Lübeck. In Schleswig-Holstein gilt wegen der Tiere vielerorts Tempo 70. Das empört viele Politiker. Ein Limit zum Kinderschutz wurde dagegen abgelehnt.

Derzeit halten die Fledermäuse Winterschlaf und sorgen dennoch für Aufsehen in der Politik. Es kann doch nicht sein, dass die Fledermaus mittlerweile das halbe Land lahmlege, schimpft der FDP-Landtagsabgeordnete Christopher Vogt. Die Planung rund um die Autobahn 20 bei Bad Segeberg, wo derzeit etwa 22.000 Fledermäuse in der Kalkberghöhle überwintern, musste wegen diesen vor gut einem Jahr neu aufgenommen werden.

Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hatte Ende 2013 entschieden, dass der Schutz der Tiere nicht vernünftig berücksichtigt wurde und die Planfeststellung kassiert. Nun muss nachgebessert werden. Und nun kommt der Fall des Neubaus der Bundesstraße 207 dazu. Auf der Strecke, die im Süden von Lübeck die Orte Pogeez, Groß Sarau und Groß Grönau umfährt, ist in einigen Bereichen das Tempo auf 70 Kilometer pro Stunde reduziert worden.

Der Grund sind laut Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr in Lübeck neben baulichen Gegebenheiten an einigen Stellen die Fledermäuse. Auch in Mönchneversdorf (Kreis Ostholstein) wird das Tempo auf der L 216 in der Nähe eines Fledermausquartiers reduziert, nachdem die Bürger dort lange Zeit vergebens für ein Tempolimit zum Schutz der Schulkinder an einer Bushaltestelle gekämpft hatten.

Bis zur Umsetzung im ganzen Land dauert es zwar noch ein bisschen, und bei Tempo 70 wird kein Auto lahmgelegt. Nichtsdestotrotz fordert der FDP-Abgeordnete Vogt aufgrund des aktuellen Anlasses rund um die Eröffnung der Bundesstraße, das Planungsrecht zu entrümpeln. Das wolle seine Partei seit Jahren. Als die FDP in der Regierung war, sei es aber nicht durchzusetzen gewesen. „Ich bin sehr für einen angemessenen Tierschutz, aber es wird hier mittlerweile wirklich übertrieben“, sagt Christopher Vogt. Das schleswig-holsteinische Verkehrsministerium verweist seinerseits auf die diversen Gutachten im Planungsprozess, der zudem vor mehr zehn Jahren stattgefunden habe. Die Unterlagen zur B207 seien lange bekannt gewesen, und die FDP hätte etwas unternehmen können.

Ob das mit dem Tempolimit südlich von Lübeck wirklich etwas bringt, fragt sich auch Stefan Lüders. Er ist Fledermausexperte des Naturschutzbundes in Schleswig-Holstein. Eine Fledermaus kann einem Auto mit Tempo 70 nicht ausweichen, sagt er. Zudem sei es nicht so, dass die Tiere auf breiter Front die Straßen querten. Sie hätten genaue Routen, von denen sie kaum abwichen. Deswegen seien Unterführungen sinnvoll, in anderen Fällen könnte man Orientierungshilfen wie Alleen, die die Tiere direkt zur Straße führen, verändern. Auch Lüders wünscht sich eine Planung, die verhältnismäßig ist und findet es unglücklich, wenn für Fledermäuse das Tempo reduziert wird, aber für Kinder nicht.