Das Unilever-Werk in Buxtehude feiert am Samstag sein 40-jähriges Bestehen. Der Standort war mehrfach von Schließungen bedroht.

Buxtehude. Millionen von Bürgern in Deutschland und Europa hatten und haben seit Jahren Buxtehude in ihrem Badezimmer stehen. Denn die bei Kunden beliebten Produkte Axe und Dove kommen aus dem Buxtehuder Zweigwerk des weltweit agierenden Unilever Konzerns. Am Sonnabend feiert dessen Belegschaft mit 1500 Gästen ihr 40-jähriges Bestehen. Dass es zu einer solchen Geburtstagsparty überhaupt kommen würde, war nicht immer zu erwarten, denn die Zukunft des Werkes stand mehrfach auf der Kippe.

1967 entstanden in Hamburg beim Elida-Gibbs Konzern die ersten Pläne, um neue Produktionsanlagen zu errichten. Die Kapazitäten in Hamburg waren aufgebraucht, der wachsende Konzern brauchte Platz. "Damals wurden 36 Gemeinden rund um Hamburg angeschrieben, um dort ein Werk zu errichten, dass Kapazitäten für 80 Millionen Stück pro Jahr hatte", sagt Werksleiter Uwe Wölfel. Buxtehude machte am Ende das Rennen, vor allem, weil die Stadt recht nah am Stammwerk in Altona lag und gute Perspektiven sowie günstigen Boden bot.

"Damals wurde uns unter anderem ein Gleisanschluss versprochen. Auf den warten wir noch immer", sagt Wölfel. Doch das fehlende Bahngleis behinderte die Planungen nicht. 1972 wurde das Werk eingeweiht, viele Frauen gehörten zur Belegschaft, die damals Produkte wie Brisk, Signal, Rexona, Pepsodent und Elidor produzierte. 220 Mitarbeiter zählte das Werk, das den Konzern damals 10 Millionen Euro Investitionssumme kostete.

Für Buxtehude war das Werk von Beginn an ein wichtiger wirtschaftlicher Standort. Daran hat sich bis heute nichts geändert. 430 Mitarbeiter zählt die Fabrik heute, mehr als 300 Millionen Flaschen mit Shampoos, Cremes, Lotionen und Duschgel werden inzwischen jährlich produziert. Und es sollen künftig noch mehr Produkte werden. Dies ist zumindest die Erwartung der Unilever-Zentrale in Großbritannien, die das Buxtehuder Werk als eines der besten Werke innerhalb des Konzerns für sogenannte "Personal-Care"-Produkte bezeichnet. Wölfel geht davon aus, dass sein Werk deshalb diese Herausforderungen auch meistern kann. "Wir sind sicher, dass wir das Vertrauen, das in uns gesetzt wird, auch künftig erfüllen werden. Denn wir haben immer die Konzernziele gut erfüllen können", so Wölfel.

Das ist auch einer der Gründe, weshalb das Werk überhaupt noch existiert, denn in den 70er und 80er Jahren war die Zukunft der Werkes keineswegs sicher. 1974 wurde das Werk in Buxtehude ausgebaut, 1975 die komplette Produktion von Altona nach Buxtehude verlagert. Kurz darauf, 1977, als es noch kräftige Subventionen für eine Stärkung des Wirtschaftsstandortes Berlin gab, plante Elida-Gibbs aus Kostengründen einen Umzug gen Osten. Buxtehude kämpfte um sein Werk, stand aber auf verlorenen Posten. Das Werk in Berlin wurde gebaut, 80 Mitarbeiter gingen an die Spree.

Die Produktionsstätte in Buxtehude hat sich trotz des Rückschlags gehalten und wuchs sogar auf 380 Mitarbeiter an - trotz des Aderlasses. "Es war dennoch eine schwierige Zeit. Wir starteten erfolgreich Timotei, was einige Jahre später aber wegen unzutreffender Fernsehberichte über die Zusammensetzung des Produktes von den Kunden nicht mehr gekauft wurde", sagt Wölfel. Die Produktion stagnierte.

"Unser eigentlicher Retter kam 1986 und hatte den Namen Axe", sagt der Werksleiter. Das Produkt eroberte den Markt im Sturm. Daran hat sich bis heute wenig geändert. Ein Drittel der Gesamtproduktion der Buxtehuder Produktionsstätte entfällt heutzutage auf die Axe-Produkte.

1990 fiel mit der Wiedervereinigung die Berlin-Subventionierung weg. Der Konzern strukturierte sich um. Das Berliner Werk wurde geschlossen, in Buxtehude waren plötzlich wieder Arbeitsplätze in Gefahr. Die Belegschaft war von sich aus zu Zugeständnissen bereit, um im innerhalb des Konzerns tobenden Kampfes um Arbeitsplätze und Produktionspläne konkurrenzfähig zu bleiben. Die Stadt Buxtehude unterstützte abermals die Mitarbeiter des Werkes. "Die Belegschaft hatte letztlich einen Sieben-Punkte-Plan vorgelegt, um die Produktionskosten um zehn Prozent zu senken. Das hat das Werk gerettet", sagt der Betriebsratsvorsitzende Norbert Carlsson.

Das Werk habe laut Wölfel wiederholt gezeigt, dass auch in einem Land mit hohen Lohnkosten konkurrenzfähig produziert werden könne. Das habe auch einen nicht zu unterschätzenden Grund: "Die Stärken des Werkes liegen im Know-how der Belegschaft", sagt Carlsson. Dieses Know-how habe aufgrund der Weitsicht der Mitarbeiter und der Werkführung auch in die Zukunft gerettet werden können - zum Nutzen der Belegschaft und des Konzerns und der Stadt Buxtehude.

In sicheres Fahrwasser gelangte das Werk letztlich mit der Marke Dove, die derzeit für zwei Drittel der Werksauslastung sorgt. "Im Jahr 2000 wurde die Produktion des damals noch wenig bekannten Produkts nach Buxtehude verlagert. Das war ein Glücksfall für uns", sagt Wölfel. Denn mit Axe und Dove liefert der Konzern an 38 Kunden weltweit gefragte Kosmetikprodukte.

Vor allem der europäische Markt wird von Buxtehude aus bedient, aber auch Länder wie die Türkei oder Südafrika gehören zu den Staaten, in denen Buxtehude täglich in den Badezimmerschränken steht. Das soll auch so bleiben. Laut Bürgermeister Jürgen Badur stehe die Stadt voll hinter dem Unilever-Werk am Alten Postweg. "Die Stadt wird weiterhin dieses Werk unterstützten, so, wie es in der Vergangenheit der Fall gewesen ist."