Fünfte Pleite in Folge für Pro-B-Basketballer des SC Rist wirft Fragen auf. Vereinsführung bleibt gelassen

Wedel. Es hätte ein schöner Tag sein können für die Pro-B-Basketballer des SC Rist und insbesondere für ihren Headcoach Michael Claxton. Der 38 Jahre alte US-Amerikaner traf beim Gastspiel seiner Mannschaft bei den Dresden Titans Verwandte und Bekannte seiner aus der sächsischen Landeshauptstadt stammenden deutschen Ehefrau. „Es war schön, sie einmal wiedergesehen zu haben, aber wir hätten auch gern gewonnen“, sagte der enttäuschte Trainer.

Nach dem 70:89 (39:51) gegen den bisherigen Letzten Dresden Titans mussten Coach und Mannschaft die lange Rückfahrt nach Wedel ohne Punkte antreten, schon zum fünften Mal in Folge ging man auch zu Beginn der Rückrunde als Verlierer vom Parkett, blieb in der 13 Teams umfassenden Nordstaffel der dritthöchsten deutschen Herren-Spielklasse die Mannschaft mit dem längsten Negativlauf.

Über die Ursachen für die anhaltende Erfolglosigkeit seines Teams, das zuvor bereits Niederlagen gegen den Tabellenführer Rostock Seawolves, die Baskets Braunschweig, die Hertener Löwen und den VfL Bochum kassiert hatte, kann Claxton nur spekulieren. „Wir arbeiten Woche für Woche hart im Training und haben auch in jedem Spiel gute Momente, aber uns fehlen zurzeit die Konstanz und der Fokus für 40 Minuten Basketball auf diesem Niveau“, sagt der US-Coach.

Erfolgreicher wären die Wedeler nach Auffassung ihres Trainers, wenn sie häufiger auf den auch in der 2. Bundesliga ProA für die Hamburg Towers spielberechtigten Janis Stielow zurückgreifen könnten. Von den sechs Begegnungen, die der gebürtige Niedersachse in dieser Saison im grün-gelben Trikot des SC Rist bestritt, gewannen die Wedeler vier, bei den Niederlagen gegen die Hertener Löwen und die Rostock Seawolves erzielte der Student der Politikwissenschaften insgesamt 38 Punkte. Am zurückliegenden Pro-A-Spieltag saß der U20-Nationalspieler beim 54:76 bei Science City Jena aufgrund von Kreislaufbeschwerden allerdings 40 Minuten lang nur auf der Bank.

Ob Stielow wenigstens im letzten Pro-B-Spiel des Jahres 2014 am Sonnabend, 20.Dezember (Spielbeginn: 19.30Uhr), bei den Hertener Löwen im Kader der Wedeler steht oder sich voll auf die Pro-A-Partie der Towers tags darauf gegen Bundesliga-Absteiger SC RASTA Vechta (17 Uhr, Wilhelmsburg) konzentrieren soll, weiß auch der 19 Jahre alte Aufbau- und Flügelspieler noch nicht. „Das müssen die Trainer Hamed Attarbashi und Michael Claxton untereinander ausmachen.“

Ein übriges tut die Zusammensetzung des Wedeler Pro-B-Kaders. Mit Kapitän Christoph Roquette, Fabian Böke, Jens Hirschberg und Markus Timm stehen vier Spieler voll im Berufsleben, weitere studieren oder gehen noch zur Schule. Voll auf Basketball konzentrieren können sich daher neben dem Coach nur dessen Landsmänner Diante Watkins und Denzell Erves.

Trotz der aktuellen Niederlagenserie steht der SC Rist im Rennen um die Play-off-Plätze eins bis acht derzeit als Tabellenvierter (14 Punkte) immer noch gut da, doch das kann sich schnell ändern, trennen doch den aktuellen Spitzenreiter Rostock Seawolves (18), der zudem auch noch beim VfL Bochum verlor, und den Zehnten (Uni-Riesen Leipzig/zwölf) gerade einmal sechs Zähler. Für Michael Claxton ist das nur ein weiterer Beleg für die Ausgeglichenheit der Pro-B-Nordstaffel. „Jeder Spieltag bringt neue Überraschungen.“ Zu den für die Wedeler unangenehmeren zählen dabei die drei Niederlagen gegen den nächsten Gegner Hertener Löwen, die Uni-Reisen Leipzig und eben die Dresden Titans, denen nach jetzigem Stand allesamt der Gang in die Play-down-Runde droht.

Um so schnell wie möglich in die Erfolgsspur zurückzufinden, will Michael Claxton im Training künftig noch gezielter an den Schwächen seiner Mannschaft arbeiten. „Wir müssen dabei vor allem an vielen Kleinigkeiten arbeiten“, sagt der Coach. Dazu gehörten genauere Pässe zum Mitspieler ebenso wie das Herausspielen klarer Chancen unter dem Korb und vor allem eine Steigerung in der Verteidigung.

Als größtes Manko hat der US-Trainer allerdings die enorme Zahl der Ballverluste seines Teams ausgemacht, in Dresden ließen sich die Wedeler 23-mal das Spielgerät abjagen und brachten sich damit um alle Chancen. „Die Titans haben es mit einer extrem aggressiven Defensive geschafft, Druck auf uns auszuüben und uns so zu Fehlern gezwungen.“ Davon ließ sich sogar Aufbauspieler Diante Watkins anstecken, musste siebenmal das Spielgerät hergeben.

Die Titans gewannen ihr Heimspiel aber auch dank zweier kurzfristig verpflichteter Neuzugänge. Der Tscheche Jaro Tyrna und der Israeli Guy Aud erzielten bei ihrem Debüt zusammen 29 Punkte. Nachbesserungen im Kader sind beim SC Rist zumindest zu diesem Zeitpunkt der Saison kein Thema. „Gerade jetzt ist der Markt wenig ergiebig“, sagt Claxton, der trotz der schwarzen Serie gelassen bleibt. „Wir sind in einer schwierigen Phase der Saison und stehen vor riesigen Herausforderungen, aber die werden wir meistern, wenn wir es schaffen, als Mannschaft zurück in die Spur zu finden,“ sagt der Coach, der vor seinem Engagement in Wedel sieben Jahre lang die US-Highschool-Mannschaft der Seattle Academy (US-Staat Washington) betreute, davor aber lange in Deutschland spielte, unter anderem 2003/04 für den SC Rist.

Dort hält man nach wie vor große Stück auf den Mann, der vor zehn Jahren als Spieler gemeinsam mit dem damaligen Headcoach Patrick Elzie den drohenden Abstieg der Wedeler aus der Regionalliga Nord abwendete.

Statistik: Viertel: 25:21, 26:18, 17:20, 21:11.SC Rist (Punkte): Diante Watkins (22), Denzell Erves (10), René Kindzeka (9), Fabian Böke, Christoph Roquette (je 8), Fabian Strauß (je 3), Jens Hirschberg, Lennard Larysz (je 3), Jamo Ruppert (2), Christopher Geist, Markus Timm.