Einen großen Unterschied zu seiner vorherigen beruflichen Laufbahn kann Röhse bisher nicht feststellen. "Der Arbeitsaufwand in der Kanzlei und im Rathaus ist etwa gleich." Nur verteilten sich die Stunden anders. Jetzt sei er häufig an Wochenenden unterwegs.

"Zur Politik bin ich gekommen, weil ich wie die meisten anderen erst nur aus der Menge heraus kritisiert habe", schildert der Jurist seinen Einstieg ins öffentliche Leben. Ein Freund hatte ihn dann aufgefordert, selbst aktiv zu werden. Das wollte Röhse auch zu 100 Prozent.

Er beließ es nicht beim Eintritt in die Partei, sondern strebte erfolgreich ein Mandat in der CDU-Fraktion an. "Ich wollte schließlich keine Karteileiche sein." Aber Röhse will jetzt auch nicht der "verlängerte Arm der CDU-Fraktion", sondern Ansprechpartner für alle Ratsmitglieder sein. "Sie treten mir offen entgegen, und ich tue es auch." Vor ein paar Tagen habe er zum Beispiel am SPD-Infostand auf dem Wochenmarkt locker mit dem Fraktionschef Wolfgang Niesler geplaudert. Niesler hatte Röhse bei der Wahl zum Ersten Stadtrat abgelehnt. Berührungsängste wären in Verwaltung und Politik kontraproduktiv.

Jan-Hendrik Röhse hat in seinem Dezernat die Sektionen Recht und Ordnung, Soziales, Kultur und Sport zu bewältigen. Die Vereinsarbeit hat der Buchholzer ebenfalls schon kennengelernt, da der verheiratete Vater zweier Kinder, Justus (3) und Sophie (9), bereits Vorstandsarbeit im Kindergarten und Schulverein geleistet hat. Diese Erfahrungen zahlen sich jetzt auf dem Verwaltungssektor im Umgang mit Trägervereinen aus. Einen gewissen Respekt hatte Röhse vor den Feuerwehrmitgliedern, die "den Neuen" in den ersten Versammlungen beäugten. "Jetzt bin ich schon fünfmal mit ihnen zusammen getroffen, und ich bin entspannter bei den Begegnungen." Der Erste Stadtrat gesteht ein, dass er "etwas steif" wirke, betont dabei hamburgisch das "St". Er sei eben zurückhaltend, kein Kumpeltyp mit der Vorliebe fürs Schulterklopfen.

Berufliche Schwerpunkte sind für Röhse der Ausbau der Krippenplätze in der Stadt und die Betreuung der Kinder nach dem Schulunterricht. Da das Land Niedersachsen im nächsten Jahr die Volle Halbtagsgrundschule aufgibt, drei Buchholzer Schulen davon betroffen sind, die Mühlen- und die Heideschule sowie die Steinbecker Schule, will Röhse daran arbeiten, sie zu Ganztagsschulen zu machen. "Das geht nicht per Beschluss, sondern muss mit Lehrern und Eltern abgestimmt werden."

Die ersten 100 Tage hat sich Röhse nicht anders vorgestellt als sie verliefen. Die Arbeit in dieser Position macht ihm Spaß. "Meine Frau Marion, Amerikanerin, war anfangs skeptisch, inzwischen hat sie die Arbeit akzeptiert."

Privat läuft der Buchholzer zweimal in der Woche jeweils rund zehn Kilometer, geht gern segeln und begleitet Tochter Sophie bei Hockey-Turnieren. Im Moment liest Röhse die Bücher von Helmut Schmidt und Helmut Kohl, beschäftigt sich auch häufig mit amerikanischer Literatur.