15 Darsteller teilen eine Begeisterung für Großbritannien, dessen Sprache und Humor. Ein Besuch bei den Proben.

Zigarettenstummel und gebrauchte Dosen auf dem Boden. Eine Cola-Kiste als Tisch. Stühle, von denen die Farbe abblättert. Das Bühnenbild im Kulturforum am Hafen in Buxtehude macht neugierig. Doch der Zuschauersaal ist leer. Das Leben spielt sich im Nebenraum ab. Die Darsteller führen der Regisseurin Gwenda Mitchell ihre Kostüme vor, erörtern gemeinsam, wer wann wohin von der Bühne gehen soll. Nervenkitzel vor der Probe. Und das auf Englisch.

Das "English Theatre Buxtehude" befindet sich in der heißen Phase der Vorbereitung. Im September startete die Saison mit dem Einstudieren der Texte. Kurz nach Weihnachten begannen die wöchentlichen Proben. In einigen Tagen findet die erste Aufführung statt.

Seit 1985 gibt es das English Theatre, das aus einem Volkshochschulkurs hervorgegangen ist und inzwischen als Verein fungiert. Meistens bringen die rund 15 aktiven Darsteller Komödien auf die Bühne. Das erwartet das Publikum auch vom Verein.

Lustig geht es auch dieses Mal in "Costa del Packet" von Anthony Booth zu. Das Stück handelt von einer viel versprechenden Reise ans Mittelmeer. Aber die Frauen auf Tour müssen laufend mit Enttäuschungen fertig werden. Das zweite Stück, das am selben Abend aufgeführt wird, heißt "Nudes in waning light" von George Brockhill und macht einen Ehestreit zum Thema. Die Ehefrau kehrt unerwartet in ihr Haus zurück und stößt auf etliche verdächtige Indizien, die auf Orgien oder gar einen Seitensprung ihres Ehemannes hindeuten.

Die Auswahl der Stücke ist jedes Jahr eine Herausforderung. Jeder Darsteller muss mit einer Rolle bedacht werden und zu britisch darf der Humor auch nicht sein. "Es müssen Situationen sein, die gut visualisiert werden können", sagt Mitchell aus Wales, die seit vier Jahren Regisseurin am English Theatre ist und viele Jahre als Amateurschauspielerin im Ausland Erfahrungen gesammelt hat. "Der typische englische Humor kann ja nicht übersetzt werden."

Die Darsteller eint die Leidenschaft für England, weil sie dort eine gewisse Zeit gelebt haben, ein Faible für Fremdsprachen haben oder wie Gwenda Mitchell selbst aus Großbritannien stammen. "Wir legen Wert darauf, dass der Regisseur ein Native Speaker ist", sagt Antje Ehlers, die zusammen mit Waltraud Hundeshagen das Amt der stellvertretenden Vorsitzenden einnimmt. "Muttersprachler haben ein ganz anderes Gefühl für die Feinheiten der englischen Sprache." Sie selbst hat Spaß an der Herausforderung, ab und an in andere Rollen zu schlüpfen. "Was man ja im richtigen Leben nicht darf", sagt die 60-Jährige. "Außerdem liebe ich die Bars in England. Man kommt dort sehr schnell und gut ins Gespräch." Viele der Vereinsmitglieder haben sich nicht wegen der Schauspielerei für den Verein entschieden, sondern, um die englische Sprache weiter zu praktizieren wie etwa Waltraud Hundeshagen. Vor 15 Jahren ist die 55-Jährige dem Verein beigetreten, um zumindest ab und an nach ihrem dreijährigen Aufenthalt in England weiter auf Englisch kommunizieren zu können.

Seit über 20 Jahren ist Rosemarie Grunwald und seit 1985 ist der Vorsitzende Werner Behrmann dabei. Die Zeiten haben sich geändert. "Zu Beginn war das Theaterspielen noch reines Vergnügen", sagt Behrmann. "Aber sobald wir Eintritt genommen hatten, mussten wir ja auch was bieten."

Dass sie das können, zeigen sie jetzt auch. Fünf Schauspielerinnen verstummen und reihen sich vor der Treppe im Nebenraum auf. Es geht los. Alle Darsteller sind erstaunlich textsicher. Einige reden mit deutlich deutschem Akzent, aber das tut dem Stück kein Abbruch. Die Pointen sitzen.

Gwenda Mitchell macht sich Notizen. Unterbrechungen sind heute tabu. Am Ende ist die Regisseurin zufrieden. "Es gab kleine Schwierigkeiten, ein paar falsche Einsätze, aber ansonsten war es gut."

Renate Strohdach hakte etwas bei ihrem Text und ist deshalb unzufrieden. "Ich habe mich geärgert. Aber man sagt ja immer, wenn die Generalprobe nicht so gut läuft, dann klappt die Aufführung umso besser."