Ein Streit um Kinder beim Grünkohlessen wird zur Posse: Sether Wehrführer lässt sich nicht wieder zur Wahl stellen, Vertreter steigt aus.

Seth. Wurst und Kasseler gehören auf den Teller, Röstkartoffeln und Schweinebacke ebenfalls. Grünkohl plus Beilagen steht in den holsteinischen Dörfern in der kalten Jahreszeit regelmäßig auf dem Speiseplan. Vielen Bewohnern der 2000-Einwohner-Gemeinde Seth (Kreis Segeberg) dürfte der Traditionsschmaus jedoch schwer im Magen liegen: Ein Streit ums Grünkohlessen hat die Freiwillige Feuerwehr entzweit. Wehrführer Thomas Rickert will sich am Freitag nicht wieder zur Wahl stellen, sein Vertreter Detlef Hödtke verlässt sogar die Wehr.

Schon seit Monaten streiten die Sether Feuerwehrleute mit ihren ehrenamtlichen Vorgesetzten über deren Führungsstil. Bereits vor Wochen kündigten mehrere der sieben Vorstandsmitglieder an, bei der Jahreshauptversammlung nicht wieder anzutreten. Der Streit um den Grünkohl sorgte nun für den endgültigen Bruch.

Was war passiert? Einstimmig hatte der Vorstand beschlossen, beim Grünkohlessen erstmals auch Kinder einzuladen. Doch kurz darauf trafen beim Festausschuss Mails mit Protesten ein. Der Vorstand wolle aus der Feuerwehr einen Kindergarten machen, hieß es da. Manche Feuerwehrleute weisen außerdem darauf hin, dass die meisten Kinder keinen Grünkohl mögen und die Feuerwehrleute gern in Ruhe essen möchten. Der Kreiswehrführer wurde um Vermittlung gebeten, doch irgendwann machten die Wörter "Meuterei" und "Mobbing" die Runde. Rickert und Hödtke gaben auf.

"Mit Kritik können die nicht umgehen", sagt Feuerwehrmann Dennis Oldenburg über die Wehrführung. Dass fast alle Feuerwehrleute geschlossen zusammenstehen, habe der "Lumpenball" am vergangenen Wochenende bewiesen. 350 Menschen hätten gemeinsam mit der Feuerwehr Fasching gefeiert. Nur ein paar Vorstandsmitglieder fehlten. Auch der Brandschutz im Dorf sei gewährleistet. Ein Kandidat für den Job des Feuerwehrschefs stehe bereit, sagt Oldenburg, der Stellvertreter werden will.

Der Führungswechsel bei der Feuerwehr ist bereits die zweite bedeutende Sether Personalie im neuen Jahr. Vor einer Woche trat Sönke Köneking (CDU) als Bürgermeister zurück und legte nach 19 Jahren seit Mandat in der Gemeindevertretung nieder. Der seit 2008 amtierende Bürgermeister entschloss sich zu diesem Schritt, nachdem der CDU-Vorstand entschieden hatte, Köneking nur auf Platz zwei der Liste für die Kommunalwahl im Mai dieses Jahres zu setzen.

Er musste sich Maren Storjohann geschlagen geben. Die Christdemokratin ist im Dorf bestens bekannt: Ihr Mann Gero vertritt den Wahlkreis Segeberg/Stormarn-Nord im Bundestag und führt seit Jahren als Vorsitzender den Orts- und Kreisverband der CDU.