Soziale Themen fordern Kiels neue Frontfrau heraus: Die SPD-Politikerin will den Mangel an bezahlbaren Wohnungen bekämpfen.

Kiel. Die neue Kieler Oberbürgermeisterin Susanne Gaschke (SPD) will mit Vorrang sozialpolitische Probleme in Angriff nehmen. Besonders wichtig sei ihr persönlich der Wohnungsbau, sagte die 45-Jährige nach ihrem Wahlsieg. Insbesondere Studierende und junge Familien mit kleinen Kindern fänden kaum noch bezahlbaren Wohnraum. Außerdem will die bisherige „Zeit“-Redakteurin den Krippenausbau voranbringen, den Schulausbau fördern und die Sportstätten sanieren, sagte Gaschke NDR 1 Welle Nord.

„Es gibt jetzt keine Verschnaufpause“, sagte Gaschke. Sie kündigte an, möglicherweise bereits am 26. November, spätestens Ende des Monats im Rathaus die Geschäfte zu übernehmen. Nachdem Kiels Oberbürgermeister Torsten Albig (SPD) nach der Landtagswahl zum Ministerpräsidenten gewählt worden war, führt derzeit kommissarisch Bürgermeister Peter Todeskino (Grüne) kommissarisch die Amtsgeschäfte. Albig gratulierte seiner Nachfolgerin zum Wahlerfolg.

Bei der Stichwahl am Sonntag bezwang Gaschke den CDU-Kandidaten Gert Meyer. Gaschke erhielt 54,09 Prozent der Stimmen, Meyer 45,90 Prozent. Damit fiel Gaschkes Sieg in der traditionellen SPD-Hochburg Kiel knapper aus als erwartet, ist aber dennoch ein wichtiger Erfolg ein halbes Jahr vor den Kommunalwahlen im Norden. Die Wahlbeteiligung betrug 31,94 Prozent. Rund 195 000 Wahlberechtigten waren zur Stimmabgabe aufgerufen.

Angesichts knapper Kassen will Gaschke auf neue Ideen setzen. Sie kündigte an, die Privatisierung städtischer Aufgaben wie Pflegedienste oder Recycling-Höfe zu überprüfen und möglicherweise rückgängig zu machen. Denn die Privatisierung komme der Stadt teils teurer, als wenn sie solche Aufgaben selber übernehme, sagte Gaschke am Sonntagabend NDR 1 Welle Nord. Sie bekräftigte noch einmal ihr Wahlkampfversprechen, dass über zwei umstrittene Projekte – den Bau der Stadtregionalbahn und eines kleinen Kanals in der Kieler Innenstadt – die Bürger in einer Volksabstimmung entscheiden sollen.

Trotz seiner Niederlage gab sich CDU-Kandidat Meyer nicht enttäuscht. „Ich kann mit meinem Ergebnis sehr zufrieden sein“, sagte er nach der Wahl. „Die CDU kann auch Großstadtpartei sein.“ Von einem tollen Ergebnis sprach der CDU-Landesvorsitzende Jost de Jager. Mit dem richtigen Kandidaten und den richtigen Themen könne die CDU auch in traditionell „roten Hochburgen“ gute Ergebnisse erzielen. „Das Wahlergebnis ist auch ein ermutigendes Zeichen für die Politik der CDU in den Städten“, sagte de Jager.

SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles gratulierte Gaschke, die nun als erste Sozialdemokratin die Geschicke der Landeshauptstadt lenken. „Ihr direkter Draht zu den Menschen und ihr Blick für die Wünsche, Sorgen und Nöte der Bevölkerung kommen ihr dabei zu Gute.“ Der SPD-Landesvorsitzende Ralf Stegner sieht einen wichtigen Etappensieg für seine Partei auf dem Weg zur Kommunalwahl.

Gaschke war als klare Favoritin in die Stichwahl gegangen, nachdem sie schon die erste Runde gewonnen hatte. Gaschke hatte sich vor der Wahl sehr knapp in einem parteiinternen Bewerberrennen durchgesetzt. Sie war nicht die Wunschkandidatin der SPD-Spitze.