Die Elmshorner Sportlehrerin Barbara Hofmann ist eine Pionierin der Frauen-Fitness

Elmshorn. In und um Elmshorn herum wird es wohl keine fitnessbewusste Frau geben, die nicht sofort an Barbara Hofmann denkt, wenn vom „Vie Vitale“ die Rede ist. Die 49 Jahre alte Chefin des „Familien-Studios für Fitness und Gesundheit“ ist auch die perfekte Botschafterin für all das, was sie in mehr als 20 Jahren beim Elmshorner MTV angeregt und aufgebaut hat. Die attraktive blonde Frau aus Bayern strahlt Selbstbewusstsein und Lebensfreude aus. Und wenn sie erzählt, warum sie den Namen „Vie Vitale“ ausgewählt hat, dann leuchten ihre Augen.

„La Vie Vitale“, bricht es aus ihr heraus. „Dieses positive Lebensgefühl, voller Lust und Freude.“ Sie springt auf dabei, ihre Hände greifen in die Luft. „Ein vitales Leben also, das ist es doch, was wir vermitteln wollen.“ Würde Barbara Hofmann in diesem Augenblick in ihrem Reihenhaus in Kölln-Reisiek vor lauter Übermut ein Rad schlagen, es könnte einen nicht überraschen.

Mit einem Radschlag hat die Lebensgeschichte der Gründerin und Chefin des großen, vereinseigenen Fitness-Studios in Elmshorn tatsächlich begonnen. Und das ist eine Geschichte, so schön wie ein kleines Märchen. Es war einmal ein kleines Mädchen. Mit vier stand es gerne zu Hause am Fenster und schaute in die Welt hinaus. Und dort sah es eines Tages, wie ein anderes Mädchen Rad schlug. Und noch einmal und wieder und wieder. Das kleine Mädchen war so fasziniert, dass es allen Mut zusammennahm und versuchte, auch ein Rad zu schlagen. Sie fiel immer wieder hin und gab doch nicht auf. Und dann, nach ein paar Tagen, rief sie die Eltern und die Geschwister zusammen und zeigte es ihnen: Auch sie konnte ein Rad schlagen!

„Das war der Augenblick, an dem ich beschloss, Sportlehrerin zu werden“, erzählt Barbara Hofmann mehr als 40 Jahre später. Dass sie mit vier Jahren schon wusste, was eine Sportlehrerin ist, gehört auch zu ihrer ungewöhnlichen Familiengeschichte. Ihre Mutter, die bei der Post angestellt war, erzählte den Kindern, dass sie viel lieber Sportlehrerin geworden wäre. Die kleine Barbara wurde in Ansbach, einer Kleinstadt mit 40.000 Einwohner in Franken, erst einmal Kunstturnerin. „Drei- und viermal in der Woche habe ich trainiert“, erzählt sie jetzt am Wohnzimmertisch. Auf einem Bild an der Pinnwand lächelt sie mit blonden Zöpfen. Das Foto darunter zeigt Ole, ihrem 15-jährigen Sohn, der Fußball bei Holsatia spielt. Für Barbara Hofmann war, wie auch für ihre ältere Schwester Andrea, der Berufsweg klar. Beide studierten Sport im Hauptfach. „Über Erlangen, Amsterdam und Würzburg bin ich auf die Sporthochschule nach Köln gewechselt“, erzählt die Gründerin des ersten vereinseigenen Fitness-Centers im Heimatgebiet. „Gerade für uns Frauen im Sport waren das revolutionäre Jahre.“

Zwei Schönheiten aus Hollywood, die Schauspielerinnen Jane Fonda und Sydney Rome, waren es, die rund um den Globus die Frauenwelt in fröhliche Aufruhr versetzten und ihnen zu einem befreienden Körperbewusstsein verhalfen. „Aerobic“ hieß ihre Botschaft. Und in hautengen Bodys, mit Stirnband und Stulpen für die Waden, brachten Mädchen und Frauen altehrwürdige Turnhallen zum Kochen. Und Barbara Hofmann, die Sportstudentin aus Franken, war in der ersten Reihe mit dabei. „Bis zu 20 Stunden wöchentlich jobbte ich in einem Sportstudio in Recklinghausen“, erzählt sie von den Anfängen. „Und der Arbeitstitel meiner Diplomarbeit hieß: ,Qualitäts-Überprüfung von Fitness-Studios’. Manches daraus hat bis heute Bestand.

Als sich die Sportlehrerin mit der neumodischen Diplomarbeit 1990 beim EMTV bewarb, bekam sie von den älteren Herren im Vorstand erst einmal was zu hören. „Der ganze Trubel mit der Aerobic ist doch schon vorbei“, musste sie sich anhören. Aber sie wolle doch „America-Fitness-Dance“ nach Elmshorn bringen, bekam sie damals schnell die Kurve. Da die Herren nicht wussten, was genau das ist, das aber nicht zugeben mochten, stimmten sie zu. „Ich habe Zettel gedruckt, sie in Elmshorn verteilt. Innerhalb von Monaten hatte ich 600 Frauen in den Gruppen.“

Warum es sie damals nach Elmshorn zog? Natürlich der Liebe wegen. Die wiederum hat sich nicht als so haltbar erwiesen. Das Ehepaar ist geschieden. Das vereinseigene Fitness-Unternehmen aber, das Barbara Hofmann auf die Beine stellte, wächst und floriert weiter. Im alten Turnerheim, das der EMTV umbauen und erweitern ließ, wurde am 1. September 1996 auf fast 1000 Quadratmeter das „Vie Vitale“ eingeweiht. Es ist gerade um mehr als 300 Quadratmeter erweitert worden.

Inzwischen stellen Männer etwa ein Drittel der 1300 Mitglieder und Kursteilnehmer. Der ganze Betrieb mit 80 Kursangeboten wöchentlich wird von fünf festen und 20 freien Mitarbeitern geführt und geleitet. „Von Babys angefangen, lernen Kinder und Jugendliche bei uns, den Sport fest in ihr Leben zu integrieren“, fasst Barbara Hofmann ihren Einsatz für Körper und Seele zusammen. „Aber auch mit über 80 können Frauen und Männer bei uns neue Lebensfreude gewinnen.“

Doch auch eine Fitness-Queen kann Pech haben. Barbara Hofmann erlitt kürzlich einen Bandscheibenvorfall und ist jetzt in der Reha.