Was soll mit einem städtischen Denkmal passieren? Darüber diskutiert die Politik angeregt.

Buxtehude

Laufen Hase und Igel über Wasser oder über Ackerfurchen? Sollte der Hase den Besuchern der Stadtverwaltung seinen Allerwertesten zudrehen oder lieber nicht? Um solche existenziellen Fragen ging es im jüngsten Ausschuss für Stadtplanung und Umweltschutz in Buxtehude. Die Politik entschied über die Zukunft des Has'-und-Igel-Brunnens und beschloss mehrheitlich, dass er keine hat. Zuvor stand der Brunnen vor dem Verwaltungsgebäude, musste aber weichen, als das Haus wegen des neuen Baus abgerissen wurde.

Jetzt soll es gar keinen Has'-und-Igel-Brunnen mehr in Buxtehude geben. Stattdessen soll lediglich die Has'-und-Igel-Skulptur erhalten bleiben. Die Wettstreiter aus dem Märchen sollen künftig ihren Platz zwischen immergrüner Heuchera auf so genannten Pflanzinseln vor dem neuen Verwaltungsgebäude an der Poststraße finden. Das erklärte Nikolaus Gurr von den GHP Landschaftsarchitekten aus Hamburg, die von der Stadt beauftragt wurden, sich mit der Außengestaltung des neuen Verwaltungsgebäudes zu beschäftigen.

FDP und Grüne halten gar nichts von der Idee. Rudolf Fischer, Fraktionschef der FDP, forderte, den Brunnen zu erhalten. Er erinnert daran, dass die Sparkasse den Has'-und-Igel-Brunnen 1968 stiftete. Schon allein deshalb müsse der Brunnen bleiben. Fischer scheiterte aber mit seinem Vorschlag an der Mehrheit von SPD und CDU.

Jetzt versuchen die Grünen, die Entscheidung noch zu kippen. Sie wollen den Brunnen neu bauen lassen und haben die Fußgängerzone als Standort auserkoren. Michael Lemke von den Grünen betont, der Brunnen sei "etwas ganz Besonderes", ein "Juwel". "Hase und Igel würden in einem Beet, umrankt von Pflanzen, nur untergehen und in Vergessenheit geraten", ist Lemke überzeugt. Der Brunnen habe obendrein einen symbolisch hohen Wert für die Buxtehuder, so dass er erhalten bleiben müsse. Das Geld dafür will Lemke bei Sponsoren locker machen.

Denn eines ist klar: Der Brunnen muss neu gebaut werden. "Die Fassung ist aus massivem Beton, den wir nicht erhalten konnten", sagt Stadtbaurat Rolf Suttmann. Der Stadt fehle allerdings das Geld, um den Brunnen neu gestalten zu können. Doch auch aus anderen Gründen spricht sich der Stadtbaurat gegen einen Brunnen aus: Er sei etwa fünf Monate in der Winterzeit nicht in Betrieb und die Technik sei sehr anfällig.

Lorenz Hünnemeyer (CDU) macht sich Gedanken darüber, wie die Has'-und-Igel-Skulptur vor dem neuen Verwaltungsgebäude aufgestellt werden soll. "Soll der Hase in Richtung Neubau der Stadtverwaltung schauen oder lieber der Igel?", fragt er. Hünnemeyer ist jedenfalls überzeugt, dass niemand den Hintern des Hasen sehen will, wenn er ins Rathaus geht. Was den Brunnen angeht, ist die Sache für ihn klar: Hase und Igel gehörten nicht aufs Wasser, da sie ja auch in der bekannten Märchengeschichte nicht über Wasser, sondern über eine Wiese liefen.

Das ruft Antje Ghosh als Vorsitzende der Buxtehuder Märchengesellschaft auf den Plan, die auch die Ausschusssitzung verfolgte: "Die Wellen, über Has' und Igel in der Skulptur laufen, sollen nicht Wasser, sondern Ackerfurchen der Wiese darstellen", erklärt sie. Auch sie will den Brunnen wieder im Buxtehuder Stadtbild haben. "Er lädt zum Verweilen ein, Leute setzen sich da hin, um einen Plausch abzuhalten", sagt Ghosh. Wie auch Grünen-Stadtratsmitglied Michael Lemke plädiert sie für einen Standort an der Fußgängerzone, nämlich in Höhe der Altstadt-Buchhandlung. Dort kämen Touristen vorbei und werden auf das bekannte Buxtehuder Märchen aufmerksam. Das sei schließlich auch der Grund dafür, dass Gäste Buxtehude überhaupt aufsuchten. "Andere Städte sind stolz auf ihre märchenhaften Symbolfiguren. Buxtehude offenbar nicht", sagt sie.