Vereinsvertreter diskutieren Zukunft der Hamburger Fußball-Oberliga. Die Mehrheit ist gegen eine Staffel mit 16 Teams

Pinneberg. Hans Jürgen Stammer bewies Mut. Als im Heimspiel gegen den SC Victoria Gäste-Fans eine Leuchtfackel entzündeten, trat der Präsident der SV Halstenbek-Rellingen, 65, vor die Gruppe und untersagte höflich, aber bestimmt die weitere Verwendung von Pyro-Technik. Ein Anhänger mit Sonnenbrille stieß Stammer vor die Brust. Die Umstehenden rieten ihm, sich zurückzuhalten. Abseits des Spielfelds brannte nichts mehr an, nur auf dem Rasen aus HR-Sicht (3:0 für Victoria). So glimpflich enden Diskussionen auf den Oberliga-Plätzen nicht immer. Schon vor drei Jahren machte der Hamburger Fußball Verband (HFV) den Clubs die Benennung eines Sicherheitsbeauftragten zur Pflicht. In Halstenbek übernahm Platzwart Jürgen Wulf den Job. Demnächst wird er eine spezielle Fortbildung besuchen müssen. Der HFV erwartet von den Sicherheitsbeauftragten die Teilnahme. Kostenpunkt: 50 Euro. Fachleute geben Tipps, Konflikte im Gespräch zu bereinigen.

In Halstenbek liegt die Polizei-Wache gleich um die Ecke des Sportplatzes. Doch Stammer plädiert dafür, „lieber den Dialog mit den Fans zu suchen, als gleich die Ordnungsmacht zu bemühen.“ Auch zu anderen wichtigen Themen, die beim Aussprache-Abend des HFV im Jenfelder Verbands-Gebäude auf den Tisch kamen, bezog Stammer Stellung. Als ehemaliges Spielausschuss-Mitglied ist der Pensionär, der gemeinsam mit Abteilungsleiter Richard Peper und Manager Detlef Kebbe vor Ort war, strikt gegen die zur Saison 2016/2017 geplante Reduzierung der Staffelstärke von 18 auf 16 Teams. Auch der SV Rugenbergen, vertreten von Manager Andreas Lätsch und Obmann Oliver Mertins, sowie der VfL Pinneberg (Manager David Fock, Vorstand Manfred Kirsch) gehören der klaren Mehrheit an, die diesbezüglich keine Veränderungen wollen. „Ob man den Sponsoren nun Werbung in 15 oder 17 Heimspielen anbietet, das ist schon ein Unterschied“, argumentiert Stammer.

„Als Vollblut-Fußballer will ich an den Wochenenden auf dem Sportplatz sein. Je häufiger, desto besser“, sagt HR-Trainer Thomas Bliemeister. Kommen die Clubs damit durch? Beim Verbandstag Anfang Juni werden sie möglicherweise vor vollendete Tatsachen gestellt. Der Spielausschuss sieht erhebliche Probleme in der Abstimmung der Spielpläne mit den anderen Sechzehner-Ligen. „Bequemlichkeit“, glaubt David Fock,40. „Mit ein wenig Mehraufwand ließe sich das alles regeln.“

Ein Vorschlag Stammers wurde mit Beifall bedacht: „Macht Schluss damit, Freitagsspiele schon um 18 Uhr oder 18.30 Uhr anzupfeifen. Unsere Spieler sind Amateure, die nebenbei noch einen Beruf ausüben.“ Zu Auswärtsfahrten nach Buxtehude wegen der unsicheren Verkehrslage rund um den Elbtunnel um 16 Uhr aufbrechen zu müssen, sei nicht zumutbar.

Die Tendenz geht dahin, dass der Spielausschuss in Zukunft keine Anstoßzeit vor 19 Uhr zulässt. Was das Stiefmutter-Dasein der höchsten Hamburger Spielklasse betrifft, fühlt sich Rugenbergens Andreas Lätsch,53, von der Verbandsspitze im Stich gelassen. „Wir brauchen Ideen und Anreize, die Oberliga dichter an die Regionalliga heranzuführen“, fordert er. Wer kommt noch zu den Spielen, wenn der Oberliga-Meister, wie der FC Elmshorn 2013, regelmäßig aus finanziellen Gründen auf den Aufstieg verzichten muss? Lätsch denkt daran, die Geschäftswelt einzubinden. „Und wenn es nur ein einheitliches Logo auf den Hemdsärmeln ist.“ 1000 Euro kassierte Rugenbergen im Januar als Sieger des Hamburger Hallenmasters. Auch diese Einnahme-Quelle droht zu versiegen.

Der HFV ist vom Deutschen Fußball-Bund angehalten, ab 2016 nur noch Futsal-Meisterschaften auszurichten. Wenn keine Agentur oder Privatperson als Ausrichter einspringt, ist der Budenzauber in Alsterdorf, wo allein die Hallenmiete 6000 Euro beträgt, Geschichte. Die Kreis-Pinneberger Teams respektieren Futsal, sind aber an diesem fast körperlosen Ableger nicht interessiert. Erleichterung herrscht, dass Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) die Amateur-Kicker von der Mindestlohn-Regelung ausklammerte. „Unzufriedene Spieler hätten sonst einige Unruhe stiften können“, so Fock. Am Ende des langen Abends musste er ein bisschen lachen. „ Wir drei Kreisrivalen haben mit einer Zunge gesprochen. Das gibt es auch nicht alle Tage.“