Bitteres 0:4 des Oberligisten FC Elmshorn im „Abstiegs-Endspiel“ gegen USC Paloma

Elmshorn. Etliche der ohnehin nur noch 150 Besucher traten fluchtartig den Heimweg an. Der FC Elmshorn verjagt seine treuesten Fans. Das 0:4 (0:1) zu Hause gegen den USC Paloma war ein zweiter Tiefpunkt nach dem 0:5 beim SC Vier- und Marschlande in 28 Monaten Oberliga-Fußball. Die Elmshorner sind Letzter. Was sie boten, war das Allerletzte. So spielt ein Absteiger.

Florian Gossow wich allen Fragen nach dem Abpfiff mit einem Lächeln im Gesicht aus. „Solche Tage gibt’s, an denen nichts klappt. Kritik äußere ich nur intern“, sagte der neue FCE-Coach, der sich mit dem 2:2 in Pinneberg so vielversprechend beim „FC Hollywood“ des Hamburger Speckgürtels eingeführt hatte. Gossow, der vereinzelte Akteure nach dem Abpfiff tröstete, warf sogar noch einen zuversichtlichen Blick nach vorn: „Warum sollten wir die nächste Begegnung in Meiendorf nicht gewinnen?“

Die Gegenfrage, die sich dem geschockten Betrachter stellt, lautet: „Wie, bitte?“ Die Gastgeber vernachlässigten alle Grundtugenden im Abstiegskampf. Eiserne taktische Disziplin, Zweikampfstärke, Teamgeist? Fehlanzeige. Jeder wurstelte vor sich hin. Entspannt beobachtete Bernd Ruhser das Treiben auf dem grünen Rasen. Gossows Vorgänger ist anscheinend heilfroh, für dieses Chaos namens FCE nicht mehr verantwortlich zu sein. „Mir gehts bestens, ich vermisse nichts.“

Gossow gehts insofern gut, dass er beim Antritt seines „Himmelfahrt-Kommandos“ eine Jobgarantie bis zum 30. Juni 2015 aushandelte. Wer ihn ein bisschen kennt, weiß, dass ihn die gegenwärtige Situation eher motiviert als demoralisiert. Diese schier unlösbare Aufgabe, nun schon acht Punkte Abstand zum siegreichen USC (Viertletzter) aufholen zu müssen, reizt ihn. Doch mit dem vorhandenen Spieler-Material wird ihm das wahrscheinlich nicht gelingen. Haben einige Akteure in diesen 90 Minuten um ihren Rauswurf während der Winterpause gebettelt? Coach Gossow schweigt dazu.

Klarer äußerte sich Hauke Brückner, 34, früheres Riesentalent von FCE-Vorgänger Rasensport, der in der 2. Liga (FC St. Pauli) Karriere machte, die er nun beim USC im defensiven Mittelfeld ausklingen lässt. „Diese Aufgabe hatten wir uns schwerer vorgestellt“, sagte der Ex-Profi, der sich freute, „Kuddl“ Mumm, den einstigen Raspo-Obmann, unter den restlos enttäuschten Besuchern zu entdecken und mit ihm noch ein längeres Gespräch zu führen.

Brückner räumte Probleme für Hamburgs Pokalsieger während der ersten Viertelstunde ein. Patrick Ziller hatte Pech mit einem Pfostenschuss (8.). Dann kam beim FCE-Anhang nur noch Frust auf. Bedrängt, aber nicht entscheidend gestört, hielt Swen Drews bei einem Eckball von Denny Schiemann den Kopf hin – 0:1 (26.). Florian Gossow reagierte drastisch, nämlich mit drei Wechseln. Marc Lange, Sven Tepsic und Nouran Ghadimi lösten beim Seitenwechsel Manuel Kaladic, Marvin Baese und Jan Novotny ab. Nichts wurde besser, im Gegenteil. Lange verzettelte sich anfängerhaft am rechten Strafraumeck und ließ sich den Ball wegspitzeln. Aus 17 Metern schoss Rodrigo Lemos-Lala das 0:2 (47.). Keeper Marko Schröder blickte ins Flutlicht und griff beim Kopfball von Jannik Dreyer daneben – 0:3 (49.).

Dafür rehabilitierte er sich in der 55. Minute, als er einen schlecht geschossenen Foulelfmeter von Schiemann abwehrte. Ein Mutmacher war das nicht. Gleich darauf standen die Elmshorner wieder nur Spalier. Lemos-Lala erzielte das 0:4 (61.). Patrick Scheidt, diesmal als Abwehrchef glatt überfordert, zitierte Götz von Berlichingen. Torwart Schröder ist der Verzweiflung nah. „Einige von uns haben gar nicht realisiert, was hier abgeht.“ Patrick Ziller handelte sich die Gelb-Rote Karte ein, weil er sich revanchierte, als er festgehalten wurde (75.). Hauke Brückner gab ihm „freundliche Worte“ mit auf den Weg in die Kabine. „Keine Gehirnzellen“.

Ein Schuss von Maximilian Waskow auf die Latte (78.) und ein Freistoß von Lange, den USC-Torwart Sven Voß gekonnt entschärfte (90.), trösteten diejenigen, die noch ausharrten, nicht über einen desillusionierenden Abend an der Wilhelmstraße hinweg.