Schacht-Audorf. Mehr als 200 Kilogramm hat das Nordlicht auf das bisherige Rekordgewicht draufgepackt, um ganz sicher zu gehen. Nun muss er warten.

In gemächlichem Tempo radelt der Mann mit dem Rauschebart und der roten Erdbeermütze auf dem Kopf an der örtlichen Feuerwehr vorbei. Frank Dose sitzt auf einem mächtigen Stahlkoloss und tritt vor Hunderten Schaulustigen in die Pedale. Immer wieder sind „Franky“-Rufe und Anfeuerungen wie „Du packst das“ zu hören. Und Frank Dose packt es tatsächlich. Der 49-Jährige fährt mit dem schwersten fahrbaren Fahrrad der Welt 105 Meter weit. Rekord.

Um 17.13 Uhr am Sonnaben war es vollbracht und der Jubel in Schacht-Audorf groß. Stattliche 1080 Kilogramm bringt die Eigenkonstruktion des Lkw-Fahrers auf die Waage. „Das ist unbeschreiblich“, sagte der Schleswig-Holsteiner hinterher. Etwas anstrengend sei die Fahrt wegen der dicht gedrängten Zuschauer und der leichten Steigung gewesen. Aber: „Einfach geil.“

Bis zu drei Monate für die Rekord-Prüfung

Der Norddeutsche steht nun vor einem Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde. Bis zur offiziellen Anerkennung durch Guinness muss er sich allerdings noch etwas gedulden. Bis zu drei Monate könne die Prüfung eines privat angemeldeten Weltrekordversuchs dauern, sagte eine Guinness-Sprecherin.

Den Menschen in seinem Wohnort ist das egal. „Mittlerweile ist Schacht-Audorf in aller Munde“, sagte Bürgermeisterin Sabrina Jacob. Viele Freunde und Nachbarn feierten Dose an. „Frank Du bist für uns der Größte und Dein Fahrrad ist das schwerste der Welt“, stand auf einem Plakat.

Rund anderthalb Tritte pro Meter benötigt Dose nach eigenen Angaben, um mit etwa fünf Kilometern pro Stunde unterwegs zu sein. Seit März hatte er den Stahlesel zusammengeschraubt. In den vergangenen Tagen hatte er noch etwas Gewicht aufgesattelt, um mit etwas Puffer als neuer Rekordhalter anerkannt zu werden.

Den bisherigen Rekord für das schwerste fahrbare Fahrrad der Welt hält ein Belgier. Nach Guinness-Angaben brachte das Vehikel von Jeff Peeters im August vergangenen Jahres 860 Kilogramm auf die Waage. Das sind mehr als 200 Kilogramm weniger als die gewaltige Konstruktion aus Norddeutschland.

Allein die Reifen von Doses Gefährt haben einen Durchmesser von 1,53 Meter. Sie waren vorher an einem Güllelaster montiert. Der Stahl stammt teilweise vom Schrottplatz. Mindestens 5000 Euro hat Dose in sein Werk investiert. Bei dieser Summe hat er aufgehört zu zählen.

Und wie kommt man überhaupt auf so eine Idee? „Aus Spaß“, sagte der Tüftler. Die Pläne seien auf dem Heavy-Metal-Festival in Wacken entstanden. „Einfach kann jeder.“ Als ein Kollege an der Machbarkeit zweifelte, machte Dose ernst.